Stell dir vor
Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin. Dann kommt der Krieg zu dir. Der alte Brecht-Satz lässt sich sich zum Teil auch auf die Demokratie ummünzen. Wer die Wahl schwänzt, verliert nicht seine demokratischen Annehmlichkeiten. Wahlen fern zu bleiben kann verschiedenste Gründe haben. Coolness, Stumpfheit, Desinteresse oder auch ein gewisses Sinnlosigkeitsgefühl. Die AK-Wahlen endeten mit einem fulminanten Erfolg der roten Retro-Gewerkschaft. Es kostete auch hier wieder einige Mühe eine ganz entscheidende Zahl für die Legitimation zu eruieren. Nämlich die der Wahlbeteiligung, die bei ziemlich genau einem Drittel lag. Will heißen, zwei Drittel der Wahlberechtigten ging dieser Urnengang am Allerwertesten vorbei. Noch schlimmer steht es um die ÖH-Wahlen, wo es letztes Mal gar nur ein Viertel Beteiligung gab. Und auch die ach so Richtung weisende EU-Wahl konnte 2014 in diesem Punkt knapp über 40% vorweisen. Es entstehen also zunehmend Volksvertretungen ohne Volk. Das ist praktisch, wenn nicht diese wahllose Mehrheit eine Zeitbombe wäre. Denn je mehr regierende Geistesschiffe in diesem Meer der Ratlosigkeit dümpeln, desto mehr schlägt die Stunde der Rattenfänger. Das sind andere Volksvertreter, eher Vertreter die dem Volk was aufschwatzen. Ihre Rezepte sind weniger einfach als simpel, vor allem aber irreal. Dagegen braucht es reale Rezepte und es genügt längst nicht mehr vor dem zu warnen, was man selbst verschuldet hat. Doch davon ist keine Rede. Wenn schon nicht Macht, dann Ohnmacht, aber richtig.
Stell dir vor, es ist Demokratie und keiner geht mehr hin. Dann heißt es wieder einmal: Alle Macht geht dem Volke aus.