Myrrhen-koalition
Diese Zeit im Jahr steht im Zeichen der drei Weisen.
Sie bringen Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Denn es ist im Sommer des letzten Jahres ein Komet erschienen am Polithimmel und die Mehrheit des Volkes war bereit ihm zu folgen. Und, so sagt die Prophezeiung, die Sterne stehen auf Veränderung. Die Drei kommen zur rechten Zeit, denn das Gold des Melchior wird dringend nötig sein um alle bugdetären Versprechen halbwegs einlösen zu können. Und nach all der Selbstbeweihräucherung der Koalitionsverhandlungen scheint Balthasars Weihrauchnachschub mehr als überfällig. Die Myrrhe des Caspar stammt aus Afrika. Nicht jedes Mitbringsel, das dieser Kontinent bietet, ist dieser Tage willkommen. Doch in dem Fall ist die Vielseitigkeit des Harzes doch zu bestechend. Gilt es unter anderem auch als Aphrodisiakum, Wer sich die eigentümliche Harmonie der beiden Regierungspartner in Erinnerung ruft, weiß nun, dass hier offenbar eine gehörige Menge der begehrten Substanz vorab bestellt wurde. Zudem kennt die Medizin seit dem Altertum den krampflösende Effekt der Myrrhe. So lässt sich ganz einfach der Unterschied zwischen dem verbissenen FPÖ-Chef im Wahlkampf und dessen spätere Entkrampfung zum Staatsmann erklären. Das Problem der Drei Könige ist allerdings, dass sie nur einmal im Jahr erscheinen. Was nun, wenn schon im Sommer das Gold aufgebraucht, der Weihrauch verdampft? Dann kann immer noch die vielseitige Myrrhe herhalten. Denn damit wurde früher einbalsamiert. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Regierung, deren Vitalität längst entschwunden, quasi konserviert die fünf Jahre Macht aussitzt.