treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

HANGGAI

Pferdekopfgeige, Obertongesang und Maultrommel verbinden sich mit Rockmusik: GRANDIOSE urbane Weltmusik.

"Entstanden ist ein Mongolen-Album, das alles in sich vereint, was man von dieser Musik erwarten kann: pferdekopfgeige, Obertongesang und Maultrommel. Aber auch uns bekannte Perkussionspatterns, westliche Rhythmik und ungewohnte, nämlich dezente Elektronik haben Einzug gehalten." (Blue Rhythm)
"Mongolian folk and rock band Hanggai, one of the best live bands in Beijing, put on the most exciting show of the day, with a high-energy set that had the crowd dancing and kicking up a cloud of dust. It was definitely the only time I’ve ever seen people moshing and crowd-surfing to a folk band." (from SeeChina.com)

Seine erste Band gründete Yiliqi, der Sohn eines Mongolen und einer Mandschurin, im Jahr 1996 – und damals hatte er noch nichts mit mongolischer Volksmusik am Hut. Seine erste Band hieß Qingpi, was soviel heißt wie Faulenzer, und hatte sich vor allem dem Grunge verschrieben. Auch als er 1998 seine zweite Band T9 gründete, interessierte er sich vor allem für Rage Against The Machine und andere Hardcore Punk-Bands. Doch nach und nach begann es Yiliqi zu langweilen, auf der Bühne immer nur wütend sein zu müssen und Texte übers Trinken, frustriert sein und Zukunftsängste schreiben zu müssen.

In den Jahren 2001 und 2002 erinnerte er sich immer öfter daran, wie ihm sein Vater und seine Großmutter als Kind mongolische Volkslieder vorgesungen hatten. Immer häufiger reiste er in die Heimatstadt seiner Eltern, Xilinhot in der Inneren Mongolei. Von dort war er mit seinen Eltern erst mit 12 Jahren in Richtung Peking fortgezogen. In Xilinhot lernt Yiliqi Obsorung kennen, einen berühmten Gesangslehrer, der ihm den mongolischen Obertongesang beibringt – eine Gesangsart, mit der man zwei oder mehr Stimmen auf einmal singen kann. Daneben lernt Yiliqi mongolische Musikinstrumente wie die „Tobushuur“ (ein zweisaitiges Banjo) und die Morinhuur zu spielen. Bald beschloss der heute 26-Jährige, der mit Chinesisch als Muttersprache aufwuchs und bis dahin nur englische Texte gesungen hatte, nur noch Mongolisch zu singen. Obwohl die CD von T9 „Fix It“ und ihre Konzerte in Peking sehr beliebt waren, interessierte sich Yiliqi immer weniger für Rockmusik und ließ immer mehr mongolische Einflüsse in seine Musik einfließen.
Und gründete HANGGAI, die Pferdekopfgeige, Obertongesang und Maultrommel mit der Rockmusik verbinden -  bekannte Perkussionspatterns, westliche Rhythmik und ungewohnte,  dezente Elektronik haben Einzug in seine Musik gehalten.

https://www.youtube.com/watch?v=N0rAbzkj6Sc

Hanggai ist das mongolische Wort für eine idealisierte, natürliche Landschaft bestehend aus saftig-grünem Weideland, Bergen und Hügeln, Flüssen und Bäumen, die unter strahlend blauem Himmel ihre ganze Schönheit entfalten. Rage Against The Machine, Radiohead, Pink Floyd, Electra Lane und Neil Diamond passen da eher weniger ins Bild. Oder doch? Warten wir es ab!

Die Suche nach der eigenen Identität und dem Wunsch diese für sich zu entdecken und verstehen zu lernen, geht oft einher mit einer Auseinandersetzung mit den Traditionen, Werten, Ritualen und der Kultur seiner Vorfahren. Auf diese Suche hat sich auch der ehemalige Lead-Sänger der chinesischen Punkrock-Band T9 gemacht, besser bekannt unter dem Namen Ilchi. Als der aus Beijing stammende Punkrocker zum ersten Mal mit der traditionell-mongolischen Gesangstechnik, dem Throat-Singing bzw. Kehlkopfgesang, in Berührung kam, begann für ihn diese Suche mit einer Reise, in die ihm bis dahin unbekannte Heimat seiner Vorfahren, die Mongolei. Auf dieser Reise gründete er zusammen mit zwei weiteren, in traditionell-mongolischer Musik bewanderten Musikern, die heute 5-köpfige Band, die innerhalb von nur etwa zwei bis drei Jahren bekannt wurde unter dem Namen „Hanggai“.

Was macht diese Band so besonders?
Man nehme die wahrscheinlich uralte, mongolische Gesangstechnik des Kehlkopfgesanges -was den gemeinen Europäer beim ersten Hören wohl eher an das wohlig-klingende „hmmmm“ eines buddhistischen Mönches erinnern mag- und paare es mit schweren, rock-lastigen E-Gitarren, geführt von der klassisch-mongolischen Laute namens Tobshuur und einer Pferdekopfgeige. Im Anschluss stelle man sich dann vor, wie eine in traditionelle, mongolische Kleidung gehüllte Band aus China auf DEM Rockfestival in Wacken spielt und das Publikum mitreist, als gehörten sie längst zu den ganz Großen. So geschehen auch auf manch anderem großen Festival in Europa wie dem Roskilde, dem Lowlands, Sfinks oder dem Womad Festival und dem Sziget!

Ihr erstes Album „Introducing Hanggai“ beinhaltet neben den oben genannten Folkloreeinflüssen außerdem computer-programmierte Drums und Bässe, sowie Banjos, die dem Album einen definitiv weltlicheren Klang verleihen, der auch für Europäer wesentlich leichter nachzuvollziehen und zu feiern ist. Dass sie damit einen Nerv trafen, zeigte sich durch den Erfolg ihrer letzten Welttournee. 2010 erschien ihr zweites Album „He Who Travels Far“. In Peking wurde es aufgenommen und von keinen geringeren produziert und gemischt als von JB Meijers (De Dijk) und Ken Stringfellow (Neil Young, R.E.M.). Beide führten die vorherige Entwicklung von Hanggai nahtlos weiter und produzierten eine wunderbare CD, die in der Lage ist dem Zuhörer ein gutes Gefühl für die Live-Gigs der fünf Musiker zu vermitteln.

Die Band hat sich jedoch weitaus mehr in den Kopf gesetzt, als einfach nur Musik zu machen. Sie möchten der chinesischen Mainstream-Kultur, die in großen Städten wie Shanghai oder Beijing absolut dominiert, ein Gegengewicht sein und verschaffen sich damit sogar eine gewisse politische Relevanz. Denn die meisten der nach China immigrierten Mongolen verloren ihre eigene Kultur nicht zuletzt aufgrund „der chinesischen Kultur-Invasion“, wie Sänger Ilchi berichtet, und ihrem stark unterdrückerischen Charakter.

Durch die Verbindung zwischen mongolischen Folk-Songs und populärer Musik kreiert Hanggai ein Medium, das einer ganzen Generation endlich die Möglichkeit verleiht, sich im Angesicht der alles dominierenden Kultur des chinesischen Mainstreams mit seinen ethnischen Wurzeln wieder zu verknüpfen. Neben diesen sehr tiefgehenden Absichten sollte man trotz allem nicht außer Acht lassen, dass die Herren von Hanggai, über eine ebenso große Portion Charme verfügen, der sich in ausgelassenen „Party Songs“ wie dem „Drinking Song“ manifestiert. Bei Songs wie diesem, der die Menschen zum Tanzen, Lachen und Mitsingen gerade zu zwingt, wäre es nicht verwunderlich, wenn selbst der ein oder andere Ire plötzlich mit einem lauten „Hey!“ auf den Tisch springt, um somit seiner Leidenschaft für den so hoch motivierenden Mix aus schnellem, rhythmischen Gitarrenriffs und zackigem Geigenspiel freien Lauf zu lassen.