BALLROOM STORIES; die 20er Jahre erstrahlen neu im Dub, Lounge, Downbeat- und Triphop-Kleid
Der Wiener Musiker und Kultproduzent Klaus Waldeck ist immer wieder gut für Überraschungen: Mit seinem neuen Album „Ballroom Stories“ entführt uns der Wegbereiter des Wiener "Downbeats" (zuletzt äußerst erfolgreich mit dem Projekt Saint Privat) in die längst vergangene Zeit der Tanz-Salons der 20er und 30er Jahre.
„Zu dieser Zeit gab es eine besondere Lebenslust – und ich denke, dass sie unserer heutigen Zeit gar nicht so unähnlich war. Es herrschte eine gewisse Vergnügungssucht – es war auch eine Zeit, in der Frauen erstmals solo ausgingen und mit ihren ewig langen Zigarettenspitzen auf ihr neues Selbstbewußtsein hinwiesen“ Waldeck geht es aber nicht darum, diesen alten Sound zu kopieren. "Wenn wir von dieser Musik sprechen, denkt jeder an alte Grammophone & Schellackplatten und daran, wie sie geklungen haben. Wir interpretieren allerdings den verstaubten Klang der Platten in die damalige Zeit hinein, obwohl live aufgeführte Musik, damals ja gar nicht so geklungen hat. Die Assoziationen haben sich gewissermaßen verselbständigt; erst mit dem Grammophonklang wird die Zeitreise möglich.
Der Künstler versucht also nicht den tatsächlichen Klang dieser Zeit zu reproduzieren, sondern seiner Musik die alte Grammophon-Ästhetik und die damit verbundenen Assoziationen einzuimpfen.
Für Waldeck eine spannende Sache: " Es ist ja viel von dem, was in der Vorkriegszeit musikalisch passiert ist, durch den Zweiten Weltkrieg ausgelöscht worden. Danach war erst einmal Stille, verkitschte Heimat- bzw. Alpenromantik oder der Blick nach Amerika. Selbst der später aufkommende Austropop hat sich eher aus dem Proletariat heraus entwickelt und konnte keinesfalls an das anschließen, was sich in der Vorkriegszeit an Kabarett und Chanson-Kultur abgespielt hat. Ich versuche also mit meinem neuen Album dort anzuschließen, wo wir ohne diesen kulturellen Kahlschlag stünden.
Musikalisch umwandert das neue Album geographisch Jamaika mit seinen Off-Beat-Stilen, bis hin zu New Orleans und seinem Swing. Um das umzusetzen, hat sich Waldeck eine neue Stimme gesucht. Mit der Sängerin "Zeebee" aus Vorarlberg hat er eine sehr gelungene Wahl getroffen, zumal sie als Solo-Künstlerin mit ihrem "Betty-Boop"-Stil schon öfters auf sich aufmerksam machen konnte. Mit dabei sind auch die langjährigen Weggefährten Brian Amos und Joy Malcolm (bekannt unter anderem als Sängerin der britischen Formation Incognito); letztere übrigens die Stimme aus dem Opener „Make my Day“, den Mercedes für seine aktuelle Formel 1 TV Kampagne mit Weltmeister Fernando Alonso außerwählt hat. Die wichtigste „Nebenrolle“ in Ballromm Stories spielt übrigens die Klarinette, die für Waldeck wie kein anderes Instrument, den Geist dieser Epoche transportiert.
Ganz kann Waldeck freilich seine musikalischen Wurzeln des Dubs, die auch seine beiden Vorgängeralben prägten nicht verleugnen. Immer wieder taucht eine Prise Dubgroove & Reaggie in den Songs auf – und das ist gut so. Auf den Erfolg seiner beiden letzten Alben (sie schrammten knapp an sechsstelligen Verkaufszahlen vorbei)angesprochen meint Waldeck bescheiden: „Ich hoffe, daran kommerziell anzuschließen zu können.“
Wir glauben, das könnte sich ausgehen!
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Den Namen Klaus Waldeck kennen Easy-Listening- und Rivera-Sound-Freunde vor allem durch seine Zusammenarbeit beziehungsweise seine Cheftätigkeit bei Saint Privat und die daraus entstandenen verführerischen Sirenenklänge. Mit seinem Album "Ballroom Stories" wildert der Lifestyleproduzent nun im Sangesgut der 20er- und 30er-Jahre und versucht, die alten Klänge aufs frisch renovierte Tanzparkett zu übersetzen. "Wenn wir von dieser Musik sprechen, denkt jeder an alte Grammofone und Schellack-Platten und daran, wie sie geklungen haben. Wir interpretieren allerdings den verstaubten Klang der Platten in die damalige Zeit hinein, obwohl live aufgeführte Musik damals ja gar nicht so geklungen hat."
Er sucht also den Live-Sound von damals, aber eben neu übersetzt. Dazu steckte er sich selbst in einen Twenties-Anzug mit "Kreissäge" (Strohhut) und staffierte auch seine brandneue Sängerin Zeebee aus Vorarlberg - die mit dem leicht angesoffenen Billie-Holiday-Schmelz - in ein elegantes Zwanziger-Styling. Allerdings hat Waldeck, wenn man seine Aussage mit den 20-ern ernst nimmt, am Thema vorbeigearbeitet.
Waldeck nutzt immer nur ein kleines Sampling oder einen Klarinettenlauf aus einer alten Komposition, eine Mini-Stelle, den Hauch einer Idee. Diesen jedoch klopft er nach Art des Wiener Schnitzels so flach und breit auseinander, bis das Licht durchscheint. Da hämmern downbeatige "ufz ufz ufz"-Sounds unter einer nostalgischen Klarinette, dubbt ein Wummerbeat durchgehend unter einer gesungenen Melodie oder summen Bläser uns in die Zeiten des Cottonclub und schwelgen Geigen in der Ära von "Summertime". Fies geklaut übrigens ist der "Midsummer Night Blues". Wie immer steht trotz der ambienten Clubigkeit und der zigarettenbespitzten, seidenbestrumpften Twenties-Bemühungen der Dub im Vordergrund bei Waldeck - den bekommt er einfach nicht los.
Drücken wir es einmal so aus: Waldeck liefert Musik, die einen guten Hintergrund für die edle Lounge bietet, sie stört nicht. Sie bewegt nicht, und sie transportiert doch tief hinten, fürs Oberschlundganglion sozusagen, noch genug nostalgischen Schmelz, um sich irgendwie besonders zu fühlen - so (halb)seiden, so umspült und umsorgt von gemütlichen alten Raschelklängen. Werbern gefiel es: Mercedes nutzte den Opener "Make My Day" für seinen Spot mit Fernando Alonso.
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Die 20er und 30er Jahre sind unserer Zeit nicht so unähnlich. "Damals gab es eine besondere Lebensfreude, es herrschte eine gewisse Vergnügungssucht", meint der Wiener Klaus Waldeck. Er gilt als Wegbereiter des Wiener "Downbeats".
Nachdem er zuletzt auf zwei Saint-Privat-Alben inklusive Sängerin Valerie Sajdik den 60er Jahren mit französisch angehauchten Pop-Chansons gefrönt hat, geht Waldeck noch einen weiteren Schritt zurück. Auf seinem sechsten Solo-Album, "Ballroom Stories", versucht der Wiener die "Grammophon-Ästhetik" der Vorkriegszeit nachzuempfinden - allerdings mit modernen Mitteln.
Dub, Lounge, Downbeat- und Triphop-Elemente werden von Waldeck in ein kulturhistorisches Korsett geschnürt. Swing, Jazz und eine Stimme im Betty-Boop-Stil - vorgetragen von der Vorarlbergerin Zeebee - sollen den durch den Zweiten Weltkrieg bedingten kulturellen Kahlschlag vergessen machen.
Mit dem hektischen Treiben in den Tanz-Salons der "goldenen Zwanziger" hat "Ballroom Stories" aber nichts am Hut. Waldeck bleibt Garant für Coolness und Lässigkeit. So steht vorrangig Easy-Listening im Vordergrund, auch wenn die Klarinette immer wieder den Geist der Epoche herauf beschwören mag.
Nicht nur das gehobene Lounge-Publikum hat Gefallen an "Ballroom Stories" - die Werbung hat Waldecks neuesten Lifestyle-Streich ebenfalls für sich entdeckt. Mercedes nutzte den Opener "Make My Day" bereits für einen C-Klasse-Werbespot. (gs)
FM 4
Klaus Waldeck ist vor allem Ende der 90er Jahre durch sein Projekt Waldeck weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt geworden und letztes Jahr hat er mit seinem neuen Projekt Saint Privat, für das er auch zwei Amadeus-Nominierungen vorweisen kann, Erfolge verbuchen können.
Womit produzierst du?
"Natürlich produziere ich mit dem Computer, der neben dem Mischpult die zentrale Schalteinheit ist. Ich hab einen Apple G4, auf dem ich noch mit OS9 arbeite, Logic und diversen Plug-Ins.
Ich versuche aber, zumindest was den Signalweg angeht, immer auch über analoge Wege zu gehen, indem ich z.B. über's Mischpult gehe. Aber manche Geräte wie der Sampler verstauben in letzter Zeit schon, da ich das inzwischen im Rechner erledige. Es ist halt einfach am schnellsten und am praktischsten, Samples direkt im Rechner zu bearbeiten - und Faulheit siegt meistens. Bei der letzten Produktion, also bei 'Saint Privat', bin ich überhaupt dazu übergegangen, sehr viel Material mit analogen Instrumenten, also mit Musikern einzuspielen.
Bei den 'Waldeck' Produktionen hab' ich zwar auch schon hin und wieder mit Livemusikern gearbeitet, aber das war immer nur eine Live-Spur, die dazugespielt worden ist. Das Grundgerüst war nicht live eingespielt, wie es bei 'Saint Privat' der Fall ist. Bei 'Saint Privat' setzte ich die Fähigkeiten, die ich durch elektronische Musik erworben habe, eher als Gewürz ein, also sehr sparsam und nur dort, wo's wirklich notwendig ist. Das war aber auch die Herausforderung bei diesem Projekt. Ich hab' bereits zwei Alben mit elektronischer Musik gemacht, und es war sehr spannend, mal eine Platte zu machen, wo das total in den Hintergrund tritt."
Wie sieht die Aufteilung Hardware/Plug ins bei dir aus?
"Plug-Ins sind schon sehr verlockend, und ich verwende sie gerne und oft, tausche aber dann beim Ausproduzieren den einen oder anderen Plug-In Sound durch einen 'echten' Synthie-Sound aus. Aber beim Komponieren und Layouten greif' ich erstmal zum Plug-In, weil's schneller geht und weil das Speichern des Sounds unkomplizierter ist. Man kennt das ja bei den analogen Synthies. Trotz zahlreicher Listen, etc. ist der Sound irgendwann mal weg und es ist oft schwer, wieder einen ähnlich passenden zu finden. Deshalb beschäftige ich mich mit dem Sound meistens erst, wenn der Song steht."
Bist du der Meinung, dass gute Plug-Ins soundmäßig nicht mithalten können?
"Das hat jetzt gar nichtmal so viel mit dem Sound zu tun, dass ich die Plug-In Sounds oft noch austausche, sondern eher mit dem Bearbeiten der Sounds. Wenn es darum geht, einen Sound wirklich zu optimieren, dann macht das mit der Maus am Computer einfach nicht soviel Spaß, wie das Knöpfchen drehen an den analogen Synths. Bei den Plug-Ins such ich mir erstmal schnell ein Preset und verändere es dann so, dass es mir ungefähr passt, aber danach beschäftige ich mich nicht mehr sonderlich lang mit dem Sound. Das ist aber keine Regel, dass jeder Plug-In Sound am Ende ausgetauscht wird. Wenn der Sound 100% passt, dann lass' ich ihn so. Oft enstehen ja Songs auch aufbauend auf einen bestimmten Sound, und dann tausch' ich den natürlich nicht mehr aus. Ich bounce die Plug In-Sounds aber nicht, sondern schicke sie über mein Mischpult und nehm' sie auf."
Wie machst du deine Beats?
"Ich hab' eine Library mit diversen Kicks, Snares, etc. und programmiere meine Beats mit dem 'EXS24' von Logic. Bei 'Saint Privat' bestehen die Beats aus gespielten Drums in Kombination mit programmierten. Das ist eine Frage der Soundästhetik. Da Leute mittlerweile gewohnt sind, in Loops zu denken und in Loops zu hören, hab' ich die natürliche Klangästhetik der Live-Drums gewissermaßen wieder ein bisschen umgedreht und dem Beat einen Loop-Look verpasst."
Was sind deine Lieblings-Tools?
"Ein großer Favorit ist der 'Clavia Nordlead 1'. Er ist einfach total intuitiv, was ich bei Plug-Ins sehr oft vermisse. Kann aber auch sein, dass ich ihn deshalb so toll finde, weil es die einzige Bedienungsanleitung ist, die ich detailliert gelesen habe. Das mach' ich bei den Plug-Ins ja nie.
Dann mag ich auch noch den 'Juno-60' sehr gerne. Der ist halt für Basslines geradezu prädestiniert und ich verwende ihn auch gerne dafür. Und der 'Poly 6' ist mein Kandidat für synthetische Streicher und Flächen. Allerdings hab' ich solche Sounds inzwischen schon länger nicht mehr verwendet, wodurch er nicht mehr so oft zum Einsatz kommt."
Wie beginnst du einen neuen Song?
"Diese Frage ist schwer zu beantworten, weil es sehr unterschiedlich ist, aber meistens ist es ein kreativer Zufall, der dann den Ausschlag für eine neue Nummer gibt. Manchmal entsteht erstmal der Beat, ein anderes Mal aber ist es eine Idee, die am Keyboard entsteht. Aber wenn mal eine Idee da ist, dann neige ich erstmal dazu, eine Songidee auszuarbeiten, bevor ich mich mit dem Drumherum, also Beats, Sounds, etc. beschäftige. 'Gone with the wind' z.B. ist im Zuge eines Waldspaziergangs enstanden. Ich bin damals so lange spazieren gegangen, bis ich sowohl Text als auch Melodie im Kopf fertig entworfen hatte und hab' es mir dann solange gemerkt, bis ich am nächsten Tag wieder im Studio war, um es aufzuzeichnen. Ich hab', was meine Songs betrifft, meistens schon sehr konkrete Vorstellungen, die ich dann an meine Vokalisten weitergebe, lass mich aber natürlich auch schon mal von einer besseren Idee überzeugen."
Wie war das bei 'Saint Privat'? Die Songs klingen nicht so, also ob sie am Computer entstanden wären.
"Die erste Nummer, die wir gemacht haben, war 'Nothing to Loose', eine Coverversion. Das war auch der Titel, wo ich gesehen habe, in welche Richtung es mit Sängerin Valerie gehen könnte. Es ist ja auch immer die Frage, wo und wie setzt du welche Stimme ein. Damit war also mal die Stilrichtung klar. Dann hab' ich mir viele Sachen aus den 60er Jahren angehört und versucht aufzusaugen. Ich hab versucht rauszufinden: Was sind da so die wesentlichen Elemente? Dann hab' ich mich zusammen mit dem Bossa Nova-Gitarristen Clemens Wabra hingesetzt und erstmal einfache Bossa-Arrangements überlegt. Ich hab' ihm auf dem Klavier vorgespielt, was ich mir so in etwa vorstelle, und das mit ihm dann gleich auf Gitarre als Layout aufgenommen. Der Clemens hat dann die Akkorde für den Bassisten ausnotiert, und als dann die Songs gestanden sind, haben wir Gitarre, Bass und Gesang gemeinsam im Studio aufgenommen. Von der Stimme hab ich dann noch ein paar Extraaufnahmen gemacht, aber das Arrangement Gitarre und Bass ist im Großen und Ganzen so geblieben, wie wir es aufgenommen haben. Danach hab' ich noch die Beats und die Effekte dazugemacht und das war es dann."
Wie ist die MIDI/Audioaufteilung bei dir?
"Naja, manchmal beginne ich auf der Audio-Ebene und wechselt danach in die MIDI-Ebene um. Gerade beim kommenden 'Waldeck'-Album hab ich sehr viele Bläsersätze und komplette Jazzensembles aufgenommen, die dann erst wieder den Weg in den Softwaresampler finden.
Aber ich bin nicht zuletzt durch 'Saint Privat' auf den Geschmack gekommen und arbeite zur Zeit viel lieber mit Audiomaterial von Livemusikern als mit synthetischen Sounds. Natürlich wird dann gerade im Fall von 'Waldeck' vieles wieder in ein MIDI-Arrangement eingebettet werden, aber ausgehen tu' ich derzeit lieber von Audiomaterial."
Wie mischst du?
"Ich mische hier mit meinem analogen Mischpult, auf dem dann die einzelnen Sounds oder Subgruppen anliegen, und habe, da man hier ja nichts abspeichern kann, am Schluss dann eine ganze Menge von verschiedenen Versionen, aus denen ich dann die Beste auswähle."
Wofür brauchst du am längsten?
"Am längsten dauert bei mir immer das Fertigstellen der Nummern. Da ist dann einfach der Druck am größten, sich richtig zu entscheiden, und gerade, wenn am Schluss dann ein Album zusammenwächst, möchte ich, dass alles sehr harmonisch ist. Da kann es dann passieren, dass eine Nummer, die für sich genommen eigentlich super ist, im Gesamtkontext dann einfach nicht mehr passt und ich sie dann anzupassen versuche. Dieser ganze Angleichprozess dauert manchmal sehr lange."
Bist du jemand, der den neuesten Plug-Ins und/oder Geräten hinterherjagt oder lässt dich das eher kalt?
"Das ist wohl eher ein Schwachpunkt von mir, dass mich das alles nicht so sehr interessiert. Circa einmal im Jahr krieg' ich einen Rappel und rufe Leute an, damit die mir sagen, was es mittlerweile alles neu gibt, weil ich einfach nicht die Zeit habe, mich da am Laufenden zu halten. Und dann besorg' ich mir das eine oder andere Plug-In, das mir interessant erscheint."
Hast du ab und zu mal einen totalen kreativen Durchhänger und was machst du dagegen?
"Ja, so was hab ich oft und es ist absolut frustrierend. Es ist mir schon sehr oft so gegangen, dass ich mir vornehm', mich hinzusetzen und ein paar Tage intensiv zu arbeiten und dann kommt nichts. Manchmal kommt man dann drauf, dass das, was man vorher gemacht hat, eigentlich eh schon viel besser war. Das ist sowieso das Frustrierendste, wenn man zunächst ganz begeistert in eine neue Richtung geht und alles umändert und dann irgendwann draufkommt, das vorher alles viel besser war."
Wie sieht denn dein Live-Set aus?
"Wie ein 'Waldeck'-Liveset in Zukunft aussehen wird, weiß ich noch nicht 100%. Dadurch, dass es mehr in Richtung Jazz gehen wird und die Elektronik etwas in den Hintergrund rücken wird, habe ich da an einen Live-Schlagzeuger und eventuell an einen Klarinettisten gedacht. Es wird jetzt sicherlich keine 10-köpfige Jazzband auf der Bühne stehen, aber es wird sich irgendwo zwischen der bisherigen Variante und einer Jazzband bewegen.
Bisher war ich ja bei einem 'Waldeck'-Liveset alleine mit einer Sängerin auf der Bühne. Da ist das Playback - da wir die Visuals auch synchronisiert hatten - von Super VHS gekommen, und live hab ich dazu ein paar Effekte gemacht. Ein Computer für das Playback war mir zu gefährlich, weil ich Angst vor Abstürzen hatte und das auf jeden Fall vermeiden wollte. Dort, wo andere Vokalisten als die Sängerin, die live dabei war, zu hören waren, hab' ich diese über die Visuals eingeblendet. Diese Passagen sind gefilmt worden und dann virtuell dargeboten worden.
Das Live-Setup von 'Saint Privat' ist sehr konventionell. Jazzgitarre, Bass, Besenschlagzeug und die Valerie als Sängerin. Ich halte mich da total im Hintergrund und hab' ein paar Effektgeräte dabei, wie z.B. einen 'MoogerFooger' und zu ein paar Nummern gibt es auch ein Playback. Wenn z.B. ein Kontrabass statt dem E-Bass, der auf der Bühne steht, zu hören ist, dann wird ein Kontrabass-Spieler anhand der Visuals eingeblendet. Der spielt dann sozusagen mit der Band, aber nur als Projektion. Dieses Stilmittel hab ich mir von 'Waldeck' hinübergerettet. Außerdem mische ich selber die Spuren der einzelnen Musiker live ab und spar mir somit auch einen Tontechniker."
Was war bisher das größte Erfolgserlebnis im Laufe deiner Musikkarriere?
"Das waren zum einen meine 'Waldeck'-Konzerte in Frankreich. Das hat teilweise so absurde Ausmaße angenommen, dass bei Veranstaltungen Frauen zu mir gekommen sind und behauptet haben, meine Musik habe ihr Leben verändert. Das war damals gegen Ende der 90er, irgendwie war da um meine Musik ein totaler Hype in Frankreich entstanden. Ich hab z.B. in Paris auf Modeschauen gespielt. Das war schon sehr spannend, aber genauso schnell wie dieser Hype entstanden ist, war er auch wieder vorbei.
Auf einer ganz anderen Ebene fand ich es auch ziemlich lustig, dass 'Saint Privat' sowohl auf Ö1, FM4 als auch auf Ö3 gespielt worden ist. Das passiert einem, glaub' ich, nicht so oft. Auch über die beiden Amadeus-Nominierungen freu' ich mich. Das hat zwar sicherlich keine Auswirkungen auf irgendwelche Verkäufe, aber man freut sich doch darüber."
Woran arbeitest du gerade?
"Im Moment arbeite ich gerade am neuen 'Waldeck'-Album und das wird sehr stark in Richtung Tanzsalon der 30er Jahre gehen, und ein zweites 'Saint Privat'-Album ist dann auch für kommenden Frühling angedacht."