Unbotmäßig
Der ORF wählt einen neuen Stiftungsratsvorsitzenden.„Wählen“ ist in diesem Zusammenhang natürlich etwas irreführend, zumal dieses Verb die Möglichkeit ausdrückt sich zwischen mindestens zwei Optionen frei entscheiden zu können. Beim ORF gehen die Uhren anders und der Zeiger der ORF-Uhr weist in Richtung Norbert Steger. Der ehemalige FPÖ-Vorsitzende fiel in letzter Zeit mit, gelinde gesagt, rätselhaften Bemerkungen auf. Laut Eigendefinition ist er humorig und Weinliebhaber. Mag sein, dass seine Äußerungen primär unter diesem Licht zu sehen sind. Doch immerhin bedachte er jenes Unternehmen, wo er diese Position anstrebt, meist mit durchwegs vernichtenden Urteilen. In der freien Wirtschaft wäre es undenkbar, dass ein etwaiger Entscheidungsträger die künftige Firma schlecht macht und mit Entlassungen droht. Doch diese Wirtschaft ist nicht frei, es ist eben der ORF. Der Posse nicht genug sandten jetzt einige Landesvertreter vornehmlich roter und schwarzer Provenienz einen Fragenkatalog an ihn. Darin steht etwa zu lesen: “Können wir davon ausgehen, dass Sie sich medial mit öffentlichkeitswirksamen Aussagen zurückhalten, die den unabhängigen ORF und dessen Stiftungsrat in ein parteipolitisches Licht rücken könnten?“ Das ist Humor der Extraklasse. Von Steger zu erwarten, das er sich irgendwie zurück haltet ist genauso, als ob man den Regen bitten würde, nicht auf die Erde zu fallen. Und den „unabhängigen ORF“ nicht in ein parteipolitisches Licht rücken zu wollen. ist besonders putzig. Sprach doch der präsumtive Vorsitzende kürzlich von „unbotmäßiger Berichterstattung“. Mehr Unabhängigkeit geht nicht.