Andersen-Tag
- Großvater erzähle, wie habt ihr damals den Andersen-Tag am 2. April 2017 verbracht?
- Märchenhaft geil!
Wie haben alle drei Minuten das Gespräch unterbrochen und in den Himmel gestarrt und die letzten Charterflüge dieses Winters begrüßt, die wieder Sonnencreme-Arschlöcher für die Ballermann-Täler eingeflogen haben.
Wir selbst sind wie an allen Wochenenden nicht mehr außer Haus gegangen, weil alle Strecken verstaut gewesen sind.
Zirlerberg, Fernpass, Kiefersfelden – mit diesen Zauberwörtern auf dem Mund sind wir auf den Balkons gestanden und haben gewartet, dass endlich der Pollenflug einsetzt. Dieses Jahr waren endlich aggressive Viren und Reizkörper für die Allergien angesagt, sodass wir unsere teuren Medikamente endlich in die Nasenlöcher schmieren konnten.
(Für den Großvater ist alles endlich!)
An solchen Wochenenden waren wir auf alles allergisch, inklusive auf uns selbst. Nicht einmal das Mädchen mit den Schwefelhölzern hat uns ermuntern können, weil uns die Augen übergeronnen sind und die Ohren zugeschnellt.
Gegen Mittag haben wir den Polizeibericht der letzten Nacht am Smartphone abgescrollt, gefühlte zwanzig Algerier haben mit ihrer Mobilität gefühlte zweihundert Polizisten rund um die Uhr in Schach gehalten.
Irgendjemand von der befreundeten CSU hat einen Plan für Familienförderung vorgestellt, damit man Besitz endlich schmerzlos vererben kann. Etwa dreißig Prozent des Besitzvolumens fällen nämlich demnächst als Erbschaft an.
Im Zillertal ist der Andersen-Tag nicht gut ausgegangen, ein Belgier musste vor den Augen seiner drei Kinder tödlich gegen einen Baum fahren. So ist Familienförderung natürlich nicht gemeint. Auch nicht so wie am Kraftwerk Inn, wo man die Leiche einer jungen Mutter aus dem Kanal geholt hat, die von einem Familienangehörigen dort hineingestoßen worden sein soll. Das sind die schlechten Auswüchse des Andersen-Tages, der aber sonst ein Traum, wenn nicht gar ein Märchen gewesen ist.