tiroler anden
Die Globalisierung ist eine feine Sache. Doch manchmal wird erheblich über die Stränge geschlagen. In Tirol sollen ab Mai Linienbusse zwischen Landeck und Nauders mit italienischem Kennzeichen verkehren. Könnte durchaus sein, dass Fahrgäste dadurch gar nicht einsteigen wollen. Ein Italo-Kennzeichen im Heiligen Land könnte ja auch ein Indiz für einen gestohlenen Bus sein. Man weiß ja nie bei den südlichen Nachbarn. Was war geschehen? Bei der Ausschreibung zog die ÖBB-Postbus den Kürzeren, da der italienische Gegenbieter billiger war. Der ist zwar aus Südtirol, aber in diesem Fall scheint „Tirol isch lei oans“ außer Kraft gesetzt. Interessant auch, dass jene betroffene Region Tirols „Oberes Gericht“ heißt. Ein unteres Gericht hat aber offenbar beschlossen den Begriff „Bestbieter“ umzudeuten. Am besten scheint es zu sein, dass der Wenigstbieter zum Zug kommt. Weniger Steuergelder für weniger Kundenzufriedenheit und weniger Sozialkriterien ist die Devise. Vorausblickend ist anders, es kann also von einem gewissen Intelligenzdumping gesprochen werden. Ärgerlich jedenfalls, dass hier die finanziellen Grenzen nicht ausgereizt wurden. Wer schon einmal per Bus in den Anden unterwegs war weiß, der Tageslohn der dortigen Fahrer beträgt ca. 2 Dollar und das Wort „Sozialleistungen“ ist ihnen unbekannt. Die Busse sind zudem bergerprobt, vielleicht ein bisschen wackelig. Das wird dadurch wettgemacht, dass es sich um alte US-Schulbusse handelt, die optisch sicher mehr her geben als die schnöden Vehikel aus Alto Adige. Also: neue Ausschreibung. Wir brauchen einen leuchtenden Pfad fürs Oberste Gericht.