Metaphorisch
Das Schöne an der Psychologie ist ihr Interpretationsspielraum. Und oft ist dafür spezielles Expertentum nicht nötig. Wenn etwa ein Internist und Parlamentarier tiefenpsychologische Gründe für Angela Merkels Willkommenskultur ortet, klingt das zunächst überraschend. Doch seine Erläuterung leuchtet ein. Durch die eigene Kinderlosigkeit versuche die deutsche Kanzlerin eine Art metaphorischer Mutterrolle für viele junge Flüchtlinge zu übernehmen. Beachtlich, 300.000 Kinder so von heute auf morgen zu adoptieren ist bestimmt kein leichtes Unterfangen. Man mag nun einwenden, dass sie nicht persönlich für deren Unterhalt aufkommen muss. Das ist aber nur ein schwacher Trost. Diese Venus vom Villendorf Hamburg trägt nun die Verantwortung einer neuen Urmutter Europas. Wir erleben hiermit quasi eine neue Jungfernzeugung. Praktisch, dass ein großer Teil des Merkelschen Nachwuchses bereits aus dem Gröbsten heraus sind. Nicht nur aus dem Kriegsgebiet, sondern auch aus den Windeln. Wie viele Elternabende müssen bei einer derart großen Kinderanzahl besucht werden! Für die Verpflegung sorgen wir, das ist klar. Dennoch bleibt für die frisch gebackene Megamutti einiges zu tun. Dieses Wochenbett wird sicher ein Jahresbett und mehr als eine Lebensaufgabe. Bleibt angesichts dieser tiefen Psychologie die Frage offen, ob neben der metaphorischen Mutterschaft auch metaphorisches Denken möglich ist. Und zwar in dem Sinn, als man seine eigene Gedankenlosigkeit kompensieren möchte durch Pseudoideen.
Das Dumme ist nur, dass diese Art der Unfruchtbarkeit bei Seelenverwandten auf sehr fruchtbaren Boden fällt.