treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

DER WINTER-PASS IST AUSVERKAUFT i FÜR HADER ON ICE AM 18.1. GIBTS REST-KARTEN.

Dorfer ist ausverkauft. MASCHEK auch - die spielen am SA 18.1. um 4 eine Zusatzvorstellung. Feinripp-Nie-belungen-Karten werden knapp, die Koschuh- Premiere ist schon über-voll - danach gehts noch. Mama mia!

HOWE GELB

Der Mastermind von Giant Sand, der Keimzelle von Calexico, verabreicht Desserts From The Tucson Arizona Desert.

Unser Lieblings-Cowboy der extravaganten Moll-Töne präsentiert dahingesprenkelte Kleinode, scheinbar gerade entstandene Improvisationen und Interpretationen. Howe Gelb, der seine Seele nicht verhökert, um oben auf der Geldwelle mitzuturnen, liefert willkommenen Nachschub für alle Fans hypnotischer Roots- & Wüstensounds zwischen Folk und Rock. Eindringliche Songs, die am melancholischen Lagerfeuer die eine oder andere Schmusedecke beim Hören gehörig verknittern dürfte.
Oft bricht er Stimmungen gezielt. Pathos ist ihm nicht fremd, aber suspekt. Zäsuren, Widerstände sind typisch für seine Musik, die sich hakenschlagend auch immer dem eigenen Klischee stellt. Vielleicht deshalb ist Gelb, anders als seine Giant-Sands-Mitmusiker Joey Burns und John Convertino, die Calexico gründeten, kommerziell nie wirklich erfolgreich geworden.
Vielleicht kommt  er deshalb ins Treibhaus und erzählt vom Älterwerden, während er auf einer grotesk verfremdeten Gitarre alte Weisen paraphrasiert. Vielleicht ist das Treibhaus auch deshalb so etwas wie eine Heimat für ihn, obwohl er's erst an einem tristen Novembertag 2009 das erste mal sehen wird.....

"Kommerziell erfolgreich zu sein, macht eher mehr Probleme, als dass es das Leben verbessert", erklärt Howe Gelb 2002 in einem Interview. "Man sollte in der Lage sein, Haken zu schlagen". Eine Einstellung, die ihm den Titel 'graue Eminenz des US-amerikanischen Gitarrenundergrounds' eingebracht hat.

Überhaupt werden dem Sänger, Gitarristen und Songwriter gerne Etiketten angehängt. 1980 gründet er in seiner Heimatstadt Tucson, Arizona mit Gitarrist Rainer Ptacek und Bassist Dave Seeger Giant Sandworms, die Mutter einer ganzen Reihe von Bands, die in den folgenden Jahren unter dem Begriff 'Desert Rock' bekannt werden sollen, darunter Naked Prey, Meat Puppets, Green On Red oder später Calexico - gitarrenlastige, verspielte Musik, die so etwas wie den Soundtrack zu Arizonas Wüstenlandschaft darstellen soll.

Gewiss mag man ab und zu das Zischen des Windes oder das Rasseln einer Klapperschlange hören, das Werk Gelbs ist jedoch so vielseitig, das es schwer zu definieren ist - genauso wie das Neil Youngs, mit dem er gerne verglichen wird.

Nach einigen glücklosen Aufnahmen löst Gelb 1984 seine erste Gruppe auf und gründet mit Giant Sand die Band, die mit ständig wechselnder Besetzung und vielen Gastmusikern zu seiner Hauptkreatur anwächst. Das angegrungte, countryeske Debut "Valley of Rain" ist nur die erste einer wahren Flut an Veröffentlichungen. Zusätzlich zur mal rockigen, mal groovigen, mal akustischen Bandtätigkeit enthüllt Gelb seine melancholische und reflektive Seite unter dem Pseudonym Blacky Ranchette.

1988 stößt der eklektische Schlagzeuger John Convertino zur Gruppe, 1991 der Bassist (und Multi-Instrumentalist) Joey Burns. Beide bilden mit Gelb bis 2002 die Basis von Giant Sand. Die Veröffentlichungen bleiben weiterhin vielseitig. Auf das back-to-the-roots Album "Center Of The Universe" (1992, mit Ex-Bangles-Gitarristin Vickie Peterson) folgt das schattige "Glum" (1994), das einem ersten Major-Vertrag den Garaus macht.

Neben regelmäßigen eigenen Veröffentlichungen beschäftigt sich das Trio auch anderswo. 1997 erscheint das Album "Slush" von OP8 - nichts anderes als Giant Sand plus Sängerin Lisa Germano. Anschließend gründen Convertino und Burns die Combo Calexico, während Gelb mit Robert Plant, Ex-Sänger von Led Zeppelin, ein Benefizalbum für seinen langjährigen Freund und Giant Sandworm-Mistreiter Rainer Ptacek produziert, der kurz darauf an einem Gehirntumor stirbt. Das traurige Soloalbum "Hisser" (1998) entsteht aus dem Schmerz dieses Verlustes.

1998 finden die drei wieder zusammen und nehmen mit "Chore Of Enchantment" (2000) die Platte auf, die als ihre reifste gilt. Dank eines neuen Major-Vertrags haben sie die Möglichkeit, sich im Studio zu entfalten, doch die Verantwortlichen erachten das Ergebnis als nicht vermarktbar und verweigern die Veröffentlichung. Während Calexico parallel einen Erfolg erreichen, den Giant Sand bisher nicht mal aus der Ferne gesehen haben, nutzt Gelb die freie Zeit, um das Soloalbum "Confluence" (2000) aufzunehmen.

2001 erscheint mit "Selections Circa 1990-2000" ein Rückblick, den Gelb ohne Convertino und Burns im Vorfeld zu PJ Harveys Auftritten in Europa vorgestellt. Die Zusammenarbeit mit der englischen Musikerin setzt sich im Studio fort: Auf der eigenwilligen Coversammlung "Cover Magazine" (2002) ist sie auf "Johnny Hit And Run Pauline" zu hören, einer der Höhepunkte der Scheibe, die auch Neil Youngs "Out On The Weekend", Goldfrapps "Human" und Black Sabbaths "Iron Man" enthält.

Es handelt sich um das letzte gemeinsame Album des Trios. Mit seiner dänischen Ehefrau zieht Gelb für mehrere Monate im Jahr nach Aarhus, wo er sich einen neuen Musikerkreis aufbaut. Nach der Soloplatte "The Listener" (2003) nimmt er mit seinen neuen Kollegen "Is All Over The Map" (2004).

Während Giant Sand sich danach erst einmal wieder eine kleine Pause gönnen, sorgt Gelb weiterhin für die lückenlose Diskographie. 2004 heißt es "Ogle Some Piano", 2005 "Arizona Amp And Alternator". Einen weiteren heißen, sandigen Blues-Soundtrack gibt es 2006 mit "Sno Angel". Typisch relaxt verbreitet er seine Seelenruhe, diesmal auch mit Gospelchor, obwohl er nicht wirklich religiöser Natur zu sein scheint. 2007 tingelt Gelb mit Band und Chor dann frohen Mutes durch Europa.

Wie viele Platten er im Alleingang schon veröffentlicht hat, ist kaum aufzuzählen. Die Anzahl der Singer/Songwriter-Alben beläuft sich 2008 auf über 40. Die nächste kommt bald. Ganz sicher.

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Plattentip für Calexico & Giant Sand Einsteiger:
Giant Sand:
Selections Circa 1990-2000

1980 noch unter dem alten Namen, Giant Sandworm (der Name geht auf die riesigen Sandwürmer in Frank Herberts Science-Ficiton-Epos Dune -- Der Wüstenplanet zurück), in Tucson im US-Bundesstaat gegründet, gehören Giant Sand mit zu den langlebigen Konstanten der amerikanischen Undergroundrockszene. Wobei damals wie heute der maßgebliche Kopf der Band, der exzentrische Gitarrist Howe Gelb ist. Selections circa 1990-2000 versammelt insgesamt 14 Songs der Giant Sand aus dieser Zeitspanne. Wobei in dieser Zeit das heutige line-up der Band aktiv ist: Neben Gelb seine Mitstreiter Joey Burns (Bass) und Drummer John Convertino. Beide dürften auch von ihrer anderen Band, den ungleich erfolgreicheren Calexico bekannt sein.
Wir hören ohrwurmige Hits wie das countryeske "Shiver" vom exzellenten Album "Chore Of Enchantment" (2000) ebenso wie die Zusammenarbeit der drei Giant Sands mit der Sängerin Lisa Germano im Quartett OP 8. Aus diesen Aufnahmen von 1996 gibt es hier das großartige Cover des alten Lee-Hazlewood-Hits "Sand", wo Howe Gelb und Lisa Germano wunderbar als Gesangsduo harmonieren. Überhaupt ist bei der Zusammenstellung der Einsatz von Gastsängerinnen gefragt. So ist Juliana Hatfield ebenso mit von der Partie wie Vicky Peterson (Ex-Bangles) sowie die beiden bekannten Songschreiberinnen Victoria und Lucinda Williams. Auch Howe Gelbs verstorbener Freund Rainer Ptacek ist mit dem Track "The Inner Flame" vertreten.
Weitere Stücke: "Burning Desire" vom Giant-Sand-Country-Nebenprojekt "The Band Of Blacky Ranchette" und "Change Is Now", das Giant Sand 1989 für den Byrds-Tribute-Sampler "Time Between" (weitere Beiträge von Dinosaur Jr., Thin White Rope, Robyn Hitchcock, The Chills) aufgenommen haben und die Neil-Young-Coverversion "Music Arcade" mit Unterstützung vom einstigen Lemonheads-Sänger Evan Dando.
Eine exzellente Zusammenstellung, die dem Giant-Sand-Freund ebenso gefallen wird, wie einem Neueinsteiger in Howe Gelbs Welt zwischen Wüstenrock und staubigem Country, Desert-Balladen und Saguaro-Krachern. --Thomas Bohnet