treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

ERWIN STEINHAUER

FEIER.ABEND: Erwin Steinhauer & seine Lieben - Lieblings Lieder.

Erwin Steinhauer - Gesang
Georg Graf - Saxophone, Klarinetten, Gitarre
Joe Pinkl - Keyboard, Posaune
Peter Rosmanith - Perkussion, Hang
Steinhauer hat keine Badewanne, möchte aber singen. Seine Lieblingslieder.
Sänger singen, Schauspieler interpretieren.
Der Vortragskünstler Steinhauer macht Beides souverän. Begleitet wird er von einer kleinen aber feinen Band. Gemeinsam bringen sie die Schmuckstücke aus seiner persönlichen musikalischen Perlenreihe zum Glänzen.Steinhauer & seine Lieben spielen Bekanntes und weniger Bekanntes, vom Wienerlied bis zum Popsong, von den 30er Jahren bis Randy Newmann, von Hans Moser bis Kreisler und Neuwirth. In eigenständigen Arrangements werden alte Hits und neue Gassenhauer ideenreich und mit großer Spielfreude dargeboten.
Zwischen den Lieder ist Platz für Geschichten, für Dichtung und Wahrheit.
Ein Abend zur Feier der Musik des Humors und der Poesie.
Autoren/Komponisten:
Kreisler, Neuwirth, Deinböck, Cohen, Sting, Marischka, Kratzl, Newmann u.v.a.

BIO


KINDHEIT

Erwin Steinhauer wuchs in einer kleinbürgerlichen Familie im Lichtental, einem Teil des 9. Wiener Gemeindebezirks heran. Sowohl väterlicher-, als auch mütterlicherseits kommt die Familie aus dem niederösterreichischen Weinviertel, der Marktgemeinde Ernstbrunn, wo die Steinhauer’s bis zum Ende des 1. Weltkriegs eine Huf- und Wagenschmiede betrieben. Die Familie seiner Mutter, Maria Freitag, lebte von einer kleinen Landwirtschaft in der Huttererstrasse, der Großvater, Franz Freitag, verdiente am nahegelegenen Ziegelwerk dazu. Erwin’s Eltern, Maria und Wolfgang, hatten sich im Ernstbrunner Bad kurz nach 1945 kennengelernt, 1949 wurde geheiratet. Vater Wolfgang überredete seine junge Frau nach Wien zu übersiedeln und zusammen mit ihm und seinen Eltern eine größere Wohnung am Alsergrund zu beziehen. Maria hatte ihre Lehre gerade beendet, war kaufmännische Angestellte, der Vater Wolfgang, wie schon sein Vater Franz, ein Beamter der Wiener Berufsfeuerwehr am Hof.

Viereinhalb Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs, war die wirtschaftliche Lage in Österreich noch ziemlich trist, es gab wenig zu essen, die Energieversorgung war mangelhaft und unsicher, und der flächendeckende Stromausfall am Heiligen Abend des Jahres 1950 in Wien eigentlich keine Sensation! 9 Monate später jedoch erblickte Erwin Steinhauer in einem Döblinger Frauenhospiz am 19. September 1951 das Licht dieser Welt.

Seine Eltern versuchten einen bescheidenen Wohlstand zu erarbeiten, für die Großeltern väterlicherseits, Emmi und Franz, aber wurde der kleine Erwin zum Lebensmittelpunkt, dem jeder Wunsch von den Augen abgelesen wurde. Sie begleiteten die ersten Kindertage mit Weisheit und grosser menschlicher Wärme. Die frühen Kindheitserinnerungen sind nur von Emmi und Oschl geprägt! An den Wochenenden wurden die Ernstbrunner Großeltern, Auguste und Franz Freitag, besucht, die Freizeit in den nahen Wäldern, im Bründl, im Steinbruch und mit den Kindern des Ziegelofens verbracht. Das Wiener Familienleben, der Alltag, war geprägt von der „Emmi“. Uneheliches Kind einer einer jüdisch-katholischen Liebe im ausklingenden 19. Jahrhundert, als das „Lichtenthal“ noch ein Vergnügungsbezirk war, aufgewachsen mit drei Geschwistern in der Marktgasse, war sie eine kleine, energiegeladene, warmherzige Persönlichkeit.

In den 50er und 60er Jahren geht man nicht fehl, sie als das wahre Familienoberhaupt zu bezeichnen, die alle wichtigen Entscheidungen der Familie traf! Der kleine Erwin musste in die Lichtentaler Pfarre zu den 14 Nothelfern ministrieren gehen, wurde ab dem 6. Lebensjahr in die Volksschule der Schulbrüder in die Schopenhauerstrasse und danach ins Gymnasium der Marianisten in der Semperstrasse eingeschrieben. In diesen katholischen Privatschulen lernte Erwin das Gegenteil von häuslicher Geborgenheit kennen. Die geforderten christlichen Tugenden, Ehrlichkeit und Nächstenliebe waren mehr Theorie denn Praxis. Ein Großteil des erzkatholischen Lehrkörpers hatte seine soziale Prägephase in den Zeiten des zweiten Weltkriegs erlebt: „Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne.“

Zucht, Züchtigung, Strafe, Buße, Beten. Erziehung! Die „Emmi“ hat es nicht mehr miterlebt, dass der Ungeist dieser Schulen der Humus war für einen kritischen Widerspruchsgeist!


SCHULZEIT


WIEN DER 60er ahre
Ab dem 10. Lebensjahr verbrachte Erwin seine Freizeit mit der Pfarrjugend der Pfarre zu den 14 Nothelfern im Lichtental. Ausflüge, Spielnachmittage, Tischtennis, die ersten Jazzmessen in der Lichtentaler Kirche, Gitarre und Gesang, das erste Publikum! Wunderschöne Zeit, ermöglicht durch unseren Kaplan Ludwig Zack! Ein charismatischer Priester, eine außerordentliche Persönlichkeit und der Schwarm aller Mädchen. Irgendwann Mitte der 60er wurde die Pfarrjugend mit dem Kolpinghaus in der Althanstrasse fusioniert, Ludwig wurde Präses. Bei einem 17 Uhr-Kränzchen, so hieß das damals, oder 5 Uhr Tee mit Tanz im Kolpinghaus, verliebte sich Erwin in Eva, die ihm 12 Jahre später zwei wunderbare Kinder schenkte, Iris und Matthias.

Theater gespielt wurde dort auch. Erwin inszenierte mit seinem Freund Anton Stengeli „In Ewigkeit Amen“ von Anton Wildgans. Der Toni war auch der erste Doppelconferencepartner, wenn man auf irgendwelchen Festen oder Ausflügen alte Farkas Nummern zum Besten gab.

Schulisch war das Leben schon härter. Erwin wurde 1965 von den Marianisten am Ende der Unterstufe der Schule verwiesen und im 2. BG. II in der Vereinsgasse in Wien Leopoldstadt aufgenommen. Die erste öffentliche Schule! Nach einem Jahr übersiedelte die Oberstufe in ein neues Gebäude in die Wohlmuthstrasse, ins damals schon berüchtigte Stuwerviertel, unweit des Wiener Praters und seiner verführerischen Spielhallen. Der Schulwart hiess „Fickert“ und der Direktor der Schule war ein überzeugter ÖVP-ler namens Hofrat Vecer, der Professoren, die ihr Gehaltskonto zufällig bei der Zentralsparkasse hatten und immer sehr lange auf ihr Gehalt warten mussten, den Ratschlag gab, doch die Bank zu wechseln: „Wie wärs mit einem Konto bei der „Ersten österreichischen Sparkasse“? Erwin oder „der Sohn des Feuerwehrhauptmanns“, wie er vom Hofrat tituliert wurde, war ein fauler Schüler, der den Gipfel seines Nichtstuns in der 6. Klasse im 2. Trimester mit acht (8!) negativen Noten erreichte. Trotzdem schaffte er die Matura mit 17 Jahren im Frühjahr des Jahres 1969.

Nach dem Rausschmiss aus der Schule der Marianisten 1965, nahm Erwin’s Vater Wolfgang die Menschwerdung seines Sohnes in seine Hände. Die beiden waren 24 Jahre auseinander, Erwin 14, sein Vater Wolfgang 38! Eine innige Lebensfreundschaft begann. Wolfgang führte ein Doppelleben. Im Brotberuf bei der MA 68, der Wiener Berufsfeuerwehr, nach Neigung, Talent und in der Freizeit Schüler bei Prof. Josef Dobrowsky an der Akademie der bildenden Künste. Er malte ein Leben lang. In Öl und Aquarelle.

Wolfgang wurde von der Feuerwehr ein Atelier in einer Dachwohnung am Tiefen Graben zur Verfügung gestellt. Ende der 50er Jahre entstanden die ersten Portraits von Erwin, Modellsitzen für einen 10jährigen eine Qual! In diesen wertvollen Jahren des Gesprächs mit dem Vater in den 60ern wurden die ersten wichtigen Fragen beantwortet. 34er Jahr, Schutzbund, Großvater eingesperrt, Austrofaschismus, Nazizeit, 2. Weltkrieg, Judentum, Urgroßvater aus Theresienstadt befreit. Viel für einen 14 jährigen. Erwin’s Wunsch nach der Matura das Reinhardt-Seminar besuchen zu dürfen und Schauspieler werden zu können, konnte Wolfgang nicht entsprechen. Er verlangte von seinem Sohn ein bürgerliches Studium, Jus oder irgendsowas! Es wurde Germanistik und Geschichte. Ein Lehramts- und Doktoratsstudium. Nach 5 Jahren ohne Abschluß leider abgebrochen.


STUDIENJAHRE


Der Traum von der Schauspielerei war vorerst ausgeträumt. Vater Wolfgang verlangte ein bürgerliches Studium. „Studiere irgendwas, ich zahl dir nachher jede künstlerische Ausbildung!“

Die Schauspielausbildung sollte den Umweg über ein Jusstudium, oder etwas dergleichen gehen? Endlose Diskussionen. „Zieh aus, geh zum Zirkus, viele haben beim Zirkus begonnen!“ Noch war Erwin’s Berufswunsch nicht so stark ausgeprägt, wie die Bereitschaft auf die Annehmlichkeiten eines gewohnten familiären Umfelds zu verzichten. Erwin studierte, widerwillig, aber er studierte. Zuerst die Mensen des Hauptgebäudes, dann die Mensa im NIG, im Neuen Institusgebäude, dann die Studentenbeisln rund um die Uni, dann in letzter Konsequenz Geschichte und Germanistik. Die ersten Vorlesungen, Proseminare und Seminare zogen sich drei Jahre.

Studieren, largieren, Zwischenmenschliches.
Vater Wolfgang wurde nervös, die Zeit knapp, das Studium frustrierend. Erwin traf auf Erich Demmer. Ursprünglich Student der Psychologie, der gerade zur Germanistik gewechselt hatte, Folk- und Protestliedsänger, voller Ideen, Engagement und politisch ähnlich gepolt! Erwin erhielt von Prof. Erich Zöllner sein Dissertationsthema: „Gotthard Freiherr von Buschmann“, saß ab 1974 nur mehr in verstaubten Archiven herum und war froh, als Erich Demmer ihm den Vorschlag machte, den Sommer mit ihm zu verbringen. Und so saßen die beiden 1974 drei Monate im Garten des Heurigen Pichler-Haunold in Neustift und verfassten Szenen, Monologe, Conferencen, Texte, Lieder und Blackouts.

Noch war ihnen nicht klar, wohin diese Arbeiten führen sollten. Es gab weder eine Idee der Realisation, noch einen Spielort oder vielleicht sogar einen Auftraggeber. Nachdem sie ein Konvolut von drei Stunden Spiel- oder Lesedauer erarbeitet hatten, wandten sie sich an Wolfgang A. Teuschl, der mit seinem Wiener Evangelium „Da Jesus und seine Hawara“ einen Klassiker der dem Wiener Dialekt verpflichteten Literatur und einen Bestseller geschrieben hatte und luden ihn zur Mitarbeit ein. Die drei Autoren gründeten die Kabarettgruppe „Keif“, Alfred Rubatschek, ein Mitglied der „Schmetterlinge“ und Erich Bernhard, ein Wiener Dialektsänger, schlossen sich der Truppe an. Am 27. Oktober 1974 debütierte dieses neue Kabarettensemble im Folkclub „Atlantis“ in der Operngasse, 1040 Wien mit dem Programm „Habt acht Gebote!“

Von der Presse gefeiert, vom Publikum gestürmt, begann der Weg des Schauspielers Erwin Steinhauer. Vater Wolfgang, war über die Entscheidung seines Sohnes wenig erfreut und gab seinem Sohn einen letzten Ratschlag auf den Weg: „Erschl, wenn du mit 32 Jahren nicht so berühmt bist wie der Ossi Kolmann, dann lass es!“

Mit 32 Jahren war Erwin Steinhauer schon Mitglied des Wiener Burgtheaters.