GLEICH NICHTS
Keine Woche vergeht ohne interessante Neuigkeiten von der Bildungsfront. Laut den Bildungsstandardtestungen für die vierte Klasse Volksschule verfehlen zumindest 15% des Schülermaterials die Bildungsziele. Die Lehrergewerkschaft bedauert zwar, aber wundert sich nicht. Auch eine typische Eigenschaft für dieses Land, dass man eh immer schon alles gewusst hat - nachher. Vielleicht ändert sich eben dadurch so wenig, weil niemand Dinge zeitgerecht weiß. Oder zumindest anspricht. Die Gründe für das Desaster liegen, wie es so schön heißt, in der ungeheuren Leistungsvielfalt, die durch soziale und kulturelle Unterschiede entstünden. „Leistungsvielfalt“ ist natürlich ein wunderbarer Kosenamen für das Pfui-Wort Niveauunterschied. In der wunderbaren Welt der Gleichheit sind Unterschiede bekanntlich überhaupt nicht so gern gesehen. Die zuständige Ministerin zeigte sich dennoch zufrieden, da es zwischen den Länden nur geringe Leistungsunterschiede gäbe. Daraus schließt sie, dass das System funktioniert. Zumindest Mut kann man den Verantwortlichen nicht absprechen, was uns wieder nicht mutlos machen sollte. Vielleicht aber ist das Ganze ohnehin nicht so dramatisch wie geglaubt. In einem Bildungsartikel auf orf.on konnte man in diesem Zusammenhang von „Allgemeinbildene“ Schulen lesen. Einsparungsmaßnahmen beim Lektorat haben nicht nur Nachteile, wie dieses Beispiel zeigt. Wenn unser Bildungssystem konsequent den eingeschlagenen Weg verfolgt, werden solche Kleinigkeiten niemanden mehr auffallen. Und dann ist endlich Gleichheit in der Bevölkerung hergestellt, im Nicht-Wissen. Philosophisch fast.