Berimbrown ist die abwechslungsreichste brasilianische Band, die den Sprung nach Europa geschafft hat. Nach ihrem furiosen Debüt 2005 in Deutschland, Österreich und der Schweiz, legten Sie in der Festival- Saison ’06 mit großem Erfolg nach – mehr als 40 erfolgreiche Auftritte in Clubs und auf Festivals jeglicher Art konnten sie verbuchen. Darunter Weltmusik-, Samba- oder „Hippiefesivals“, wie z.B. dem Burg- Herzberg Festival, von welchen u.a. der WDR Rockpalast einen Mitschnitt ausstrahlte. Anlässlich der WM bespielten sie etliche Bühnen, und trotz des schmerzhaften frühzeitigen Ausscheidens ihrer Seleçao, verloren sie nicht ihren Optimismus und rockten die Bühne.
Geschichte & Co
Dort darf dann natürlich auch ein Berimbeau, das klassische Instrument der Capoeira, nicht fehlen. Satter Funk mit tighten Bläsersätzen gipfelt in hartem Rock; mehrstimmige Capoeira-Gesänge münden im Samba; afrikanische Rhythmen mit unglaublichen Percussionsoli folgen auf eine gefühlvolle Ballade, die Sänger Tom Nascimento allein mit seinem virtuosen Spiel auf der Gitarre begleitet. Dabei ist Berimbrown immer stilsicher, sie bewegen sich nur in ihren Wurzeln. Die Bewegung kommt dabei nie zu kurz: Allein die Tanzeinlagen von Dj A Coisa der mit seinen Scratches im perfekten James Brown Outfit das Publikum zum Toben bringt und Mestres Negativos Capoeira- Tanzeinlagen auf der Bühne, sind unvergesslich.
Obwohl die Band schon für sich allein genügend Spaß auf der Bühne hat, bezieht sie das Publikum vom ersten Moment an mit ein und bringt dem unbescholtenen Zuhörer Tanzschritte und portugiesische Textzeilen bei. Trotzdem sind es vorallem die textlichen Inhalte, die der Band wichtig sind. Denn natürlich hat man eine Menge zu sagen, wenn man aus den Elendsvierteln von Belo Horizonte stammt.
Berimbrown nehmen Stellung zur Situation in Maria Goretti, ihrem Viertel, das unter Gewalt, Drogen und Arbeits- und Perspektivlosigkeit leidet, prangern den brutalen, von Armut geprägten Alltag der brasilianischen Favelas an, beleuchten aber auch immer wieder die Chancen eines friedlichen Zusammenlebens ohne ökonomische Not und täglichen Überlebenskampf, und fordern Respekt und vorallem Gleichberechtigung aller Hautfarben. Alle Bandmitglieder haben den seit der Sklavenbefreiung immer noch existierenden Rassismus in Brasilien am eigenen Leib erfahren und verarbeiten diesen nun in ihren Songs.
Sind sie nicht auf Tour engagieren sich Berimbrown in ihrer Heimat Brasilien. Dort veranstalten sie mit Kindern aus den Elendsvierteln Capoeira– und Trommel-Workshops, um diesen eine künstlerische und soziale Perspektive zu vermitteln. Berimbrown: Eine große lebensfrohe Familie, die jede Bühne in ein Feuerwerk voller Energie verwandelt.
Die Musiker von Berimbrown sind in den Elendsvierteln der brasilianischen Stadt Belo Horizonte aufgewachsen. Sie mussten sich dort dem Überlebenskampf in dem von Drogen, Arbeitslosigkeit und Gewalt geprägten Stadtteil Maria Goretti stellen. Als Ausweg aus der Hoffnungslosigkeit und als Möglichkeit, Respekt und Anerkennung zu erhalten, übten sich die Jungen in den Kampftänzen Capoeira und Maculele – Symbole des Schwarzen Widerstandes gegen die portugiesischen Kolonisatoren. Das Experimentieren mit verschiedenen Spielarten afro-brasilianischer Musik führte schließlich zur Gründung einer kompletten Band und zu einem einzigartigen Sound, der auf Soul und Samba-Reggae, Capoeira und Maculele basiert.
Ihre Texte handeln von den Sorgen des Kampfes um das tägliche Brot, den Ungerechtigkeiten des Lebens auf der Straße und den Träumen von einem Zusammenleben in Würde und Frieden. Neben ihren Konzerten versuchen die sozial engagierten Musiker vor allem mit Capoeira-Workshops den Kindern ihrer Umgebung eine künstlerische und soziale Perspektive zu bieten. Bei aller inhaltlichen Ernsthaftigkeit sind die Konzerte von Berimbrown – wie ihr furioses Deutschland-Debüt 2005 zeigte – aber immer auch ein farbenfrohes Spektakel voller geballter Energie. Da werden gerne zwei komplette Drumsets und diverse traditionelle Percussions-Instrumente aufgefahren, fette funkige Basslinien und mitreißende Bläsersätze gespielt, und die Show von Frontmann Mestre Negativo mit Capoeira-Einlagen gewürzt. Wenn sich das in Worte fassen lässt, dann vielleicht so: James Brown im Karneval-Rausch mit sozial-politischer Attitüde.