ALLES GUT WIRD
Auf Missstände hinzuweisen ist in Österreich nicht das oberste Gebot. Es schafft Unruhe, „Nur kane Wellen“ im Tümpel der Selbstgenügsamkeit. Und das ist auch gut so. Leider gibt es immer wieder Störenfriede, wie etwa eine Schuldirektorin. Die wies darauf hin, dass etwa ein Drittel ihrer Schülerinnen und Schüler nicht vermittelbar seien für den Arbeitsmarkt. Sie sprächen Deutsch nur in Satzfragmenten oder Zwei-Wort-Sätzen. Dieser Unsinn wird leicht durchschaubar, da es genügend Leute in diesem Land gibt, die mit ähnlichen Fähigkeit durchaus Karriere gemacht haben. Völlig zu Recht schritt nun das Bildungsministerium mit einem Machtwort ein. Wer so wenig Ahnung hätte, sollte sich hüten, öffentlich den Mund aufzumachen, hieß es. Und, ganz Oberlehrer, wurde sofort eine Belehrung durch den Schulinspektor angedroht.
Klar, die Ahnung ist nur im Ministerium zu Hause, nicht in der Praxis des tagtäglichen Umgangs. Warum eigentlich diese ganze Aufregung? Die Schule, um die es geht ,ist eine Neue Mittelschule und somit ein ideologisches Heiligtum. Das ist die Zukunft, mutig in die neuen Schulen. Und ehrlich, es gibt künftig ohnehin keine Jobs mehr für die meisten. Daher ist es eigentlich egal, wie wir die jungen Leute ausbilden. Mit Teamteaching ins AMS quasi. Ein kleiner Treppenwitz ist, dass im sozialdemokratischen Bildungsschrebergarten Elitenbildungen stets verpönt waren. Hier entsteht aber eine neue Elite, die Drei-Wort-Satz-Oberschicht. Und wer genügend Geld hat, kann seine Kinder auf Schulen schicken, wo auch der Nebensatz gelehrt wird. Die Nebensatz-Elite sozusagen. Alles gut wird.