Blaues Wunder
Viele sind immer noch der Ansicht, dass ein Ministeramt auch Kompetenz im eigenen Ressort voraussetzt. Diese These wurde jüngst wieder etwas ins Wanken gebracht, als die Sozialministerin nach dem Beschluss der Kassenreform gewisse Fragen stellte. Diese wiederum erweckten den Eindruck, dass Basiswissen offenbar nicht immer die Basis einer Reform sein muss. Aber Minister heißt ja „Diener“ und somit wird klar, dass dieser Job in der Kompetenzhierarchie nicht ganz oben stehen kann. Dort sitzen Sektionschefs, die nach der österreichischen Entscheidungstrias „Ja-Nein-Wurscht“ agieren. Letzteres ist vermutlich der häufigste Motivationsmotor. Zum Glück gibt es gegen diesen Stillstand nun einen „Roten Orkan“, wie man am SPÖ-Landesparteitag in Oberösterreich erstaunt vernehmen konnte. Dieser sei der Sturm, der nun geerntet würde von der Regierung, die einst den Wind sähte. Diese Erkenntnis ist beachtenswert. Bibelzitate sind bei einer roten Parteiveranstaltung äußerst selten und könnten neue Allianzen andeuten. Denn nur mit Hilfe von ganz oben ist der fromme Wunsch zu realisieren, der ebendort geäußert wurde. Nämlich, dass der Oppositionsführer nur ein vorübergehend außer Dienst befindlicher Bundeskanzler sei. Und: eigentlich ist er der Kanzler der Herzen. Das ist herzig. Denn er ist nicht einmal der Parteivorsitzende der Herzen, eher jener der Vernunft. Immerhin, denn diese pausiert gern in der Innenpolitik und weicht dem simplen Ressentiment. Wenn etwa die Sozialministerin eben jene Kasse zerschlagen will, die sie einst als Vorsitzende abgelehnt hat. Wenn hier Vernunft einkehrt, wäre das ein blaues Wunder.