BETREUTES TRINKEN
Betreutes Trinken
„Der Witz an einem Witz ist der Tabubruch“ - schreibt orf.on. Ein schönes Beispiel dafür, dass man auf der Suche nach einer witzigen Schlagzeile nicht immer besonders gewitzt sein muss. „Freiheit gibt Witz und Witz gibt Freiheit“ meint Jean Paul. Der arbeitet allerdings nicht für den ORF. Was war geschehen? Unser aller Wirtschaftskammerpräsident Leitl, prinzipiell nicht als Witzbold bekannt, hatte am Aschermittwoch die Gemüter erregt. - „Ein guter Wirt erspart drei Psychiater“ meinte er launig und viele fanden das nur mäßig witzig. Was darin ein Tabubruch sein soll, bleibt zwar leider im Dunklen, aber die Standesvertreter der Psychotherapeuten und Psychiater liefen Sturm. Die These Leitls ist zwar gewagt, aber interessant. Gasthäuser als Drink-tanks der psychiatrischen Nahversorgung sind sicher eine lohnenswerte Überlegung. Österreich hält ja bekanntlich im internationalen Vergleich beim Alkoholkonsum einen tapferen Spitzenplatz. Dem gegenüber steht eine verhältnismäßig geringe Anzahl von Psychiatern. Also liegt es nahe, dass hier die Wirte in die Pflicht genommen werden müssen. So wird nicht der Bock zum Gärtner gemacht, im Gegenteil. Es kann nicht im Interesse des Gastwirts liegen, seine Kunden an Therapieeinrichtungen zu verlieren. Betreutes Trinken ist das Gebot der Stunde. In Vino veritas wusste schon der Lateiner. Der Wirt spricht die Sprache des Patienten, das ist ein enormer Vorteil. Warum also nicht wirkliche Tabus brechen und Trinken auf e-card ermöglichen? Bei freier Wirtswahl natürlich. Die Gaststube ist gemütlicher als jedes Wartezimmer und Kassenwirte hätten den Vorteil unvergleichlich geringerer Wartezeiten. Auch hier wäre wichtig keine Zwei-Klassen-Bewirtung aufkommen zu lassen. Denn vor dem Wirt ist jeder gleich. So ist Leitls Witz in Wahrheit zu verstehen. Als Weg zu einem faireren Gesundheitssystem. Prost.