Denkna
Sprache schafft Denken, Denken schafft Sprache. So hört man es und versucht auf dieser Basis gewisse Dinge zu verstehen. Angesichts eines denkbaren Einsatzes des Bundesheeres in der Flüchtlingsproblematik sprach der zuständige Minister. Und zwar von möglichen Transportmöglichkeiten. Das gibt Rätsel auf. Ist die mögliche Möglichkeit eher unmöglich oder besonders wirklich? Er wolle auch keineswegs Grenzeinsätze ausschließen, aber darüber müsste noch beraten werden. Der Infinitiv ist die besondere Stärke des Ministers. Denn er gibt ihm neue Musikalität. Bei ihm klingt es nämlich nach „ausschließna“ oder „werdna“. Steckt dahinter vielleicht ein bisher unbekannte Italianità? Bekanntlich ertragen unsere südlichen Nachbarn keine Schlusskonsonanten. Schlusskonsonantna, pardon. Da werden deutsche Fußballer im italienischen TV schnell zu Sweinsteigere oder Mullere. Oder liegt es etwa daran, dass Vokale prinzipiell höheres Entschlossenheitspotential besitzna? Doch, und das weiß auch der Minister, sollte man nicht beim Infinitiv und seiner Grenzenlosigkeit stehen bleiben, Besonders nicht in diesen Zeiten. Also auch Umtonung der Substantive. Soldatna kann da nur ein schüchterner Anfang sein. Grenznah und „Grenzna“ werden somit zu gleich lautenden Begriffen. Das ist nicht nur im Sinne Schengens. Nein, es beantwortet vielmehr die alte philosophische Frage nach der Diffusität von Limits. Und schließlich schafft diese Sprache ein neues Denkna. Was einst mit „situationselastisch“, begann, findet nun durch denselben Schöpfer seine Vollendung. „Planbefreit“ ist das Gebot der schweren Stunde.