treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

HOLLER MY DEAR

Holler My Dear: eine  junge Berliner Band mit internationalen Wurzeln bezaubert mit herzhaft folkig-jazzigen Akustik-Pop Songs. Kopf der Band ist die österreichische Sängerin Laura Winkler, die in ihren liebevoll und detailreich arrangierten Liedern aufhorchen lässt: mal sanft und verträumt und dann wieder kraftvoll und tanzbar wie die quirlige Schwester von Singer Songwriter
Die besonnen-sonnige Sängerin sucht in ihren dunkelgrünen Melodien die Melancholie, streut aber genug Augenzwinkern in ihre jungen Geschichten, während sie mit warmer Stimme von Trollen singt oder in »Disappear me« mal schnell ihre Nase oder den Mond verschwinden lässt.  Mit großer Virtuosität und viel Spielwitz steigen ihre fünf austrorussisch-denglischen Berliner Stadtmusikanten ein, gemeinsam begeistert Holler My Dear in hingebungsvollen, hoch energetischen Konzerten. „Ihre Musik macht definitiv gute Laune, verführt zum Tanzen und zaubert einem immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.” [M.Steg.]

Handgerührte Feinmusik - Musik als Antidepressivum

Wenn Freunde zum Essen einladen, dann kommt man nicht mit leeren Händen. Wenn Holler my Dear zum Essen, Trinken und Fröhlichsein rufen, kommt man lieber nicht mit vollem Magen!
Die Berliner schmeißen mit ihrem neuen Album ein Fest, auf dem getanzt werden darf: »Eat, drink and be merry« tönt die vielseitige Bande aus der Folk-Küche und tischt sowohl herzhaft-vertraute, als auch bittersüße und deftig-scharfe Klänge auf.
Holler My Dear kredenzt Akustik-Pop als wärmendes Antidepressivum und verteilt großzügig Swing und Funk als würzende Tinktur in feinen Kristallgläsern. Das entfacht Hitze und erzeugt Prickeln. Man holt sich gerne Nachschlag.
Holler my Dear, das sind:
Laura »Laus« Winkler: Gesang, Komposition (Österreich) 
Fabian Koppri: Mandoline, Gesang (Deutschland) 
Stephen »Molchanski« Moult: Trompete, Gesang (England) 
Valentin Butt: Akkordeon (Russland) 
Lucas Dietrich: Kontrabass (Österreich) 
Elena Shams: Schlagzeug (Russland) 

Eine der jüngsten musikalischen Errungenschaften des stets dynamischen kulturellen Schmelztiegels Berlin – die Band Holler My Dear um die österreichische Sängerin Laura Winkler. Im November 2013 veröffentlichte die sechsköpfige Band die CD „Have You Seen The Troll?“ (Traumton), voll mit folkig-jazzigem Akustik-Pop, den die beherzte und verspielte Band mal als Motown-Tango, mal als Western Klezmer anlegt. Sängerin Winkler hat dazu „dunkelgrüne Melodien voller Melancholie“ ebenso im Repertoire wie Augenzwinkern, das sie in ihre Stories streut. Die Konzerte des Sextetts geraten dabei gerne zum hochenergetischen (Tanz-) Fest. (Rainer Krispel)

“Holler my Dears Clever- und Smart-Arrangements bekunden, progressive Musik lässt sich auch ohne elektronische Effekte machen. Eine farbenprächtige Widmung an die Hauptstadt: hier steppt der Berliner Bär jazzig Avantgarde-verliebten Chansonpop à la russe in balkansesker Weltmusik.” (Folker, Magazin für Folk, Lied und Weltmusik 03/2015)

Holler die Waldfee

Interviewer: Martin Senfter, Markus Stegmayr und Felix Kozubek
Text: Felix Kozubek und Markus Stegmayr

Wir sitzen im Kaffee der Innsbrucker Kulturbackstube „Die Bäckerei“. Wir sind sechs. Drei Autoren des ALPENFEUILLETON. Drei Musiker der Berliner Band „Holler My Dear“. Der letzte Ton des Konzerts ist erst wenige Minuten zuvor verklungen. Auf dem Tisch stehen sechs Bier. Wir unterhalten uns. Über Berlin, über Innsbruck, über Bandnamen, über Selbstfindung, über das Sprengen von Grenzen und über Musik.

Der Band eilt der Ruf voraus, eine ganz fabelhafte Live-Band zu sein. Begeisterte Kommentare lassen sich auf ihrer Facebook-Seite und anderswo jedenfalls zuhauf finden. Unter anderem wird dort explizit behauptet, dass ihre Musik glücklich machen würde. Das kann ich nach dem gestrigen Auftritt mehr als nur bestätigen. Ihre Musik macht definitiv gute Laune, verführt zum Tanzen und zaubert einem immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. 

AFEU: Ihr bezeichnet euch selbst als Berliner Band. Dabei kommen eure Bandmitglieder aus Österreich, Deutschland, Russland und England. Wie habt ihr zusammengefunden?

Laura: In Berlin ist das eigentlich etwas total alltägliches, dass man so bunt durchgewürfelt und international ist. Dass wir zusammengefunden haben ist aber dennoch ein großer Zufall. Der Fabian (Mandoline, Gitarre) war der erste Musiker den ich kennengelernt habe, als ich nach Berlin gegangen bin. Die restlichen Bandmitglieder sind dann nach und nach durch ganz merkwürdige Umstände dazukommen. Über gemeinsame Bekannte, die uns zum Beispiel einen Trompeter empfohlen haben. Dann kennt wieder der jemanden, der jemanden kennt und so weiter. Wir haben uns dann einfach einmal getroffen und gesagt – wir machen etwas zusammen. Das war fast wie ein Blind Date, bei dem einfach von Anfang an alles gepasst hat.

Es ist Laura offenbar gelungen, sehr interessante MusikerInnen um sich zu scharen, die sich nicht einen Deut um Genre-Konventionen kümmern. Ist die Musik jetzt poppiger Jazz oder jazziger Pop? Waren da nicht auch noch ganz deutliche Folk- und Rock-Einflüsse zu hören? Ja, eh. Aber wenn kümmert das schon? [M.St.]
AFEU: Wieso „Holler My Dear”?

Die Band: (lacht)

Fabian: Wir hatten eine Liste mit 200 Bandnamen.

Laura: Stimmt. Aber zuvor hatten wir schon einen anderen Namen, den ich hier aber auf keinen Fall nennen will. (lacht) Es kam dann der Wunsch uns umzubenennen und wir haben Namen gesammelt. Noch und nöcher. Nach langem Überlegen ist dann „Holler My Dear“ entstanden. In dem Namen stecken ein paar „Codes“ drin. (grinst) Holler ist das österreichische Wort für Holunder und klingt einfach schön. „To holler“ gibt es aber auch im Englischen. „Holler My Dear“ könnte man auch mit „Brüll’ mein Schatz“ übersetzen. Ich finde das passt auch zu unserer teilweise sehr kraftvollen Musik.

Fabian: Dear ist aber auch die Abkürzung unserer Nationalitäten. Deutschland, England, Austria und Russland.

Laura: Es war uns einfach wichtig, dass es nicht irgendein Random Name ist, sonders etwas Besonderes. Nach vielen, vielen Monaten der Suche, in denen ich vor lauter Nachdenken schier wahnsinnig geworden bin, haben wir dann den richtigen gefunden.

Stephen nimmt uns die romantische Stimmung und entzaubert die so detailliert erzählte, mühevolle Suche nach dem Bandnamen. Er berichtet uns davon, wie er einmal „Holler My Dear“ ausrief und Laura entzückt feststellte: „Das ist es!“

AFEU: Auf dem neuen CD-Cover, auf eurer Website, überall geht es um die Themen Essen, Trinken und Genießen. Wieso? Seid ihr alle Genießer?

Laura: Ja wir sind ganz klar Genießer.

Fabian: Elena ist Teetrinkerin. Ich bin Kaffeeexperte und habe früher als Barista gearbeitet.

Laura: Lucas importiert für uns alle immer Käse aus Vorarlberg.

Fabian: Und Valentin ist der Vodkaexperte.

Essen scheint für die Band wirklich wichtig zu sein. Immerhin verhält es sich wie mit der Musik. Essen ist international, grenzüberschreitend und etwa für Genießer. Laura erzählt uns, dass es schon mal vorkommt, dass die Band zu spät zum Soundcheck kommt, weil das Essen im Lokal etwas länger als geplant dauert. Genuss vor Pünktlichkeit.

AFEU: Laura – auf eurer Website schreibst du, dass du großer Spargel-Fan bist. Hast du in diesem Jahr schon Spargel gegessen?

Laura: Ja gerade gestern. (beschämter Blick) Wir sind dann aber draufgekommen, dass der Spargel aus Griechenland war. Dabei esse ich gerne saisonal und regional. (lacht)

AFEU: Woher aus Berlin kommt ihr eigentlich?

Laura: Wir sind voll verstreut. Die meisten kommen aus Lichtenberg. Unser Proberaum ist aber am Prenzlauer Berg, glaube ich.

Die Band diskutiert einige Minuten wo der Proberaum nun wirklich liegt. Anscheinend ein Grenzfall. Man einigt sich schließlich auf Prenzlauer Berg. Noch einmal flammt das Thema Spargel auf. Laura ist verblüfft wie gut wir vorbereitet sind und von ihrer Leidenschaft für das Frühlingsgemüse wissen. Plötzlich wirft Stephen etwas ein. Wahrscheinlich musste er vor lauter Essen an das bunte, kulinarische CD-Cover der Band denken. Er erzählt uns davon, dass Lucas (Vorarlberger am Kontrabass) das Graphik-Genie der Band sei. Ein unglaublich talentierter Zeichner und Graphiker, der für den optischen Auftritt von „Holler My Dear“ zuständig ist. Laura bestätigt sichtlich stolz.

Alle Facetten dieser in den schönsten Farben schillernden Musik stehen in einem bestimmten Dienst: Ein Genre-Hybrid zu erschaffen, das Grenzen geschickt mit einem Lächeln auf den Lippen transzendiert und hinfällig macht. Wer möchte da noch sagen, welche Musik Holler my Dear eigentlich spielen? Ihrem enormen musikalischen Können ist es zu verdanken, dass sich dieses Glücksgefühl auch auf die ZuschauerInnen überträgt. Obwohl Holler my Dear also vielleicht eine Art von Popmusik spielen wird es einem hier nicht so schnell langweilig. [M.St.]

AFEU: Ihr habt auf der Bühne unglaublich viele glitzernde Instrumente. Wieso?

Laura: Ehrlich gesagt – das ist mir noch gar nie aufgefallen. Danke. Also findest du wir haben Disco-Potential?

AFEU: Wir sind doch die die Fragen stellen sollen? Aber ja. Auf jeden Fall. Ihr habt Disco-Potential. Wie würdet ihr eigentlich euren Musikstil beschreiben? Wisst ihr überhaupt welche Musik ihr genau macht?

Die Band beginnt zu diskutieren. Stephen sieht “Holler My Dear” in der Indie Section. Die anderen stimmen teilweise zu. Unser Autor will endgültig geklärt haben, ob das vorhin auf der Bühne nun poppiger Jazz, oder jazziger Pop war. 

Laura: Das ist wirklich schwer zu beantworten. Die Jazzer sagen immer – das ist Pop. Die Leute die vom Pop kommen, meinen – da ist schon viel Jazz dabei. Mir ist aber eigentlich relativ “Wurscht”. Wir haben von Anfang an versucht nicht in Kategorien zu denken, weil das eher einengt. Wir haben auf unser Instrumente geachtet und einfach gespielt. Wir sind eigentlich immer gespannt was die Leute so sagen, was wir da spielen. Lucas hat einmal eine schöne Bezeichnung gefunden: handgerührte Feinmusik.

Weder strukturell noch harmonisch ist das hier konventionell. Sperrig, verkopft und übermäßig komplex ist es aber nun auch wieder nicht. Ich würde sagen: Genau so anspruchsvoll, dass keine Langeweile aufkommt. Und genauso eingängig und mitreißend, damit dazu auch getanzt und gefeiert werden kann. Die Band hält diese Balance mit grandioser Lässigkeit und lässt die zum großen Teil durchkomponierten Stücke wie gerade erst im Moment entstanden wirken. Die Band spielt die Stücke nicht, sie spielt mit ihnen. [M.St.]
AFEU: Wenn ihr außerhalb der Kategorien denkt. Was ist euch dann dennoch wichtig? Was ist die Konstante?

Die Band: Freude. Freude ist uns wichtig.

Stephen: Und Essen.

Die Band: (lacht) Dynamik. Kraft. Energie. Wärme. Wir lieben es live zu spielen. Live auf der Bühne ist die Musik einfach echt. Dieser Moment, wenn alles passieren kann, dieses Live-Element – das macht unsere Musik aus. Die Ecken und Kanten die dabei entstehen.

Die Momente der Freiheit ergeben sich aus der Struktur und aus den Kompositionen und wirken wie logische Schlussfolgerungen, wie die notwendige Konsequenz aus dem jeweiligen Songs. Dennoch bleiben sie stets überraschend und die Freiheit auch wirklich frei. Ein glücklich machendes, berauschendes und fabelhaftes Konzert, von dem mir jetzt am nächsten Tag immer noch Melodiefragmente und Hooklines geblieben sind. Auch das spricht für die immense Qualität dieser Berliner Band. [M.St.]
Der Band geht es um Freude. Auch  beim Interview.
Der Band geht es um Freude. Auch beim Interview. Von links nach rechts: Laura (Gesang), Stephen (Trompete, Gesang, Rap) und Fabian (Mandoline, Gitarre)
AFEU: Lasst uns ein wenig gemeinsam träumen. Wo würdet ihr gerne irgendwann einmal spielen?

Stephen: Antwort zensiert. (auf Wunsch der anderen Bandmitglieder)

Laura: Einmal auf der Volksbühne Berlin aufzutreten wäre schon etwas Besonderes. Generell spielen wir gerne auf den unterschiedlichsten Festivals. Von Berlin, über Stuttgart bis Ägypten sind wir schon gekommen. Das darf gerne so weitergehen. Das macht einfach irrsinnig viel Spaß. Und im Innsbrucker Treibhaus - da möchten wir auch unbedingt einmal spielen. (hoffnungsvoller Blick)

AFEU: Das heißt ihr wollt wieder kommen – zu uns nach Tirol?

Die Band: Na klar. Auf jeden Fall. (schelmischer Blick)

AFEU: Kommen wir zur Abschlussfrage. Ihr habt auf eurer neuen CD den etwas mystisch klingenden Song – “Have you seen the troll?” bei dem ihr tatsächlich im Publikum einen Troll sucht. Werdet ihr diesen je finden?

Die Band: (ernst und einstimmig) NEIN.

Die nette Dame an der Bar macht uns darauf aufmerksam, dass die Zeit für die letzte Runde gekommen ist. Wir diskutieren kurz. Es stellt sich heraus, dass Fabian ein echter Craft-Beer-Fan ist und unser Tiroler Bierol kennt. Wir überlegen, ob wir das Lokal wechseln sollen. Wir entscheiden uns dagegen. Es kommen noch einmal sechs Biere. Das Diktiergerät hat Feierabend. Wir plaudern über Whisky, über Craft-Beer, über Hip-Hop und über Innsbruck. Fabian findet “die Bäckerei” sei irgendwie berlinesk. Oder berlinesque? 

http://www.alpenfeuilleton.at/2015/04/musik-interview-holler-die-waldfee/