ethikkommission
petition an die heimat
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petition an die heimat - betrifft: sintflut im lande zion?
über-gastronomische nachtgedanken zweier stammbesetzerInnen
sehr geehrter herr intendant,
stellen sie sich vor, sie verbringen einen gutteil ihrer werten freizeit an einem ort, an dem die gewöhnlichen gesetze von segregation und klassenkampf, wie sie überall festzustellen sind (kann ich da rein gehen, bin ich richtig gekleidet, kann ich mir das leisten, sind da alles snops etc. etc.) aufgehoben zu sein scheinen. sie sind im brennpunk(t) von tradition, bildung und kirche. sie sind an einem ort, an dem statutarisch der wolf und das lamm gemeinsam weiden, einem ort an dem es die verfassung erlaubt, ja es sichziemt, mit dem rinoceros zu spielen und eine begonie im knopfloch zu tragen. stellen sie sich vor, sie sind zu hause, frei von beschräkung und verweilen im licht der wenigen sonne, die unsere touristen zwischen stubaier gletscher und nordpark am rande der figelsaison übriggelassen haben. so leuchtet eben die sonne der heimat oder es leitet das häusliche gratislicht der halogenspots den weg zum schwarzen trinkhalm im hollersoda, das so sehr nach kindheit schmeckt.
es sind in diesem lande zion, treibhaus(en), wie auch immer, alle menschen frei von lüge, zweifel und missgunst. sie gehen von sonnenblumen beliebäugelt hand in hand durch das tor der freundschaft. sie gehen alle hand in hand richtung washington äh – schnitt: zukunft. mütter und kleinkinder, jazzstars und nachwuchsmusiker, punks und primarärzte, schauspieler und zeitungsleser, schüler und studenten oder solche, die sich aus der okkupation des systems zurückgezogen haben und sich mal eine pause gönnen. wahrscheinlich auch der ein oder andere (über)lebenskünstler.
gemäß der kulturpolitischen zielsetzung dieses hauses wird solidarisches handeln eingeübt. geduld undverständnis sind an der tagesordnung; wenn nach einer guten halben stunde ein mitglied der weiberwirtschaft antrottet und fragt: mogsch du vielleicht a no wos, und der hals schon längst zu sand vertrocknet ist. dann ist diese dankbarkeit des etwas-bekommens ganz da - und an den tischen sitzen blumen vor ihrem bieren, die nun phosphate enthalten. denn jeder bekommt, was ihm zusteht: kein konsumzwang - solidarität.
aber zurück zum sand: unlängst zog der sandstrand von phuket nach zion und kultur ist für alle da. es gibt thai food in treibhaus(en) und die nymphen der weiberwirtschaft singen die fremdländische speisekarte: aus dem römisch katholischen salat wurde kao phat nam, aus dem gulaschsaft kokosmilch und aus dem senf der sich obligat mit kren paarte, wurde würziges gedufte einer märchenhaften welt aus feinem gold.
jetzt, wie vom heiteren himmel fällt der klassen(losen)feind auf die ungepflügte erde des landes zion.
eines wochenendes sind tische reserviert. für wen ist nicht klar, es kommt nämlich niemand. alles voller menschen, im land der menschen, in der mitte die tafel, nicht seine tafel. für wen ist sie? für den erlebnisssnack der frau bürgermeister mit ihrem kulturstadtrat oder gar für bhumipol und sirikit, adäquate staatsgäste der sich immer als autonom verstanden habenden region treibhaus(en)?
aber seien wir uns ehrlich in unseren visionen, geschätzter herr indentant: auch wenn wirtschaftliche kategorien im kultursektor leider gewisse geltung benötigen, tut das dem herzen der sache weh. menschen, die zwischen blumen, wolf und lamm im schatten einer langhälsigen giraffe zu oft schon verschütteten werten fanden und diese angstfrei zu leben vermochten, finden so eine lüge, eigentlich ein symbol kontra ihrer welt, vor: reservierte tische für niemand. warum blieb der tisch so lange, vielleicht ja über den ganzen abend, leer. kein mensch, der sich einer kultur verpflichet fühlt stört derart fahrlässig die harmonie des ganzen.
reservierte tische gibt's nicht mal am miesesten würstlstand beim arsch der weltstadt vorne am eck (wie auch immer hierzu das lg erkannt hat) und allem voran kann man auf reservierten tischen nicht singen tanzen und springen.
wenn der dienstag wirklich der aschfarbenste von allen ist, streue ich asche auf den tisch in der mitte, baue hieraus eine burg, vieleicht mit einem turm, vielleicht mit vielen, denn der samstag ist blau, wie das meer, aus dem jeder ein kind rettet, das im träumen von der größten sandburg, das ufer zu weit verlassen hat. so wird sich alles in einen sonntagmorgen verwandeln.
treibhaus(en) ist nich entenhausen, nicht die republik der gartenzwerge, die tagt seit spätenstens 1999 in der baustelle parlament, wien eins, oder anderen meist mehr titularischen als human-funktionalen versammlungen.
nein, treibhaus(en) ist ein versuch, ein kulturelles zion in offenheit gegenüber allen menschen und ihren eben kulturellen ausprägungen zu leben.
ansonsten möchten sie zusperren, geschätzter herr intendant und eine zoofachhandlung eröffnen. ich werde einen sack sonnenblumenkerne bestellen.
es gilt mais zu pflanzen
aus der reisschale der brüderlichkeit zu speißen
so viele kinder zu unterrichten
so viele spiele einfach nur zu spielen
soviele kranke zu heilen
soviele menschen zu einen
soviele lieder zu singen
so viele sprachen zu sprechen
soviel gesang
soviel erkennen
ich singe ein land,
das bald geboren wird
verkündet es auf den inseln
die mädchen werden sich freuen beim tanz.
ich kenne einen turm
der mitten in der stadt
noch nie von kaiserlichen schützen beschossen
gegen himmel ragt
lasset ihn für alle gleich weit offen
und eine giraffe wird lächeln
bis der duftende reis angerichtet ist.
wer das nicht versteht, geschätzter herr intendant, ist wirklich ein hornochs und fehl am platz. unabhängig, ob er am imsterberg oder in vomperbach, auf der geraden oder ungeraden - oder eben in deren brennpunkt steht.
dies ist keine drohung, denn das tägliche brot trägt das brandmal des schweißes im menschen und so wir haben alle nicht die realität verlassen, sondern sorgen uns nur etwas um deren inneren traum.
liebe und kraft,
zwei stammbesetzerInnen