Gutes Tabu
Mister Cartoon-Deix, der ja wahrlich ein eitriger Emotionspickel im glatten Gesicht der Österreicher ist, hat eigentlich nur ein Tabuthema, worüber er nie zeichnet: Die Versehrtensportler. Dabei gibt es nichts Skurrileres, als Amputierte und Ramponierte mit dem Anti-Gestus durchgestylter Sportler durch die Arenen humpeln zu sehen.Ok, jeden kann es jeden Tag erwischen, und er ist unfreiwillig Mitglied der Versehrtentruppe. Aber muss man dann gleich mit dem äffischen Getue der sogenannten Weltsportler herumgestikulieren?
Einen gnadenlosen Höhepunkt emotionaler Entgleisungen lieferte wohl jener heimische Rollstuhlsprinter, der seinen Sieg der Mutter und Gott gewidmet hat. Da wird es Gott aber aus dem Rollstuhl geschmissen haben.
Hier fällt einem natürlich sofort der oberösterreichische Komponist Anton Bruckner ein, der die vorletzte Symphonie dem Kaiser gewidmet hat, und als es keinen Cash für diese Widmung gab, hat er die letzte Symphonie gleich Gott gewidmet. Eine Gotteswidmung kostet nämlich nichts und tut nicht weh!
Irgendwo hält die mentale Verfassung der Versehrtensportler mit den motorischen Leistungen nicht mit, wahrscheinlich eine Frage der Industrialisierung und Kommerzialisierung des ganzen Genres.
Ein völliges Rätsel bleibt ja ohnehin die Frage der Disziplinen. Also warum ist Rollstuhlkurbeln sportlich, eine Dialyse hingegen nicht? Pervers fortgedacht müsste es ja einen Wettbewerb über die schnellste Blutwäsche, die flotteste Hüftoperation und den quicksten Viagraeinsatz geben.
Heilbehelfe als Sportgeräte, wo ist der Unterschied?
Gute Tabus erkennt man daran, dass man darüber nicht diskutiert. Wenn einmal Mister Deix dieses Tabu respektiert, dann ist es wirklich ein gutes.