MITerfinder des RAP, GodFather of HIP HOP: I want you to know that these are the breaks....
"Clap your hands everybody if you got what it takes, 'cause I'm Kurtis Blow and I want you to know that these are the breaks!"
Hip Hop-Head oder Disco-Mäuschen, kaum jemand kennt diese Nummer nicht. "The Breaks" ist 1980 (nach "Rapper's Delight" der Sugarhill Gang) die zweite Hip Hop-Single, die den Sprung in die R'n'B-Top-Five schafft und gleichzeitig die erste, die Gold-Status erreicht. Kurtis Blow wird zum Superstar des jungen Genres und ebnet dem Rap weltweit den Weg.
Sein rhythmischer Sprechgesang hatte die Schlagfertigkeit und jugendliche Aufschneiderei authentischer Ghetto-Reports vom ethnischen Leben zwischen Fürsorgebehörde, Gefängnis und Spielhölle, ließ aber gleichzeitig einen distanzierten urbanen Witz hören, der die flotten Sprüche auch für Weiße und wohlhabende Schwarze außerhalb der Problemzonen städtischen Lebens amüsant machte. "Not a preacher or a teacher or an electrician / A fighter or a writer or a politician / The man with the key to your ignition / Kurtis Blow is competition."
Zur Abwechslung beginnt die Geschichte mal nicht in der Bronx:
Blow, Kurtis , bürgerlich: Kurt Walker kommt am 9. August 1959 in Harlem zur Welt. Die Anfänge der Hip Hop-Bewegung verfolgt er nicht als Zuschauer: Er ist von Anfang an, sprich: seit den 70er Jahren, mittendrin. Anfangs als Breakdancer, später wechselt er an die Plattenteller. Als Kool DJ Kurt rockt er Block Parties und Club-Abende, sein Vorbild ist zu dieser Zeit DJ Hollywood, von dem er seine ersten Verse klaut. Ab 1976 besucht Curtis das City College of New York; bald schon gelingt ihm, die College-eigene Radiostation in seine Gewalt zu bringen. Etwa ab 1977 greift er selber zum Mikrofon. Auf Anraten seines späteren Managers Russell Simmons (der Rap-Mogul wird das Label Def Jam gründen) wechselt der junge MC seinen Namen, nennt sich fortan Kurtis Blow.
In den Jahren 1977 und 78 spielt Kurtis Blow unzählige Club- und Party-Gigs in Harlem und der Bronx und avanciert so zur "underground sensation". Ab und an tritt er gemeinsam mit Grandmaster Flash auf, als sein regulärer DJ fungiert allerdings eine ganze Zeit lang Joseph, Russell Simmons jüngerer Bruder. Er wird als "Son of Kurtis Blow" angekündigt. Später legt er diesen Alias ab - und wird zu Run, der ersten Hälfte des MC-Duos von Run DMC.
Auf einer der Parties befindet sich Robert Ford, Mitarbeiter des Billboard-Magazins, im Publikum. Er ist es, der Russell Simmons auf die Idee bringt, man müsse mit Kurtis Blow eine Platte aufnehmen. Er schreibt den Song gemeinsam mit einem gewissen J. B. Moore auch gleich selbst: "Christmas Rappin'" wird 1979 unabhängig produziert und trägt Kurtis Blow einen Plattenvertrag mit Mercury Records ein - womit er der erste Rap-Artist der Geschichte ist, der einen Major-Label-Deal an Land zieht. Mercury legt "Christmas Rappin'" ein zweites Mal auf. Über 400.000 Einheiten werden verkauft, für die herrschende Zeit eine phänomenale Zahl.
Mit seiner zweiten Single ("The Breaks", 1980) schreibt Kurtis Blow Hip Hop-Geschichte und liefert der Welt einen "alltime classic". "The Breaks" folgt "Rapper's Delight" in die R'n'B-Top-Five, das zugehörige Album ("Kurtis Blow"), das den B-Boys von New York gewidmet ist, schafft es in die Alben-Top-Ten. "The Breaks" verhilft Kurtis Blow als erstem Hip Hop-Act zu einer Goldenen Schallplatte. Gleichzeitig wird er, der als bisher einziger Solo-MC ein Album aufgenommen hat, fast zwangsläufig zum Vorbild für eine ganze Generation junger Rapper. Er ist daneben auch der erste Hip Hop-Künstler, der sich (national wie international) auf Tournee begibt.
Deuce (1981), benannt nach der Sex- und Suff-Meile 42nd Street, war eine sorgfältig für das LP-Format konzipierte Ode an das Straßenleben zwischen Ekstase und Erniedrigung, an dem sich 30 Autoren, Musiker und Sänger beteiligten. Bei America (1985) montierte er die Stimmen von Kennedy, Nixon, McArthur, Reagan zu einer bitteren Collage über den moralischen Niedergang der USA; auf Kingdom Blow (1986) "schlitzte er" mit I'm Chillin' "dem frauenfeindlichen Rap den Bauch auf" ("New Musical Express") und holte Bob Dylan, George Clinton ins Studio. Was dabei herauskam, war "soft-rap, hard-sell" ("NME"), dem Genre abträglich, aber gut zu vermarkten. "Der King ist entthront", stellte "City Limits" beim Rezensieren der LP fest. Doch Blow hatte bereits selbst seine Kronprinzen bestellt, indem er 1983 Run-DMC unter seine Producer-Fittiche nahm. 1997 machte sich Rhino seinen Ruf zunutze, um unter seiner Regie die Tripel-CD Curtis Blow Presents The History Of Rap rauszubringen.
1983 beginnt Kurtis Blow, sich ein neues Tätigkeitsfeld zu erschließen: Er geht unter die Produzenten, arbeitet in den kommenden Jahren mit zahlreichen Hip Hop- und R'n'B-Stars. Den Fat Boys verhilft er zu einem Plattenvertrag und produziert einen Großteil ihrer Aufnahmen. Gleichzeitig beginnt er mit der Arbeit mit Run DMC.
"Ego Trip" von 1984 verkauft sich überraschend gut: Neben "8 Million Stories", einer Kollabo mit Run DMC, ist "Basketball" enthalten, ein Track, der über 20 Jahre später im Rahmen der NBA-Play-Offs 2005 in den Werbespots, hmmm... "eines großen Computerherstellers" allgegenwärtige Verwendung findet. Kurtis Blow hat seinen Auftritt im Kultfilm "Krush Groove"; er präsentiert bei dieser Gelegenheit seinen zweitgrößten Erfolg "If I Ruled The World" - den meisten besser in Nas' Coverversion auf dessen Album "It Was Written" von 1996 vertraut. "If I Ruled The World" war gleichzeitig Kurtis Blows letzter Hit. "America" von 1985, auf dem der moralische Niedergang der USA thematisiert wird und Stimmsamples von Kennedy, Nixon und Reagan zu finden sind, bleibt weitgehend unbeachtet, den Folgealben ergeht es nur wenig besser. "Kingdom Blow" (1986) versucht, mit Gastauftritten von George Clinton und Bob Dylan zu punkten; in der Hip Hop-Community wird diese Entwicklung zum "Soft Rap" eher naserümpfend betrachtet.
Kurtis Blow nimmt nach "Back By Popular Demand" 1988 keine weiteren Platten auf. Dennoch bleibt er dem Oldschool-Hip Hop treu: In den frühen 90ern liefert er Beiträge für die TV-Soap "One Life To Live". Über mehrere Jahre hinweg hostet er bei Radio Power 106 in Los Angeles eine Hip Hop-Show. Rhino Records, die 1997 eine Compilation zur Geschichte des Rap herausgeben, beauftragen Kurtis Blow mit der Zusammenstellung und der Produktion; auch die zugehörigen Liner-Notes gehen auf sein Konto. In der Rap-Dokumentation "Rhyme And Reason" (ebenfalls von 1997) kommt Kurtis Blow ausgiebig zu Wort.
Im Juni 2005 wird er in die Reihe der Persönlichkeiten aufgenommen, die auf dem "Bronx Walk of Fame" verewigt sind. Darunter unter anderen: Grandmaster Flash und die Furious Five, KRS-One, der Boxer Jake LaMotta, Stanley Kubrick und Colin Powell. Kurtis Blow stammt zwar ursprünglich aus Harlem, hat sich aber in den 70er Jahren einen Platz unter den Szenegrößen der Bronx erworben, den ihm auch die Jahre nicht mehr streitig machen können. So clap your hands everybody!