Bewerterbewerter
Erschütternde Neuigkeiten erreichen uns: die Bewertungen bei Amazon sollen angeblich nichts über die Qualität aussagen! Wer hätte das gedacht? War es doch bisher sonnenklar, dass unabhängige und objektiven Personen bewerten. Keine computergenerierten Fakes oder gar bezahlte Meinungen waren hier im Spiel. Wie soll das enden? Ist doch das Bewerten des modernen Menschen liebste Beschäftigung. Jeder der Augen hat, fühlt sich als Filmkritiker. Alle mit Gehörsinn sind Musikkenner und sämtliche Handybesitzer sind bekanntlich Meister der Photographie. Die Manie seinen unbedeutenden Senf überall dazu zu geben ist die neue Volksbewegung. Besonders prickelnd ist dabei natürlich Dinge zu bekritteln. Das scheint Persönlichkeits bildend zu sein. Lob ist spießig, Kritik gilt als Äußerung von Kompetenz. Jedes Hotel, jedes Restaurant weiß von dieser Verwirrung ein Lied zu singen. Das Schöne am Bewerten ist, dass weder Talent noch Wissen benötigt wird. Eigentlich genügt das Bedürfnis sich dieser verbalen Inkontinenz hinzugeben um zum Bewerter zu werden. Interessant wäre nun eine Platform, wo Bewerter bewertet werden. Quasi die Besuderung der Suderanten, eine Art Suderadvisor. Je oberflächlicher und substanzloser desto besser die Bewerterbewertung. Doch wehe, wer diesen Test nicht besteht, auf den wartet die Höchststrafe. Ein Jahr Sudervebot. Keine inkompetenten Hotelbewertungen, keine dummen Kommentare in den Foren und Fotoverbot für die eigenen Nachspeisen. Äußerungsverbot quasi. Eine phantastische Stille, nur ab und zu durchdrungen durch seriöse Kommentare. Das kann Amazon zwar nicht wirklich wollen, aber nett wärs schon.