treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

WERNER PIRCHNER

freund und tonsetzer, 1940 - 2001

treibhaus gründungsmitglied
mitgliedsausweis 01
ehrenschützer des  ehrwürdigen nach  seinem UPTOWN JAZZSALON nachbenannten
DOWN TOWN JAZZSALON

Werner Pirchner, der hintersinnige Saboteur und frivolfröhliche Förderer zeitgenössischer E-Musik-Strapazen, ist und war ein wohltuendes Vorbild für den erfrischenden Geist der kreativen Subversion. Pirchner nahm einfach wahr, wo in seiner Umwelt Menschen und Umstände durch Machtmissbrauch entrechtet und belastet werden, wogegen er sich in seiner Musik manchmal ätzend böse, manchmal mit Witz und Ironie wehrte...
Und wo gehts hier zum Panamakanal?

WERNER PIRCHNER. THAUR, FUCHSLOCH. TEL.NR.  .... NICHT VOR 11

Seine schwere Krankheit belastete die Musikszene Tirols. Es liegt wie eine Wolke über uns, sagte ein junger Instrumentalist vor einem Konzert. Das ist die Lösung: musizieren. Werner Pirchner ging unbeirrt seinen Weg. Institutionen und Stil-Diskussionen nahm er nicht, Johann Sebastian Bach und soziale Ungerechtigkeit sehr wohl zur Kenntnis. Er schrieb böse Lieder gegen die Kirche und war ein Preisegott. Mit der Eigenständigkeit seiner kraftvollen musikalischen Sprache trat er für Freiheit, Toleranz und Phantasie ein.

Pirchner komponierte nah an der Zeit. Seine "Fire Water Music" schildert die Vertreibung aus dem Paradies einer unverseuchten Natur. In der "Soiree tyrolienne" steht über einem Satz "Eins, zwei, drei - die Kunst ist frei!", und "Zwentendorf - Wackersdorf... Tschernobyl" ist ein "Konzert für Flöte, großes Orchester und kritischen Polizeichor". Pirchner formulierte die Quintessenz eines pazifistischen Weltbildes. Aber seine Musik ist abstrakter, als sie sich gibt.
Werner Pirchner wurde am 13. Februar 1940 in Hall geboren und lebte in Thaur. Er war Buchdrucker, Sängerknabe und Ziehharmonikaspieler. "Ende Juli 1958 Abschieds-Zettel für die Mutter: " Ich bin Musiker". Zunächst verdiente er seinen Unterhalt als Tanzmusiker. Als Vibraphonist wurde er ein Solitär und eine internationale Jazzgröße. Aber Pirchner spielte auf seinem Vibraphon auch Bach und setzte sich intensiv mit der E-Musik auseinander. Bach, Mozart, Schönberg waren seine Lehrer.
Pirchner suchte die Verbindung von Volksmusik, Jazz und E-Musik, er arbeitete mit Jack DeJohnette, Bobby McFerrin, vielen anderen Größen und intensiv mit Gitarrist Harry Pepl, mit dem er das legendäre Jazz-Zwio bildete, aber auch mit Ensembles der Wiener Philharmoniker und der Kontrapunkte. Man feierte ihn in der New Yorker Jazzszene und beim "Steirischer Herbst". Im Innsbrucker Treibhaus war er Mitglied Nr. 1 und der erinnerungsintensive Jazzkeller in der Hofgasse bewahrt noch heute den puren Swing seines zauberischen Vibraphons. Klangfeste, wo immer Pirchner musizierte.
Er schrieb klingende Destillate, die alle Grenzen aufhoben. Österreichs typisches Crossover der letzten zwei Jahrzehnte von den hochfeinen Tiroler Knödeln bis hin zu Herrn von Goisern wurzeln bei Pirchner, auch wenn ihm die Qualität der Nachahmer oft nicht die Referenz erweist. Pirchner war ein Perfektionist, Ein Musicoholic, der in kompromissloser Besessenheit vor allem an seinen Tonträgern arbeitete. "Das halbe Doppelalbum" hat 1973 viel Staub aufgewirbelt. Da nahm das große deutschsprachige Feuilleton Pirchner erstmals wahr. Er stieß an der Seite Christian Bergers 1974 mit dem Film " Der Untergang des Alpenlandes" nach, was ihm so mancher gute Bürger übel nahm.
Das offizielle Tirol verlieh 1986 Werner Pirchner den Tiroler Landespreis für Kunst. Als Pirchner mit hinaufgekrempelten Hemdsärmeln zur Verleihung erschien, zog der damalige Landeskulturreferent Fritz Prior kurzerhand auch den Rock aus. Das war mehr als eine Geste.
In den Achtzigern eroberte Pirchner Wien. 1981 gehörte ihm das Eröffnungskonzert "Die neue Reihe" im Konzerthaus. Die besten Musikkünstler kamen für ihn aufs Podium und das blieb so. Philharmoniker, Symphoniker und andere erstklassige Solisten erfrischten sich an seiner Qualität und Unverstelltheit. Aber es gibt auch Pirchner Musik für Blaskapellen und in der Unterrichtsliteratur. Als Werner Pirchner zum ersten Mal ein Orchester dirigierte, kam er nicht mit Dirigentenstab - er brach sich einen frischen Zweig vom Strauch. Klar verwandelte er das pralle Leben. Fetzig, witzig, originell, mit unzweifelhaften Wiedererkennungswert. Seine Bühnenmusik bei den Tiroler Volksschauspielen in Telfs 1982 für Mitterers "Stigma" und Herzmanovskys "Kaiser Joseph und die Bahnwärterstochter" ("Do You Know Emperor Joe") schrieb Geschichte und war für die Volksschauspiele ebenso prägend wie für Pirchner selbst.
Was H. C. Artmann und Ernst Jandl in der Literatur, war Pirchner, der ebenfalls Wortnahe, für die Musik. Aber da entstanden auch diese Musiken voller Trauer und Depression. Die Pole in Pirchners Musik markierten nicht E und U, sondern Leben und Tod.
E (Ernste Musik) und U (Unterhaltungsmusik), EU, so hieß die einschneidend bedeutende Schallplatte von 1986, der u. a. Aufnahmen des Vienna Art Orchestras, "Born for Horn", "A-NAA-NAS - BA-NAA-NAS" und "Dur" folgten.
Es ist nicht leicht, Werners Spuren zu folgen. Assoziationen, Weiterführendes, fast nur Wichtiges, keine Makulatur: "Du musst es präzise sagen". Da war der große Jazzer und der ernsthafte "E-ler, der Grübler und Erfinder und Lebensvolle. Konzerte, Bühnen- und Ballettmusiken, ein Pirchner- Werkverzeichnis (PWV), das die Hundertschaft überschritt - da war ein Kopf voll Musik.
Wo Nacht und Morgen einander begegneten, vier Bläser ein Streichquartett spielten, wo Witz und Verweigerung Angepasstes verspeisten, aus dem Fuchsloch Silberklänge stiegen und ein Komponierturm wuchs, war Werner Pirchner zu Hause. Er hinterließ in der Welt verschiedene Eindrücke, aber er war zwischen Thaur und New York immer derselbe. In Wien nannte man ihn Sonderling, Original, Berufsanarchist, Österreichs originellsten Haus- und Hofkomponisten, Alpentönler. Alles Quatsch. Und zum Teufel mit dem Sprichwort, kein Mensch sei unersetzlich.
(Ursula Strohal TT)


Inhalt schafft Form

Ein Versuch über Werner Pirchner (1940-2001)

Grenzgängereì. Seiltänzer über E- und U-Musik-Welten. Wanderer zwischen den Stilenì. Irgendwie hinterlassen all diese oft strapazierten Stehsätze gerade im Hinblick auf Werner Pirchner einen schalen, unbefriedigenden Nachgeschmack. Auch wenn man den Tiroler Komponisten nicht persönlich gekannt hat: Sobald man sich in die Kompositionen vertieft, seine Vita Revue passieren lässt, Texte liest, entsteht der Eindruck eines Menschen, bei dem Person und künstlerische Arbeit, Leben und Denken, Form und Inhalt schlicht einen höheren Grad der Koinzidenz erreicht haben als bei anderen. Vielleicht gerade deshalb, weil sich hier der Inhalt oft selbst seine Form schuf, schaffen musste, anstatt bestehende auszufüllen. Pirchner, der Autodidakt wider Willen, Pirchner, der Tiroler, Pirchner, der gesellschaftskritische Nonkonformist, Pirchner, der Grübler, der Perfektionist. Auf seinen Partituren und Schallplatten ist alles Pirchner, vom ersten bis zum letzten Buchstaben, von der ersten bis zur letzten Zeichnung, von der ersten bis zur letzten Note. Alles ist durchdrungen von einer pointenreichen und doch feinsinnigen kreativen Energie, die sich urwüchsig Bahn bricht und zu sinnlich-plastischen Gestalten gerinnt. Alles hat Bedeutung, nichts ist Zufall. Keine Note scheint je überflüssig.

Vielleicht hatte das alles ja bereits mit seinem Vater zu tun, einem überzeugten Gegner des Nationalsozialismus, einem auch in seiner Armut aufrechten Menschen mit kritischem Bewusstsein gegenüber Autoritäten. Vielleicht waren es auch die Umstände der Kriegsjahre, in die Werner Pirchner 1940 in Hall in Tirol hineingeboren wurde: Obwohl noch ein Kind, gruben sich ihn die Angst vor den NSDAP-Parteigängern, die Bombenangriffe, aber auch die mit Schlägen traktierten Zwangsarbeiter unauslöschlich in sein Gedächtnis ein ñ um sich Jahre später darüber zu wundern, wie ein erwachsener Mann, als er Bundespräsident wurde, all dies vergessen konnte.

Der Vater, der aus der Kriegsgefangenschaft eine Ziehharmonika mitbrachte, auf der auch der Sohn bald seine ersten Klänge herausquetschte, war nicht der einzige eigenwillige Geist in der Familie. Einer von Werners Onkel dürfte zumindest in Tirol der einzige Bergbauer gewesen sein, der nicht nur einen Plattenspieler, sondern auch ein paar Scheiben mit Jazzmusik besaß. Das genügte. Nur auf Wunsch der Mutter beendete Pirchner die vierjährige Schriftsetzer-Lehre, am Tag nach der Gesellenprüfung, im Juli 1958, hinterließ er seinen Eltern einen Zettel mit der lapidaren Erklärung: ÑIch bin Musiker!ì Für ihn war klar, dass er Jazz spielen wollte: ÑSwing war einfach etwas total Unmilitärisches, und das hat mir schon genügt, dass ich verliebt war in Swingì, wird Pirchner von Sonja Kirchmair zitiert.1 Noch 1959 legte sich der eigensinnige junge Mann ein ñ in alpenländischen Gefilden geradezu exotisches -  Vibraphon zu. Daneben verdingte er sich als Bar-Pianist in Wien und München, 1963 kam er im Quartett Oscar Kleins, dessen Repertoire sich damals noch keineswegs auf Dixieland-Jazz beschränkte, zu seinem Platten-Debüt. Das Konservatorium in Innsbruck blieb Pirchner verschlossen, also musste er seine Neugierde im Selbststudium stillen: Die Harmonielehre Schönbergs wurde ebenso durchgearbeitet wie die Schriften Adornos und Josef Matthias Hauers, John Cages Gedanken zur Stille waren ihm ebenso Inspiration wie die Violin-Sonaten Bachs, die Pirchners eigentliche Vibraphon-Schule darstellten. Thelonious Monk, Gil Evans, Bartòk, Bert Breit, Schubert, Kafka, Karl Valentin und Kurt Schwitters gab Pirchner später als Kompositionslehrer an. Seine tonsetzerische Initiation bedeutete die Filmmusik zu den Städteporträts von Heinrich Materna, die 1966 als Ñ24 Deka Jazz-Liederì die ursprüngliche Nummer 1 des Werkverzeichnisses (PWV) bildeten.

Zum Texten hatte Pirchner damals bereits der Heimatfilm Erherzogs Johanns große Liebeì angeregt, dessen Liedzeile ÑWo das Büchserl knallt ...ì sich in seinem Kopf assoziativ in den Versen Ñund das Bomberl fallt/unds Granaterl zwischtert/durch die Luftì fortpflanzte. Es war der erste Baustein des berühmten ÑHalben Doppelalbumsì, das Pirchner 1973 nach jahrelanger Arbeit notgedrungen im Selbstverlag publizierte. ÑAuf dea plattn sing i liada/für die brave burschoasie/für zivil- und schovinisten/kanzl- und militaristen/und für klerikale brüada/und vielleicht a poa für diì ñ schon der einleitende ÑUrologì ließ den genialen Satiriker spüren, der sich in diesem seinem radikalsten gesellschaftskritischen Statement in bitterbösem Humor über Kirche, Krieg und Vaterland ausließ. Der legendäre Skandal, der der Platte Sende- und ihrem Urheber Hausverbot im ORF-Landesstudio in Innbruck bescherte, wurde ein Jahr später im gemeinsam mit Christian Berger produzierten Kurz(heimat)film ÑDer Untergang des Alpenlandesì prolongiert.


Die Bekanntschaft mit Gitarrist Harry Pepl verschob 1975 unerwartet die Arbeitsprioritäten. Schon bald schälte sich aus dem ursprünglichen Quartett ÑHip Jargonì die legendäre Duo-Achse des ÑJazz-Zwioì heraus, die vor allem in der ersten Hälfte der 80er Jahre internationale Erfolge feierte. Drei LPs - ÑGegenwindì (1979), ÑLive in Montreuxì (1981) und ÑPirchner/Pepl/DeJohnetteì (1982) - dokumentierten die wilde, ungezähmte Musik des kongenialen Tandems, das sich vorübergehend auch in anderen Formationen, etwa dem Quartett ÑAustria 3ì oder ÑVienna Art Orchestraì (Debüt-LP ÑTango from Obangoì, 1979) eingemeindet fand.

Seinen letzten Auftritt am Vibraphon bestritt Werner Pirchner 1988, drei Jahre nach der Auflösung des ÑJazz-Zwioì, im Rahmen des Deutschen Jazz-Festivals Frankfurt mit Albert Mangelsdorff und Bass-Talent Robert Riegler. Pirchner wollte sich auf seine neu definierte Rolle als Komponist konzentrieren, für die 1981, just am Höhepunkt seiner Jazz-Karriere unvermutet der Startschuss gefallen war: Der Tiroler Geiger Peter Lefor hatte ihn eines Tages darüber informiert, dass er für ein Konzert ein Solo-Violin-Stück Werner Pirchner aufís Programm gesetzt hatte. Dieser hatte neben Film- und Hörspielmusik bislang nur für Ensembles wie die ORF-Bigband und die Eisenbahner-Musik (ÑPräludium und Fiaskoì, 1977) komponiert und sah sich nun gezwungen, das zu tun, woran in der ÑRespekt vor den größten Meisternì bisher gehindert hatte: für dem klassischen Konzertsaal zu schreiben. Die fulminante, dreisätzige Violinsonate ÑGood News from the Ziller Valleyì war das Resultat, dem in rascher Folge weitere Stücke folgten: Der Pirchner-Klassiker ÑDo You Know Emperor Joe?ì für Blechbläserquintett, jene Kaiser Joseph II. gewidmete Suite, in deren letzten Satz unter dem Motto ÑDie Donau ist blau ñ wer nicht?ì der Donauwalzer lustvoll dekonstruiert wird, das ÑStreichquartett für Bläserquintettì oder auch die ÑKammersymphonie Soiree Tyrolienneì. Obwohl der beißende Sarkasmus des ÑHalben Doppelalbumsì sowohl in den würzigen Titelgebungen als auch in der Musik weiterhin spürbar blieb, bedeuteten diese Opera für Werner Pirchner ñ zeit seines Lebens in Tirol, zuletzt in Thaur, wohnhaft ñ doch auch eine Art ÑHeimkehrì. Unüberhörbar wirkten nun ironisierende Distanz zur und Respekt vor der gewachsenen volksmusikalischen (Bläser-)Tradition ineinander. Obwohl oft eigentümlich gestaucht, zerknittert, verfremdet, in neoklassizistischer Manier dissonant illuminiert, war zu spüren, dass Pirchner die sinnlichen Qualitäten dieser Musik als Teil seiner Sozialisation erkannte. Mit dem augenzwinkernden Festhalten an der Tonalität reihte er sich zudem würdig in die Reihe der österreichischen Avantgardeverweigerer Zykan, Schwertsik, Eröd und HK Gruber ein.

Trotz starker Resonanz durch prominente Musikerschaften wie dem Bläserensemble der Wiener Philharmoniker, dem Ensemble ÑKontrapunkteì, Ernst Kovacic und HK Gruber (der die ÑKammersymphonieì auch mit dem ÑEnsemble modernì aufführte), brachte erst die Veröffentlichung der Kompositionen auf der Doppel-CD ÑEUì 1986 eine Entspannung der ökonomisch angespannten Situation Pirchners. Bühnenmusiken für Burg-, Akademie- und Volkstheater folgten (ÑEmigranten-Symphonieì, ÑShalomì etc.), weitere Kompositionen erschienen auf den CDs ÑA-naa-nas Ba-naa-nasì (mit ÑVienna Brassì, 1992) und ÑDurì (mit dem Schubert-Trio, 1995). Die 90er Jahre brachten u. a. dank des ñ brillant gelösten - Kompositionsauftrags der Ö1-Signations, die im September 1994 auf Sendung gingen und den ehemals Verfemten zum meistgespielten Komponisten im ORF-Programm avancieren ließen, sowie der Musik zum Salzburger Festspiel-ÑJedermannì (1995) publicityträchtige Ereignisse; für 2003 war die Uraufführung der auf ein eigenes Libretto komponierten Oper ÑLiebe, Glück und Politikì an der Wiener Volksoper geplant.

ÑIch bin eigentlich eher kein 68er, ich bin ein Stückchen davor und ein Stückchen danachì, ließ Pirchner in einem Interview deutlich werden, dass er auch in seiner Gesellschaftskritik seinen eigenen Weg ging, von keiner Seite vereinnahmt werden wollte.2 Wie kaum ein anderer hat dieser Komponist Haltung gezeigt, sich in seinen Werken engagiert und konfrontationsfreudig gegeben. Mit dem Stilmittel des ihm eigenen Humors reflektierte Pirchner den Gang der Welt, sei es musikalisch, etwa anlässlich der Minderheitenfeststellung in Kärnten (ÑKeanten ungeteilt slowenenfreiì), oder verbal: Dass der Komponist die schwarz-blaue Koalition, die zur Zeit Österreich regiert, entschieden ablehnte, ist bekannt.

Über die Wirkung seiner Musik machte sich Pirchner freilich keine Illusionen, wie aus einem Kommentar zum Duo ÑShalomì hervorgeht, dem er auf Ersuchen des Schubert-Trios und unter dem Eindruck des beginnenden Krieges in Jugoslawien eine dritte Stimme hinzufügte: ÑAll dies ist sinnlos, machtlos, unnütz und lächerlich traurig. Weder in der ursprünglichen noch in der um ein Cello erweiterten Form kann das Stück etwas bewirken. Trotzdem ergibt es mehr Sinn als der Klang von Gewehren, Kanonen und Bomben.ì3

Nichtsdestotrotz ist jene Haltung die wohl essenziellste Message, die uns Werner Pirchner, der in sich beispielhaft große und kleine Welt, Offenheit und Traditionsbezug vereinte, neben seiner Musik hinterlassen hat. Sätze wie den folgenden, abschließenden etwa sollte man sich gerade in diesen Zeiten genauer als sonst durch den Kopf gehen lassen: ÑIch glaube, dass es wichtig ist für die Menschen, (...) mitzukriegen, was auf der Welt passiert. In jeder Weise, ob das eben in der Politik oder in der Ökologie oder in der Kultur ist. Ich glaube, jemand, der sich z. B. für Kunst interessiert, ist dann mehr so leicht lenkbar.ì4

Andreas Felber

Anmerkungen:
1. Sonja Kirchmair: Werner Pirchner. Biographie und kommentiertes Werkverzeichnis eines Komponisten aus Tirol. Diplomarbeit an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien 1998; S. 33.
2. Ö1-ÑHörbilderì, 11. August 2001.
3. Notiz des Komponisten zu ÑShalomì, PWV 30c
4. Ö1-ÑHörbilderì, 11. August 2001.