gegen gegen
Es ist die Zeit der Negationen. Der Wiener Bürgermeister hat „…natürlich nichts gewusst“ über die Lebensplanung des Exkanzlers. Oder dass Möchtegern-Kronprinzen bereits am Königsmord gebastelt haben sollen. Die SPÖ war offenbar schon einmal transparenter. Scheinbar transparent ist die anstehende Entscheidung über das Staatsoberhaupt. Hier werden zwei signifikante österreichische Prinzipien offenkundig. Einerseits die Basis einer gewissen Wurschtigkeit. Wobei man sagen muss, „Wurscht“ist kein Synonym für „egal“, das würde Neutralität bedeuten, die dem Österreicher auch wichtig ist, aber nur im Sinne der isolierten Abgehobenheit. Wurscht ist engagierter Nihilismus, hochgradig interessierte Distanz, verletzte Unverwundbarkeit. Wer Wurscht versteht, versteht das Land und warum eine differenzierte Debatte so schwierig ist. Aber irgendwann ist Wurscht nicht mehr abendfüllend und man möchte Stellung beziehen, natürlich nicht für, sondern gegen was. Das Ergebnis ist diese Richtungswahl. Weniger links gegen rechts, die Grenzen sind längst diffus, wie überall in Europa. Es geht auch nicht um gut gegen böse, nein, es ist eine Richtungswahl zwischen Angst und Beschönigung vor dem Hintergrund einer Völkerwanderung ohne Perspektive. Eigentlich ist es eine Wahl „gegen“ gegen „gegen“. Hier das Votum gegen einen Rechtspopulisten, der sich als Erneuerer geriert, tatsächlich aber längst Teil des Systems ist. Dort das Votum gegen einen müden Wirtschaftsprofessor, dem in seiner Verträumtheit Führungskompetenz abgesprochen wird. Wie auch immer das Ergebnis lautet, es wird in jedem Fall ein Gegen-Präsident.