Du du du!
Der Beginn eines Neuen Jahres ist eine gute Gelegenheit für Optimierungsversuche der Lebensgewohnheiten. Da den eigenen Wahrnehmungen nicht zu trauen ist, holt man sich gerne Tipps von so genannten Fachleuten. Wie etwa von Gesundheitspäpsten, wissende Heilige der Ernährung und Lebensart. Und wie bei Päpsten oft üblich, dominieren restriktive Ratschläge. Alkohol, Rauchen, Drogen, zu viel Sex mit falschem Gegenüber kannten wir bereits als sicher todbringend. Dazu kamen in letzter Zeit Fleischkonsum, Salz oder Zucker in allen Formen. Zu wenig Bewegung und zu viel Bewegung sind gleichermaßen prekär. Auf lange oder kurze Sicht. Ausgewogene Ernährung ist sowieso gefährlich, sollte dabei das Gemüse zu kurz kommen. Obst ja, aber dann doch wieder nein, wenn aus anderen Erdteilen oder roh.
Obwohl gekocht auch schlecht wegen der Vitamine, die das Obst dann fluchtartig verlassen. Schlaf ist bedenklich, wenn zur falschen Zeit, wie nach dem Essen. Im Büro besser.
Atmen kann unter gewissen Umständen falsch sein, also Obacht! Lachen und Weinen nur zur richtigen Zeit bitte. Und ganz gefährlich: das Leben selbst. Denn es kann das Leben kosten.
Das Schädlichste von allem aber scheint Lebensfreude zu sein, Genuss im Augenblick ohne langes Nachdenken. Spontaneität und vor allem Humor. Denn dieser ist in all diesen Expertisen auffällig abwesend. Diese Spießigkeit, die sich als Wissenschaft tarnt, duldet nur quasi-religiösen Ernst.
Also ist der logische Vorsatz fürs nächste Jahr, diese Stimmen zu ignorieren. Und endlich wieder auf sich zu hören und es ordentlich krachen zu lassen.
Auch gefährlich, aber wenigstens lustig.
In diesem Sinne: Prosit!