Pscht!
Der schwächelnde Arbeitsmarkt ist das Sorgenkind des ausklingenden Jahres. Gewerkschafter fordern da mehr Phantasie in der Jobgestaltung. Das erinnert zwar etwas an Blinde, die von der Farbe sprechen, dennoch ist was Wahres dran. Und hier geht der angeblich so rückschrittliche Vatikan mit gutem Beispiel voran. Von verstaubt keine Spur, denn der Kirchenstaat gibt jährlich 300.000 Euro für das Abstauben von Kunstobjekten aus. Auch ein knappes Dutzend Diplomrestauratoren wird in Vollzeit beschäftigt für die Kontrolle von Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Damit nicht genug, bekanntlich muss in der Sixtinischen Kapelle absolutes Silentium herrschen. Um dies herzustellen, engagiert der Vatikan Menschen, die den ganzen Tag die Besucherschaft mit eindringlichem „Pscht!“ oder „Silentium!“ zur Ruhe bringen. Selten, dass ein derart verantwortungsvoller Job mit zwei Wörtern zu bewältigen ist. Selbst die banalsten Wahlplakate haben einen größeren Wortschatz. Das BKA in Deutschland wiederum hat da ganze andere Probleme. Dort gäbe es genügend freie Stellen, aber rund 50% der Bewerber scheiterten trotz Matura am Deutschtest. Wenn man nun die gescheiterten Kriminalbeamten in die Sixtinische Kapelle transferieren würde, wo ja nur ein sonores „Pscht“ gefragt, ist, hätten wir dieses Problem gelöst. Wer „Pscht“ sagen kann, ist auch in der Lage Statuen abzustauben. Also: ab mit dem Pschts in die Museumspflege. Und jene Hochbegabten, die im Vatikan Temperatur und Luftfeuchtigkeit fehlerfrei ablesen können, wären ideal für das BKA. So war das vermutlich mit der gewerkschaftlichen Phantasie gemeint.