Doppel-Strache
Bekanntlich sind russische TV-Sender der Objektivität verpflichtet. Daher war es klug, dass der Alt-Vizekanzler sein erstes mediales Auftreten nach dem Rücktritt gerade dort abhielt. Ohne Drogen selbstredend, da er nie mit illegalen Substanzen in Berührung kam. Wie er selbst sagt. Er stellte klar, dass seine Fraktion stets ein Garant für die guten Beziehungen zu Russland war, inklusive privater Kontakte. Was alle gesehen haben. Aus fester moralischer Position also und in Sicherheit des demokratischen Umfelds russischen Fernsehens beklagte er auch den Verrat des Altkanzlers. Dieser habe ihm zugesagt, die Koalition in jedem Fall fortsetzen zu wollen. Nach News klingt das nicht wirklich. Zu allem Überdruss wurde dem Aufrechten sogar von der eigenen Partei, die bekannt russlandaffin ist, mitgeteilt, dass dieser Auftritt weder abgesprochen noch optimal sei. Zum Glück wurde ihm durch das russische Medium jene gerechte Behandlung zuteil, die unser Staatsfunk allzu oft vermissen ließ.
Nur ein Detail verunsicherte die Politikinsider und das war wirklich neu. Sein Aussehen. Die Haare hatten ihren Ton gewechselt, streng nach hinten gekämmt. Langsam musste es auch den erbittertsten Gegnern dämmern. Dieser Mann war nicht Strache! Eine billige Finte des Oligarchenfernsehens? In jedem Fall war dieser Strache nicht derselbe Strache wie in diesem ominösen Video. Und plötzlich wurde die bittere Wahrheit dieses Skandals offenkundig. Ein Strachedoppelgänger war der miese Laienschauspieler auf Ibiza. Und nun braucht es ausgerechnet das russische TV um den echten, verratenen Strache zu rehabilitieren. Weit haben wir es gebracht.