HEIMAT IST ÜBERALL
Heimat ist ein diffuser Begriff. Natürlich ist sie mehr als ein geografischer Ort, manchmal sogar mehr als das Zugehörigkeitsgefühl zu einem ganz bestimmten Menschenschlag.
Die Heimatexperten in unserem Heimatland sind die Freiheitlichen – sie repräsentieren den Heimatschutzgedanken in seiner reinsten, will heißen rabiatesten Ausprägung: Sie sind Heimat-Hooligans. Immer wenn Wahlen bevorstehen, entdeckt diese Partei zudem eine heimliche Leidenschaft, die Literatur. Im Besonderen die Lyrik.
Im Burgenland wirbt sie nun mit Plakaten um Zustimmung, auf denen zu lesen steht: "Heimische Könner statt Ost-Dumpinglöhner". Angesichts dieses eleganten Reims ist man fast geneigt, von Kunst im öffentlichen Raum zu sprechen.
Freilich wurde nun ein hinterlistiges Foto publik, das zeigt, wie ebendieses Plakat affichiert wird. Aber, und das ist der Skandal, von einem Mann, der einem Lieferwagen mit ungarischem Kennzeichen entstiegen ist. Mit diesem Bildbeweis glaubt nun die politische Konkurrenz, üble Stimmung gegen die Heimatpartei machen zu können. Die Freiheitlichen finden das billig. Richtig, und zwar im wahrsten Sinn des Wortes: Vermutlich ist dieser ungarische Subunternehmer kostengünstiger als eine heimische Fachkraft.
Im Grunde wird aber hier nur eine Hetzkampagne gegen die geistige Avantgarde geführt. Während die Kritiker in ihren dumpfen und überkommenen Vorurteilen von einer engstirnigen Rechtspartei verharren, setzen die Blauen neue Maßstäbe. In Zeiten wie diesen muss der Heimatbegriff einfach um neue Dimensionen erweitert werden. "Polyglott statt Provinztrott" lautet das Prinzip, auf ein lyrisches Motto gebracht. Und das steht keineswegs im Widerspruch zu dem Wahlspruch "Heimvorteil für Burgenländer".
Denn das Burgenland ist gewissermaßen überall.
Die Forderung "Arbeit für unsere Leut’" orientiert sich nicht an so banalen Äußerlichkeiten, wie es ein Autokennzeichen ist. Die Grenzen sind längst gefallen, zumal bereits in einem Drittel der österreichischen Gebisse ungarische Zahntechnik heimisch geworden ist.
Was wäre der Ruster Kirtag ohne fetttriefende Langos oder das Land ohne den Großgrundbesitz der Familie Esterhazy? Das haben die Blauen in ihrer weltmännischen Art längst erkannt. Daher verzichten sie auf jede Deutschtümelei, sogar wenn es um die Rechtschreibung geht.
Aber es ist noch viel zu tun gegen den Kleingeist.
Oder, um einen großen Blauen aus dem Süden zu zitieren:
"Backen wir es an!"