Spannungs-Bogen mit Klassikern
Das BogenTheater präsentiert sich selbstbewusst mit Woody Allens Kultstück „Spiel´s nochmal, Sam“ und der Eigenproduktion „Romeo und Julia“.
An Selbstbewusstsein und Tatendrang mangelt es den BogenTheater-Leuten wahrlich nicht. Nach „Central Park West“ im Frühjahr letzten Jahres wagten sie sich mit „Spiel´s nochmal, Sam“ im Herbst bereits an den nächsten Woody Allen. Noch dazu an einen, bei dem sich der berühmteste Stadtneurotiker aller Zeiten seine Hauptrolle quasi selbst auf den Leib schrieb. Das birgt für jedwede Inszenierung Gefahren, ganz gleich ob nun Profis oder Amateure auf der Bühne stehen. Denn die Fallhöhe ist angesichts einer Vorlage, die sich längst ins kollektive Bewusstsein eingebrannt hat, schon einigermaßen hoch. Doch davon haben sich Stephanie Larcher-Senn und Eva Pfister in ihrer Inszenierung nicht wirklich beirren lassen. Ganz im Gegenteil: sie machen sich vielmehr die ohnehin übermächtigen Bilder zunutze. Folglich trägt ihr Hauptdarsteller Bruno Graber eine mächtig auffällige Brille und müht sich auch sonst redlich um jene komische Verzweiflung, mit der Allen die Figur des Filmkritikers Allan Felix angelegt hatte. Das ist natürlich alles andere als ein Kinderspiel. Denn dieses pausenlose Hin- und Herschwingen zwischen weinerlichem Selbstmitleid, kindlicher Ratlosigkeit und geradezu grotesker Selbstüberschätzung ist ein Drahtseilakt. Auch wenn im Zusammenspiel nicht jede Pointe wirklich aufgeht, das BogenTheater-Publikum war von der Dynamik und Spielfreude des Ensembles zurecht restlos begeistert. Und die letzten beiden Vorstellungen in dieser Woche sind daher wenig verwunderlich bereits seit geraumer Zeit ausverkauft.
Auch in ihrer aktuellen Eigenproduktion, dem Krimistück „Romeo und Julia“, halten sich die beiden Autorinnen und Regisseurinnen Julia Kotter und Magdalena Nicolussi Castellan zunächst an den gleichnamigen Shakespeare-Klassiker. Doch der dient dieses Mal lediglich dazu, einen Rahmen zu spannen, für ein Stück im Stück sozusagen. Ein Theaterensemble spielt gerade die berühmte fünfte Szene, in der sich Romeo und Julia beim Maskenball im Saal der Capulets das erste Mal begegnen, als plötzlich ein gellender Schrei die Darbietung jäh beendet. Raffael, der Darsteller von Tybalt, ist hinter den Kulissen mit Schaum vorm Mund tot zusammengebrochen. Ein Mord scheint naheliegend. Damit fallen zwar die Masken und Umhänge der Shakespeare-Inszenierung, doch dahinter werden relativ schnell weitere Maskeraden sichtbar. Jeder im Ensemble hat, wie es scheint, sein Geheimnis und ein mögliches Motiv. Die Art und Weise, wie Kotter und Nicolussi-Kastellan diesen zweiten eigentlichen „Maskenfall“ ihrer Figuren nun in ihrem Krimistück vorantreiben, deren Geschichten, Abgründe, Lebenslügen sukzessive lüften, ist zwar durchaus klassisch, aber nicht minder faszinierend. Der Spannungsbogen hält jedenfalls bis zum finalen Black, nicht zuletzt auch dank eines sehr konzentrierten und hochmotivierten Ensembles.
Erst gibt man den Maskenball in Shakespeares „Romeo und Julia“, dann fallen die Masken der Schauspieler im gleichnamigen Krimistück.
Auch im BogenTheater ein Renner: Woody Allens-Kultstück „Spiel´s noch mal Sam“