Powidl oder Blunze?
Der Kanzler ist ein Mann der klaren Prämissen. Eine davon geht eindeutig in Richtung Nahrungsmittel. Kürzlich bedachte er die Pläne des Außenministers bezüglich der Mittelmeerroute als „Vollholler“. Das ist eine interessante Verstärkung des schönen Holunders, der uns Jahr für Jahr mit köstlichem Sirup beschenkt. Denn offensichtlich war der einfache Holler nicht genug, erst durch die Vorsilbe „voll-“ erfuhren die Vorstellungen des politischen Gegners erst ihre gesamte Sinnlosigkeit. Interessant die gebildete Doppelbödigkeit des Kanzlers, der in offensichtlicher Anspielung auf die uralte Bedeutung des Holunders als Sitz des Aberglaubens die ÖVP-Ideen klar in diese Richtung kategorisierte.
Auf seine eigenen Ideen und deren Nähe zu den Blauen angesprochen, meinte er hingegen, die FPÖ sei völlig powidl.
Auch hier genügte ihm das einfache Powidl nicht. Voll powidl wäre irreführend gewesen, hieße es doch, die Blauen hätten sich damit angepatzt. Also ist völlig in diesem Fall voll, also völlig richtig!
Er hätte natürlich auch wurscht oder blunze sagen können, doch schien ihm das vermutlich angesichts der wachsende Zahl der veganen Wählerschaft zu provokant. Wobei auch der Powidl nicht ganz unschuldig ist, wird er doch mit Rum hergestellt. Wollte er damit gar andeuten, die FPÖ sei dem Alkohole zugetan?
In jedem Fall macht die Zwetschke den Powidl und ihre nahe Verwandte ist die Pflaume. Vielleicht griff der Kanzler zu dieser Metapher, da er sich angepflaumt, quasi angezwetschkt, fühlte. Wie auch immer, die Suppe der Gegner ist dünn, will er uns sagen. Zumindest dünner als seine Pizza. Er ist also einer, der nicht um den heißen Brei herum redet, den viele Köche nur mit ihrem Holler verderben würden. Wechselnde Mehrheiten sind nun sein Bier und die Neue ÖVP bloß alter Wein in neuen Schläuchen. Oder einfach nur Voll-Käse, um mit des Kanzlers Kulinariumsdiktion zu sprechen.