treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

KARANDILA GYPSY BRASS bulgarien

Gipsy Summer Tales Of Surviving

Traditionelle und moderne Zigeunerrhythmen im Blechgewand präsentiert das 10-Mann Zigeuner-Brass-Orchester Karandila “ aus Sliven im Balkan-Gebirge. Ihre Musik strahlt Freude und Tragik zugleich aus, es entsteht eine expressive Erfahrung orientalischer Tradition mit bittersüßem Geschmack. In der Freiheit und in der Virtuosität der Musiker erwacht die rührende Lyrik des Nomaden-Seins. Mit der Gründung von Karandila , die im letzten Jahr mit Goran Bregovic auf Tour waren, sollte die alte Roma-Tradition der Brass-Orchester wiederbelebt werden – entstanden ist eine Musik, die sowohl die Substanz der sogenannten Hochzeitsorchester als auch die Einflüsse des Jazz einbezieht.  

KARANDILA (Bulgarien)
11 Mann Zigeuner - Brass - Orchester

Im Gewand des Blechs präsentiert die zehnköpfige Zigeunerband "Krandila"* aus Sliven (Bulgarien) traditionelle und moderne Zigeunerrhythmen - eine expressive Erfahrung orientalischer Tradition.
Diese Musik strahlt Freude und Tragik zugleich aus - ein bittersüßer Geschmack. In den verschiedenen Symbolen des Spiels - Hochzeit oder Reise, Landschaft und Farben, entstehen Bilder der Melancholie, ein Lied ohne Worte. In der Freiheit und in der Virtuosität dieser Musiker erwacht die rührende Lyrik des Nomadenseins.
Das Orchester Karandila ist mit dem Gedanken gegründet worden, die alte Roma-Tradition der Brassorchester auf neue Art und Weise wiederzubeleben.
Es entsteht eine Musik, die sowohl die Substanz der sogenannten Hochzeitsorchester als auch die Einflüsse des Jazz einbezieht.
Der Leiter, Angel Ticherliev, ist einer der Mitbegründer dieser Orchester-Welle und bereits in den 80er spielte er in einer der bekanntesten - "Südwind" (Sliven).
1996 präsentierte sich "Karandila" auf dem 4 Roma Festival in Stara Zagora (Bulgarien). Ein Jahr später veröffentlichten (auf MC) die Musiker Ihr erstes Album – eine Symbiose zwischen Big Band und Bauchtanz.
Auf Einladung von Canel+ aus Frankreich, die einen Dokumentarfilm über die bulgarischen Zigeuner machten, realisieren sie 1998 den Soundtrack und spielten in dem Film. Die Musik von "Zigeuner Sommer" wurde von KUKER MUSIC 1999 in Bulgarien herausgebracht.
Im Juni 1999 trat die Gruppe mit großem Erfolg zusammen mit dem Klarinettisten Ivo Papasov auf dem Jazz Across The Border Festival in Berlin auf.
Anfang August 1999 spielte Karandila zusammen mit einem der bekanntesten Jazzpianisten Milcho Leviev und präsentierte seine Musik.
Im Sommer 2000 machten sie einige Konzerte mit Goran Bregovic.
Eine Vorstellung der besonderen Art fand 2001-2002 statt, als  sie in der Wiener Volksoper in  Kalmans “Gräfin Mariza” bei mehreren Vorstellungen auftraten. Mit dem Erfolg auf EUROPALIA in Belgien ist Karandila - die verrückte Zigeuner-Brass-Kapelle aus Bulgarien - wieder ein weiterer musikalischer Höhepunkt gelungen und die Presse ist begeistert!
Ab 2003 ist Karandila auf Tour, dieses mal mit einem besonderen Gast - der Sängerin ANITA KRISTI.
2004 ist die Teilnahme an einem Stuck der Berliner Oper geplant.
Karandila haben große Erfolge auf mehrere Festivals gefeiert:
Tilburg Gypsy Festival, Prague Gypsy Festival, Mulhouse Jazz Festival, Palmengarten Frankfurt am Main, Salzburg Balkan Festival, Europalia, Wien, Innsbruck Fest der Träume, Antwerpen Summer, Liege, Stuttgart Lab Festival, St.Wendel Jazz Festival,  etc. etc.

REZENSIONEN

"Drei Tage und drei Nächte dauert eine Roma-Hochzeit. Niemand zwingt eine Band, durchzuspielen - aber die zuerst aufhört, hat verloren. Eine Wedding-Band, die extrem lang durchhält, ist Karandila. Und sie phrasiert beweglicher, agiler, jazzmäßiger als herkömliche Kappelen. Die Brass-Band spilet überwiegend Eigenkompositionen: Mit ihren an die "second-line" – Rhythmen des New Orleans-Jazz erinnerden Trommel-Metren feiert Karandila eine Balkan-Musik, bei der man fast glaubt, daß der Jazz nicht in Amerika, sondern auf der Hochzeiten des Balkans erfunden worden sei."
Günther Huesmann


"Scheinbar exotisch
Rasanter Abschluß des Festivals «Jazz Across The Border»
«Wir sind schon viele Wege gegangen - und manchmal sind wir dabei auch guten Menschen begegnet.» Der traurige Refrain von «Djelem Djelem», der inoffiziellen Hymne der Roma, zeugt von Jahrhunderten der Unterdrückung und Verfolgung. Doch wenn Angel Michailov Ticheliev, Chef der bulgarischen Blaskapelle Karandila, dazu seine Trompete ansetzt, glaubt man, das Lied sei auf der Bourbon Street von New Orleans entstanden.
Die Welt rückt immer enger zusammen, auch musikalisch. Karandila, die Hochzeitskapelle aus Sliven, war wohl noch der folkloristischste Beitrag bei «Jazz Across The Border», dem Festival, das am Sonntag nach fünf Konzertabenden im Haus der Kulturen der Welt zuende ging. Doch selbst bei diesem traditionellen Zigeunerorchester ist so manche Phrasierung deutlich dem Jazz entlehnt. Die neunköpfige Band hat Konzerterfahrung, auch eine - hervorragend produzierte - CD ist gerade erschienen, die den Titel «Geschichten vom Überleben» trägt. Auf der Bühne freilich spürt man kaum etwas von diesem programmatischen Anspruch, auf die Situation einer ethnischen Minderheit hinzuweisen. Hier regiert die pure Lebensfreude, spielen Karandila das, womit sie sich hauptsächlich ihre Brötchen verdienen: Hochzeitsmusik. Und die bringt das Publikum, das schon zwei Stunden experimenteller Klänge hinter sich hat, schier aus dem Häuschen.
Die Bezeichnung «Blues vom Balkan» trifft tatsächlich zu. Trotz des ungestümen, fast anarchistischen Temperaments schwingt eine Prise Melancholie mit, es wird munter improvisiert. Allein was die beiden Schlagzeuger an Snare- und Bass-Drum fabrizieren, haut den Hörer schlichtweg vom Sitz. Plötzlich steht ein berühmter Landsmann auf der Bühne. Ivo Papasov, der Meisterklarinettist, dessen offizielles Konzert erst einen Tag später geplant ist, steigt mit ein: ein Feuerwerk an rasanten Läufen ... "
Uwe Sauerwein / Berliner Morgenpost


Gypsy Summer: Tales of Surviving Soundtrack
Children clap, do a frantic, complicated scat singing that constantly
breaks down into laughter, and then the landscape explodes with a brass
band that is three parts Gypsy, one part gospel shout and a dash of New
Orleans second line. This is the heart and soul of a cinematic collection
of Bulgarian Gypsy sound images that reach deep to find pathos, joy and
above all, compelling, energetic musicianship. The heart of the album is
the Karandila band, an ensemble of brass, woodwinds and drums that rips
through a modern Gypsy style tinged with American jazz, Balkan folk and
unnamable other elements. Their virtuosity is unassailable, but it is the
subtle undercurrents that make them so interesting; a soulful blue note
here, a bow to New Orleans there, and intentional or not, a bit of bebop
swirling through the most unexpected places. The album also features singer Anita Christi on some beautiful ballads, accompanied by a single cimbalom on two and a violin on another. A brief bit of ambience probably best sums up the feel of the album, as a lone reed player accompanies the rhythmic clacking of a train passing in the rail station. The music is appropriately visual throughout, never contrived, always just on the edge of breaking into a spirited laugh or a despondent cry. This music not only survives, but on this album, it lives large.
Cliff Furnald, editor of RootsWorld, the online magazine of the world's music
http://www.rootsworld.com/rw/


Suddently the Karandila Orchestraburst in, booked perhaps for a mad tea party – typical oriental Gypsy Brass Band, with a swaggering sidedrum that sets up a punchy groove. Before long there are clarinet and saxophone solos that sound so raw and intense that you wonder whether they’s just playing reeds.
Simon Braughton editor of THE ROUGH GUIDE TO WORLD MUSIC (Penguin) and Songlines music magazine


Volksoper: Vera Nemirova inszenierte Kalmans “Gräfin Mariza”
Für den stärksten musikalischen Eindruck sorgt ein echtes  “Zigeuner”-Orchester: Das Karandila Gypsy Brass Orchestra bringt Kalmans Melodien in rasendem Tempo und kauft dem Volksopernorchester unter Guido Mancusi die Schneid ab.
Rainer Elstner / Wiener Zeitung 17. Dezember 2002


Die Karlich-Show am Gürtel der Wiener Volksoper endlich einmal ein Triumph gelungen. Eine Zigeunerband namens Karandila Gypsy Brass Orchestra
spielte auf der Bühne, eine Hochzeitsgesellschaft tanzte dazu, und plötzlich herrschte im Opernhaus eine Stimmung, wie man sie zuletzt bei Premieren nie erlebt hat.
Gert Korentschnig / Kurier 17. Dezember 2002

Erwachsenes Balkan-Blech
„Karandila" aus dem Folklore-Paradies Bulgarien im Frankfurter Palmengarten

„Karandila", einfach nur eine weitere Roma Brass Band, die nach „Fanfare Ciocarlia", dem „Boban Markovic Orkestar" und anderen die mitteleuropäischen Kon-zertserien und Festivals erobert? Eher un-wahrscheinlich, denn das Ensemble kommt aus Bulgarien, und dort ist alles an-ders als sonst auf dem Balkan - was die Musik anbelangt. Die lange Türkenherr-schaft und später eine konkurrenzlose staatliche Pflege des kontinentübergreifen-den musikalischen Erbes haben aus Bulga-rien ein Folklore-Paradies werden lassen, das mit seiner Formenvielfalt und seinen technischen Herausforderungen nur noch mit Irland verglichen werden kann. Bulga-rische Musiker haben also, ob sie wollen oder nicht, immer einen nationalen Ruf zu bestätigen. Das gelang der Truppe, die in der Weltmusikserie des Frankfurter Pal-mengartens auftrat, mit Brillanz und Ver-ve.
Der Gründer und Leiter Angel Michailov Tichaliev schafft in seinen Arrange-ments und Kompositionen mühelos den Spagat zwischen reißerischem Entertainment, das bei Hochzeitsgesellschaften (noch immer die wichtigsten Auftragge-ber) erwartet wird, und einer „höheren" Kunstfertigkeit fürs Konzertpodium. Poly-phone   Stimmführungen, plastische Schwelldynamik und Accelerandi, überra-schend hineingeschossene Jazzphrasierungen, schmelzende Balladen als Genuß der Windstille im turbulenten Geschehen, Stücke die wie ein Rückimport der Bal-kan-Anregungen für die Klezmermusik klingen - derlei verleiht dem Repertoire von „Karandila" Farbe und Abwechslung. Wichtiger aber ist die Qualität der Spieler. Virtuosen wie den Klarinettisten Angel Kirchev Tsukev und den Saxophonisten Kiril Ivanov Shekerdankov leisten sich ande-re Blechblasorchester einfach nicht, und Strahlemänner wie den in seiner goldenen Tonprojektion an Harry James erinnern-den zweiten Trompeter Kuti Sovchev Varbanov gibt es eben nicht viele. So wie ihr ebenfalls Trompete spielender Chef sind diese drei Musiker glänzende und hinge-bungsvolle Improvisatoren und folglich an-fällig für die Versuchungen des Jazz.
Fast zwangsläufig ist es deshalb zu einer Freundschaft mit Milcho Leviev gekom-men. Bulgariens renommiertester Jazzmu-siker brachte es nach seiner Flucht in den siebziger Jahren bis auf den Klavierstuhl der Big Band von Don Ellis, der zu dieser Zeit nahezu fanatisch mit ungeraden Rhythmen experimentierte und in Leviev einen hochwillkommenen, exotischen Im-pulsgeber fand. Leviev brachte der Band in der Bearbeitung einer folkloristischen Vorlage den Dreiunddreißiger-Takt bei;
das vielzitierte Stück nannte er „Bulgarian bulge". Die ungraden Balkanrhyth-men, die nirgends so kompliziert sind wie in Bulgarien, sind eine weitere Stärke von „Karandila"; kein anderes Blechorchester stellt sie so aus. Und selbstverständlich nutzt der mittlerweile als internationaler Star wieder in seiner Heimat anerkannte Leviev in seinem für das Ensemble kompo-nierten Stück diese Fähigkeiten weidlich aus. Für Partitur-Ästheten war es der Hö-hepunkt des Abends, eine komplexe, vita-le Auseinandersetzung mit Traditionen und weltläufigen Phantasien. Typisch, dass Leviev das Stück nicht als Partitur vermit-telt hat, sondern als Demo-Kassette in ir-gendeiner provisorischen Realisierung, also sozusagen oral. Noten lesen kann bei „Karandila" nämlich nur der Chef. Leviev hat sich damit weise in die Reihe jener Komponisten gestellt, die für die Bäuerin-nen der frühen bulgarischen Frauenchöre ihre weltweit mit Begeisterung aufgenom-menen artifiziell volkstümlichen Stücke konzipierten.
Das Publikum im Palmengarten forder-te Zugabe auf Zugabe.
Ulrich Olshausen / Frankfurter Allgemeine