Einsame Höflinge
Der steirische Landeshauptmann war bisher eher nicht als Poet der Innenpolitik in Erscheinung getreten. Das änderte sich nun, da er seiner Fraktion zur Vorsicht riet, was vorschnelle Koalitionsabsagen betrifft. Denn zuletzt könne „man schnell alleine im Hof stehen.“ Dennoch sollte man sich ebenso hüten besagten Hof allzu freizügig allen Parteien zu machen. Zudem gilt seine Sorge den Hofmeistern, sprich dem Wahlvolk, das den momentanen Hickhack ja mit verfolgt. So hofft er„ „dass sich die Leute da nicht abwenden.“
Diese Sorge ist wahrlich berechtigt, zumal dieser Hof allmählich zum Hinterhof geriet. Sinister, undurchsichtig und wie bei Hinterhöfen oft der Fall, auch ein bisschen kriminell. Als Folge dieser Hofffärtigkeit wünscht er sich, dass sich Minister „charakterlich in Bestform“ befinden. Dies überrascht, da es sich hier eigentlich um eine Selbstverständlichkeit handelt. Nicht aber in unserem politischen Hinterhöfen. Denn dort herrscht an Charakterfesten kein Dichtestress, wie die Wissenschaft neuerdings überfüllte Plätze umschreibt. Trotzdem möchte unser stressfreier Dichter keine Parteifreien auf Ministerposten sehen. Das ist klar, denn die Lektüre von tausend Fachbüchern ist sinnlos, wenn das Parteibuch fehlt. Qualifikation wird ohnehin überschätzt, wichtiger ist kontrollierte Parteiwirtschaft, ab Hof sozusagen. Denn im Vorhof zur Macht, ist eigenständiges Gewissensflimmern unerwünscht. Natürlich sind all diese Gedanken keine Order an den Parteichef. Dieser wisse ohnehin, was bei Hofe angebracht ist. Wenn nicht, dann wird es eine Hofübergabe geben. Personen kommen und gehen, doch dieser Hof, der stirbt zuletzt.