Safely stupid
Seit Anbeginn der Menschheit gibt es das Phänomen der Selbstüberschätzung, auch Blödheit genannt. Solche Ausdrücke sind unfreundlich und irgendwann kam es aus der Mode unangenehme Dinge beim Namen zu nennen und ihnen Kosenamen zu geben. Das Wording war geboren. Es erfordert eine gewisse Realitätsverleugnung, kann aber höchst poetisch sein. Die Beispiele sind Legion, so wurden frühere Vollidioten zu Verhaltensauffälligen oder schlichter Meinungsfaschismus zum Florani-Prinzip. Es zeichnet sich darin aus, die eigene schwache Position durch griffige Feindbilder zu stärken. Ein interessanter Punkt, der Linke und Rechte harmonisch verbindet. Nun sind diese Weltbilder nie sehr langlebig, denn die Welt weiß oft nichts von ihrem Bild und geht eigene Wege. Das ist gefährlich. Und so begann man, quasi als Impfung gegen die Realität, die eigene Meinung, sei sie auch noch so abstrus, über alles zu stellen. Dies wird fälschlich als Freiheit betrachtet, ist doch dieser Meinungskult meist nur frei vom Argument. Da diese Echokammer nur zu noch größeren Verwirrungen führt, schafft man Scheinklarheiten in Form von immer drastischeren Feindbildern. Der höchst wendige Kapitalismus hat das, wie immer, zuerst als Markt erkannt. Medien leben sehr gut davon, die Politik sowieso. Die neueste Ultima Ratio in diesem Geistesnebel ist der so genannte Safe space. Ein sicherer Raum, wo sensible Seelen mit ihnen unangenehmen Nachrichten nicht mehr behelligt werden. Mit sensibel hat das nichts zu tun, eher mit diskursivem Wärmetod. Ja: erst wenn die letzten Andersdenkenden neutralisiert sind, werdet ihr merken, dass man Ideologie nicht leben kann.