Johannes Gabl. Lachschlager im Keller wie im Turm.
Sowohl das Feinripp-Ensemble im Treibhaus wie Glattauers „Wunderübung“ im Kellertheater sorgen derzeit für Begeisterungsstürme
Wenn es läuft, dann läuft´s. Das wird sich derzeit wohl auch Johannes Gabl denken, hat er doch in beiden Lachschlagern dieser Saison tatkräftig mitgemischt. Wie er das zeitlich, gedanklich und energetisch so alles unter einen Hut gebracht hat, ist vermutlich selbst den abgebrühtesten Theatermachern ein Rätsel. Denn zwischen der Premiere der „Rippenhof-Saga“ im Treibhaus, bei der er Regie führte und jener von Daniels Glattauers Paartherapiekomödie „Wunderübung“, wo er als staubtrockener Ehegespons auf der Bühne brilliert, lagen gerade mal drei Tage.
Dabei war und ist keine der beiden Produktionen „eine gmahte Wiesn“, die Erwartungen waren in beiden Fällen riesig, fast schon übermächtig. So ist Glattauers „Wunderübung“ schon per se als Publikumsrenner angelegt ebenso wie man sich natürlich von den Feinripp-Jungs immer noch ein Schäuferl mehr an Wahnwitz und Überdrüber-Selbstpersiflage erhofft und ja, vermutlich auch beinhart erwartet. Drunter ist gleich mal nix, in diesem Genre ist das Publikum gnadenlos. Eine Screwball-Komödie, wie sie Glattauers „Wunderübung“ zweifellos ist, kann nur bei exzellentem, ja fast selbstvergessenem Spiel wirklich abheben. Und dass sich eine Kultformation wie das Feinripp-Ensemble von Thomas Gassner, Markus Oberrauch und Bernhard Wolf noch mal selbst übertrifft, das ist zuletzt nicht mal James Bond gelungen.
Dabei sind sie mit ihrer „Rippenhof-Saga“ ähnlich wie der amtierende Bond an ihre Wurzeln und Ursprünge zurückgekehrt, haben sich als vom Leben im unheiligen Bauernlandl einigermaßen gezeichnete Abkömmlinge eines Tiroler Erbhofes quasi neu erfunden. Selbst ihre Passion fürs absurd Theatrale, ihre aberwitzige Lust an der Selbstdemontage und nicht zuletzt die Wahl ihrer Unterwäsche erhält in der „Rippenhof-Saga“ nunmehr eine plausible Erklärung. Schuld an all den Verhaltensauffälligkeiten war glücklicherweise mal nicht die Mutter, sondern der alte Rippenhof-Patriarch, der die drei Söhne, die sich der Einfachheit halber eh gleich mit Ältester, Mittlerer, Jüngster anreden, erst aus dem Nebenzimmer und schließlich sogar noch aus dem Jenseits am theatralen Gängelbändchen hält. Brav, wie die drei trotz ihrer Verschrobenheit letztlich sind, werden sie sein theatrales Vermächtnis aus der Geheimtruhe natürlich einzulösen versuchen.
Okay, das Skript ist vielleicht an manchen Stellen ähnlich verworren und weit hergeholt wie bei James Bond. Aber dafür darf quasi am laufenden Band Tränen gelacht werden. Und der Tiroler-Macho-Buben-Rap ist so ziemlich die coolste und abgefahrenste Persiflage, die jemals auf einer Bühne dargeboten wurde. Selbst wiederkehrende dramaturgische Details wie der an die Bühnenwand gemalte Kleiderhaken, die imaginären Schnapsrunden, das Klingeln des roten Telefons, sind so großartig gelungen, dass man sich zuweilen wirklich nur noch kringeln kann vor Lachen.
Johannes Gabl ist für diese erfolgreiche Neuerfindung des Feinripp-Ensembles jedenfalls in die Fußstapfen von keiner Geringeren als Susi Weber getreten. Also auch das eine Art von Wunderübung, die er freilich ebenso souverän meisterte wie die Rolle des Valentin an der Seite der gleichfalls einfach nur furios guten Julia Kronenberg und ihres abgründigen Therapeuten Walter Ludwig. Denn die gewiefte Leichtigkeit, mit der sich Gabl und Kronenberg als therapie- oder trennungsüberfälliges Ehepaar angiften und vorführen, macht das Stück zu einem wahrhaft kathartischen Vergnügen. Keine Frage: Elmar Drexel hat hier in seiner Inszenierung haargenau die richtige Tonalität getroffen. Allein wie sie ihn gleich mal zu Beginn fragt, was machst du beruflich eigentlich, da geht einem ja schon das Herz auf. Besser geht´s einfach nicht. Kein Wunder also, dass das Stück bereits bis Ende Dezember ausverkauft ist. Aber das Kellertheater verspricht ja glücklicherweise eine baldige Wiederaufnahme.
Bildunter/Überschriften: Zum Brüllen komisch: der Mittlere der Rippenhof-Buben spielt „My hear will go on“.
Nach dem Warm-up kommt schließlich die „Wunderübung“: J. Gabl, J. Kronenberg und W. Ludwig im gleichnamigen Lachschlager.