Seriöse Phantasie
Wer dieser Tage den Internetauftritt des Standard besucht hat, wurde geschockt. „Die letzte Schlacht wird viele Leben kosten, dich aber nichts.“ war da zu lesen. Wieder ein Krieg irgendwo?
Ein Gemetzel, das die westlichen Werte erschüttern wird? Doch dann konnte man aufatmen. Es handelte sich lediglich um eine riesige Werbeeinschaltung für die nächste Staffel von Game of Thrones, verbunden mit einem Angebot für ein zweiwöchiges Gratisstreamen auf Sky. Ähnliches war auch zu beobachten auf der Seite von Österreich, wo man auf ein lustiges Nebeneinander von Faltenfreivideos und den heißesten News über die Identitären stieß. Auch die Krone informiert uns über Rabatte beim Universalversand gleich neben den neuesten Fakten des EU-Wahlkampfs. Bösen Unterstellungen, dass auch die schreibende Zunft vom Geld gelenkt sei, muss entschieden entgegen getreten werden. Vielmehr bildet so eine Site das Leben ab, in seiner ganzen Fülle. Und die reicht nun einmal von alltäglichen Problemchen wie Schnäppchen und Falten bis zur Geopolitik. Nur sachbezogener, seriöser Journalismus wird der großen globalen Welt eben nicht mehr gerecht. Ebenso ist die Vermischung von Phantasy und Journalismus durchaus interessant. Wie wir aus jüngster Vergangenheit wissen, gibt es durchaus Parallelen von außenpolitischen Berichten und Serien wie Games of Throne. Zumindest was die Realitätsnähe betrifft. Offenbar ist die pure Wahrheit der Leserschaft nicht immer zumutbar. Zumal sie auch oft nicht so spannend ist wie die Frage, wie nun diese letzte Schlacht wohl ausgehen wird. Und wer weiß, vielleicht sind diese fiktiven Serien der Wahrheit manchmal sogar näher.