Tafeln in Schilda
In Österreich haben Schilder und Tafeln schon immer eine entscheidende Rolle gespielt. Wie erinnerlich der langwierige Streit um zweisprachige Ortstafeln. Oder jene Schildchen, die bei Diskussionen in die Kamera gehalten wurden um mit irgendwelchen Zahlen das Gegenüber zu desavouieren. Nun wurde diese schöne Tradition im Parlament angesichts des 12-Stunden-Arbeitstags fortgesetzt. Es bildeten sich zwei Tafelrunden, die sich um den Gral der Arbeitszeit stritten. Regierungstreue Schildchen wurden in die Höh gehalten mit „Freiwilligkeit garantiert“ oder „Es bleibt dabei“. Die Sprachlosigkeit der Gegner manifestierte sich in Tafeln, die lediglich durchgestrichene Zahlen zeigten, die an Tempolimits erinnerten. Vermutlich ein Hinweis auf die sinnlos gefährliche Hast bei der Durchpeitschung des Gesetzes. Zuvor waren Pflastersteine mit unfreundlichen Schildern vor den Wohnungen einiger Abgeordneter platziert worden. Damit wurde wohl im Schilde geführt die Straße sozusagen zur Politik getragen. Bei den weitaus harmloseren aktionistischen Taferlklasslern im Hohen Haus handelt es sich keineswegs um einen Schildbürgerstreich, denn diese Aktion weist in die richtige Richtung. Wie oft schon hätten wir uns gewünscht, dass Sitzungen nur aus stummen Schildern bestünden. Wie viel Imageverlust wäre der Republik erspart geblieben, hätten selbstgemalte Zettelchen die gefürchteten Reden ersetzt. Abgesehen von der Zeitersparnis, gibt es hier auch einen Umweltfaktor. Enorme Mangen an heißer Luft wären dem Land erspart geblieben und hätten das Klima nicht unnötig belastet. Ein Schild sagt eben mehr als tausend Worte.