Fußgängerfrei
Wien ist bekannt für Baustellen aller Art. Dafür gibt es einen Baustellenkoordinator. Nun kommt es vor, dass eine Umleitung wegen einer Baustelle direkt in eine andere Baustelle mündet. Dadurch entsteht Stau. Jetzt tritt der Baustellenkoordinator in Aktion und sagt: „So gehts nicht!“
Ohne diesen Koordinator wäre zwar auch Stau, aber niemand würde ihn koordinieren. Wenn man wegen eines neuen Radwegabschnitts eine komplette Autospur opfert und es sich um eine Hauptverkehrsader handelt, entsteht ebenfalls Stau. Das konnte niemand ahnen. Wichtig ist auch, dass „Fahrradfahrer in Wien" oft eine Diagnose darstellt. In keiner europäischen Großstadt wird die Begegnungszone verschiedener Fortbewegungsarten derart zum Kulturkampf. Zweirädrige und vierrädrige Psychopathen sehen die Straße als Frust-Schlachtfeld. Da wird auch bei Gebietsgewinnen nicht gezögert. Parkende Autos auf Radwegen oder Zweiradfaschos auf dem Gehsteig sind schöne Beispiele. Ein Abenteurer ist daher, wer sich in Wien zu Fuß fortbewegt. Das ist aber auch nicht der Sinn der Stadt. Schon die Hundkotplage konnte die Trottoirs nicht von diesen seltsamen Zeitgenossen säubern, die per pedes unterwegs sein wollen. Zum Glück sind sie nicht einmal zur Solidarisierung fähig, Bislang gab es keine Fußgängerdemos mit lustiger Musik und zwangsoriginellem Outfit. Also, Fußgänger raus aus der Stadt! Parkscheinpflicht für Menschen, die an der Ampel warten müssen. Helmzwang sowieso und Gehsteigsteuer. Wär doch gelacht, wenn wir diese Plage nicht in den Griff bekommen. Das wäre eigentlich ein Wirkungsfeld für den Baustellenkoordinator.