Der Saunapräsident
Die Innenpolitik ist an schillernden Persönlichkeiten arm. Daher sollten wir dankbar sein, dass es sie vereinzelt noch gibt, wie etwa Frau Stenzel. Sie ist nämlich zum einen sehr flexibel, was ihre ideologische Einstellung betrifft. Das war der Prolongation ihrer Karriere förderlich. Sie ist auch eine Volksspürerin par excellence. So ließ sie uns nun wissen, wie sie durch wissenschaftliche Recherche den wahren Willen der Bevölkerung erkannt hatte. Durch intensive Gespräche in der Sauna und im Schwimmbad erfuhr sie nämlich, dass der neue Präsident nur Hofer heißen kann. Die Saunaforschung ist ja ein bewährtes und reliables Mittel um Wahlergebnisse voraus sehen zu können. Ähnlich der Eingeweideschau in alten Zeiten kann durch Schweißanalysen der Stand der Demokratie abgefragt werden. Auch das Aufgussverhalten lässt wichtige Rückschlüsse zu, ob das Land nach rechts oder links gewachelt wird. Bleibt nur die Frage, ob diese Untersuchungen in der gemischten Sauna stattfanden. Denn dann kann es sein, dass Politisches von anderen Prioritäten überschattet wird und so entstünde eine kleine Unschärfe der Prognose. Auch das Schwimmbad als Politbarometer sollte nicht vernachlässigt werden. Denn das Trampolin ist nicht nur ein Freizeitgerät, sondern auch das Symbol für Sprungbrett. Wenn also vermehrt Badegäste den Zehnerturm besteigen, ist das ein Indiz für steigenden Optimismus. Und der wiederum war immer schon ein Markenzeichen von Frau Stenzel. Nun gibt es die These, Optimismus wäre nur eine Form von Informationsmangel. Aber in diesem Fall ist der Mangel wohl ganz woanders zu finden.