Neuer Stil
Wenn Wahlkampf vor der Tür steht, geht es stets um die Frage des Stils. Nun, in gloriosen Zeit der freien Mehrheitsbildung und der Absage an den Fraktionszwang ist dieses Thema besonders heiß. Die ÖVP schlug daher ein Allparteien-Gespräch vor „über neuen politischen Stil“. Dieses wird, welch Überraschung, nicht stattfinden. Die großzügigen Initiatoren wollen aber weiterhin „niemanden anpatzen“. Dennoch wurde seitens der Schwarzen tiefes Bedauern in die Öffentlichkeit gesetzt. Der Unterschied zwischen Bedauern und Anpatzen ist klar. Das Eine ist von oben herab, das Andere von unten herab. Die SPÖ sieht angeblich gleich überhaupt keine Notwendigkeit in solchen „Medienshows“. Verständlich, gilt diese Partei als medienscheu und zurückhaltend. Sich medial auf etwas fest zu legen, wäre nun wirklich ein allzu neuer Stil. Außerdem übt die Partei ein bißchen Demokratie, was die Koalitionsfrage mit den Blauen betrifft. Das ist wohl neuer Stil genug. Die FPÖ war gar nicht interessiert gewesen, hört man aus ÖVP-Kreisen. Konstruktivität ist nun einmal kein Wahlkampfschlager. Zudem ist es ja gerade der alte Stil, der die Blauen so erfolgreich macht. Die NEOS, in Stilfragen immer schon flexibel, wollen auch nicht teilnehmen. Vielleicht aus Angst, einer ihrer Mandate könnte während dieser Gespräche schnell die Fraktion wechseln.
Die Position der Grünen in dieser Causa drang nicht an die Öffentlichkeit. Das ist bereits ein neuer Stil. Denn dadurch wird auf eine wundersame Weise Einhelligkeit vermittelt. Zumindest eine des Schweigens, die der Partei in jüngster Vergangenheit bereits gut getan hätte.