Übertrittszeit
Sommerzeit ist Transferzeit. Nicht nur im Fußball, auch im Parlament wird fleißig der Club gewechselt. Wieder sind nun zwei Abgeordnete des Team Stronach zum Team Mitterlehner gewechselt. Über die Ablösesumme wurde Stillschweigen vereinbart, wie es in solchen Fällen normalerweise heißt. Aber: „Wir haben ihnen ein Angebot gemacht“ sagt der Zuständige für Abgeordneten-Scouting bei der ÖVP, Lopatka. Der hatte ja noch vor einigen Tagen sämtliche Wechselgerüchte für absurd erklärt.
Interessant auch, welche Haltung in dieser Sache Ausschlag gebend war. Eine schwarze Neuerwerbung sprach den aufschlussreichen Satz:“ Es ist nicht entscheidend, wo man sitzt, sondern wofür man steht!“ Das ist klar, denn im Sitzen fällt das Umfallen schwerer als im Stehen. Einige Moralisten werden nun einwenden, dass die Sitzverteilung im Parlament eigentlich dem Wahlvolk obliegt. Und ganz Tollkühne bringen dann auch noch den Begriff „Demokratie“ in Spiel. Das ist blauäugig. Auch beim Fußball bestimmt der Fansektor nicht über die Aufstellung. Er zahlt nur um beim Match zusehen zu dürfen. Und quasi für die Tribüne wird jetzt auch noch verkündet mit den Neuzugängen würde das schwarze Team „jünger, moderner und weiblicher“. Spätestens jetzt beginnt der Vergleich mit dem Fußball zu hinken. Ist dort ein Spiel einmal verloren, gewinnt man es nicht nachträglich durch den Erwerb von gegnerischen Akteuren. In der Politik scheint das zu funktionieren. Wählertäuschung statt Körpertäuschung und schon ist man der stärkste Club im Land. Darauf ist bisher nicht einmal die sonst so erfinderische FIFA gekommen.