ENDSTATION RATHAUS
Sensationelle Neuigkeiten, die neue U5 in Wien wird ohne Fahrer auskommen. Nachdem man bei den Öffis bereits die Schaffner einsparte, was sich sicherheitstechnisch kaum auswirkte, wirft dieser Schritt einige Fragen auf. Vertrauen die Passagiere einem ferngesteuerten Zug? Werden hier Arbeitsplätze vernichtet, wie die Gewerkschaft vermutet? Kann alles sein, aber hört die Signale! Diese Aktion ist ein verschlüsselter Hilferuf der SPÖ an die Bevölkerung, rechtzeitig vor den Gemeinderatswahlen. Der führerlose Zug als Metapher für den momentanen Zustand der Partei wird einigen schon aufgefallen sein. Natürlich auch das Unterirdische als Gemeinsamkeit zwischen U-Bahn und SPÖ. Wohin der Weg führt, bleibt zumeist im Dunklen. Selbstredend ist die jüngste Geschichte als Stationendrama zu begreifen. Bei jeder Station will heißen Wahl, stiegen immer mehr Passagiere aus. Die Angst zu einem Geisterzug zu verkommen geht um. Da nutzten auch ähnliche Maßnahmen wie bei der neuen U5 nichts. Barrierefreiheit wurde angestrebt um die Partei zu durchlüften, allein, niemand wollte einsteigen. Erhöhte Sicherheit wurde versprochen, doch da vertraut der Fahrgast eher den blauen Liliputbahnen mit vorhandenem Zugführer. Wirtschaftlichkeit wurde gepriesen. Sonst die Domäne der ÖVP, der jedoch in Wien bestenfalls die Funktion von Trittbrettfahrern zukommt. Sie sind nicht einmal Schwarzfahrer, da in diese Stadt der Zug stets ohne sie abfährt. Zumindest die Grünen müssten mit allem einverstanden sein, denn U-Bahn-Stationen sind ja das Paradebeispiel einer autofreien Begegnungszone. Aber vielleicht sind die Ängste der SPÖ unbegründet, weil die U-Bahnzüge bisher schon von allein fuhren und der Fahrer nur Beruhigungsattrappe war? Sprich: für die SPÖ ging der Zug sowieso immer in die gleiche Richtung. Und zufällig endet die neue U5 wo? Richtig, Endstation Rathaus.