Juckreiz in Bronze
Mit Wallis linkem Bronze-Arm stimmt etwas nicht. Vielleicht hätte er ursprünglich doch ein rechter werden sollen, aber der gute Guss-Rudi hat in seinem Mailänder Atelier nur linksdrehenden Gips vorrätig gehabt. Die Muskeln des Torsos sind jedenfalls stark genug ausgeprägt, dass man auch als rechter Arm was machen könnte. Das Volk grüßen zum Beispiel, aber nicht nach ihm ausstrecken, dafür ist die Bronze zu hoch angesetzt.
Da wir in das Innere des Bronze-Kopfs nicht hineinsehen können, wissen wir folglich auch nicht, in welcher Schalt-Reihenfolge linker und rechter Arm in der Birne der Plastik verankert sind. Denn Nerven wird dieses Ding wohl haben, kann mir doch keiner sagen, dass man so ein Bronzeungetüm ohne Nerven auf die Leute loslässt.
Vielleicht ist diese wilde Hand, die vorne am Metall draufsitzt nur auf dem Weg zum Bronze-Hintern, um sich selbst etwas abzuwischen.
Immerhin ist viel Taubendreck in öffentlichen Räumen unterwegs und da kann es eine so lebendig gehaltene Bronzefigur schon mal an der Hinterseite zwicken.
Vielleicht will der Arm auch nur auf etwas zeigen, das noch nicht aufgestellt ist, auf den Schwiegersohn etwa, der demnächst auch in Bronze gegossen werden soll, damit man ihn aus dem Landtag hinaustragen kann.
Sehr umsichtig hat die zu Bronze erstarrte Familie die Büste für den öffentlichen Raum zurückgezogen, als man ihr geflüstert hat, dass der Gegossene zumindest im Guss an Stalin erinnert. Nicht einmal unter Putin kann man sich zur Zeit vorstellen, dass man einen von der Zeit gekrümmten Stalin zeigt, auch wenn der Aufsteller einen ähnlich klingenden Namen trüge.