Adventmärchen
In den längsten Nächten verlangte es den Menschen zu allen Zeiten nach Licht. So entstand das Lichtfest um die Wintersonnenwende, genauer gesagt, der Weihnachtsmarkt. Dieser erfreut uns auch mit dümmlicher Musikbeschallung, auf dass sich niemand einsam fühle. Und die Umsätze stiegen und stiegen.
Später wurden die Adventmärkte bereits im Mai eröffnet, kurz nachdem die Ostermärkte geschlossen hatten. Und es gab sogar Pläne für ganzjährige Weihnachten und einer Zwangsabgabe für weihnachtliche Investitionen, quasi eine Art Weihnachtssteuer, die von bewaffneten Weihnachtsmännern persönlich eingetrieben werden sollte.
Doch irgendwann, geschah ein Wunder, ein Weihnachtswunder.
Nach und nach wurden die Menschen der Adventmärkte überdrüssig, sie entwickelten Unverträglichkeiten gegen Glühwein. Auch von vermehrten Fällen von Weihnachtsmusik-Tinitus war zu lesen.
Und die Menschen begannen fortan die Adventmärkte zu meiden, diese verfielen und in ihren Ruinen entstand etwas Erstaunliches.
Zunächst wurden einige alte Menschen, die von der Gesellschaft nicht mehr gebraucht und verstossen wurden, gesichtet. Die Frauen begannen, nach alten Keks-Rezepten zu backen und die Männer lasen alte Geschichten vor. Nach und nach kamen Kinder vorbei, um dem seltsamen Treiben zuzusehen. Denn keines der Kinder hatte je zuvor ein Buch gesehen oder etwas gegessen, was selbst zubereitet war. Und am 24. Dezember beschenkten sich alle. Nichts Besonderes, nichts Teures, aber Brauchbares. Ganz ohne Musikbeschallung, Glühwein oder Amazon-Ramsch. Wie gesagt, ein Märchen, vergessen Sie es wieder! Aber irgendwie... egal: trotzdem Schöne Weihnachten!