Einmal Keks auf die Brust und wieder herunter
Jemand, der 1983 gerade frisch in der Welt der Büchereien und der Erwachsenenbildung unterwegs ist, erfährt durch indirekte Zeichen bald einmal, was um diese Zeit politisch so läuft.Dieser frische Bibliothekar ist vielleicht einmal fünf Jahre lang mit viel sozialen Leser-Kontakten im Dienst, da erhält ein gewisser Hermann Pepeunig ein Keks der Stadt Innsbruck. Es handelt sich um das Sozialehrenzeichen, wie man hinten nach erfährt, denn in der aktuellen Gegenwart kriegt man immer nur mit, dass es ein Keks ist.
Unter anderem ein paar Bibliothekare weisen vergeblich darauf hin, dass es sich um jemanden mit Nazi-Dreck am Stecken handle.
-Ach was, ihr habt keine Ahnung von damals, sagt der damalige Chef, ein Osttiroler, der irgendwie seltsam freiwillig am Balkan bei der Abwehr von Partisanen im Karst eingesetzt worden ist.
Mehr als das Keks der Stadt Innsbruck irritiert uns unser Chef, katholisch und Osttiroler, ängstlich, aber im Bedarfsfall schneidig. Er ist kein Nazi gewesen, aber vor diesen ein Leben lang in die Knie gegangen. Und erst als sie ihm den Herrgott zu nehmen versuchen, wird er etwas verärgert, was die Nazis betrifft.
-Aber die Verwaltung und das Bergsteigen, die Ertüchtigung eines ärmlichen Landstrichs wie Osttirol haben sie auf die Haxen gebracht!
Jetzt nach über dreißig Jahren hat die Stadt Innsbruck dem HJ Bannführer Hermann Pepeunig das Keks wieder aberkannt.
Man darf einfach nicht sterben, wenn man solche Sachen noch erleben will. Das beharrliche Aus-Sitzen und Am-Leben-Bleiben ist offensichtlich die einzige Möglichkeit, in Österreich zur Wahrheit zu kommen.