Y‘akoto ist intensiv wie Nina Simone & groovy wie Erykah Badu. Wenn sie singt, trifft sie ins Herz - und in die Beine. (Cosmopolitan) „Wenn die Seele spricht: was für eine Stimme! Soul mit Herz“.(Focus )
Y’akoto ist überall zu Hause: Sie pendelt zwischen Hamburg, Paris und Afrika. Ihre Musik nennt sie Soul-Seeking-Music. Mit ihren Songs will sie Geschichten erzählen, und erlebt hat die 26-Jährige jede Menge: Sie hat mit ihren Eltern u.a. in Ghana, Kamerun, Tschad und Togo gelebt. Diesen Geschichten hat das Produzenten-Team Kahedi - bestehend aus dem Freundeskreis-Frontmann Max Herre, dem HipHop-Produzenten Samon Kawamura und dem Nu-Jazz-Pianisten Roberto Di Gioia – ein maßgeschneidertes akustisches Kleid verpasst. Ihr Debütalbum „Moody Blues“ begeistert. Die Presse vergleicht ihre Stimme und Ausdruckskraft gar mit Billie Holiday und Nina Simone. Sie ist am Anfang ihrer Karriere, aber jetzt schon eine Klasse für sich. Was für eine Entdeckung!
Ihr Debütalbum „Babyblues" wurde vor drei Jahren allenthalben gefeiert, wurde von der Musikpresse zum neuvertonten Vermächtnis verdienter Vokalistinnen wie Billie Holiday und Nina Simone erklärt und hat mit seiner Mischung aus Folk, Pop und Singer-Songwriter-Soul mit Afro-Approach kurzerhand ein neues Genre namens Soul Seeking Music aus der Taufe gehoben. Im Leben von Jennifer Yaa Akoto Kieck alias Y'akoto ist in den vergangenen drei Jahren viel passiert. Auf dem neuen Abum „Moody Blues" präsentiert sich die Hamburgerin, die in Ghana, Kamerun, Togo und dem Tschad aufwuchs, gereift und neu erfunden. Y'akoto hat aus der Not eine Tugend und ihre Zweifel kurzerhand zum Leitmotiv ihres neuen Albums gemacht. Anstatt sich ihren Schmerz von der Seele zu schreiben, schreibt Y'akoto sich in den Schmerz ihrer Seele hinein und hat es dadurch geschafft, ihrer früheren Orientierungslosigkeit mit musikalischen Mitteln Herrin zu werden. Die künstlerische Auseinandersetzung mit den Selbstzweifeln hat sie zu einer gestandenen Künstlerin werden lassen. Oder wie sie es selbst so schön formuliert: „Ich bin berührbar und verletzlich geworden. Das hat mich stark gemacht."
Review von Sven Kabelitz
Krieg im Gaza-Streifen und in der Ukraine. Ebola in Westafrika. Rassenunruhen in Ferguson. ISIS köpft einen amerikanischen Journalisten. Aufkommender Hass und Antisemitismus auf den Straßen Deutschlands. Weltweit brodeln so viele Konflikte, dass wir nicht einmal alle auf dem Schirm haben. Sie warten nur darauf, vor unserer eigenen Haustür überzukochen. Flüchtlingen, die auf ein sichereres Leben hoffen, machen sich auf überfüllten Nussschalen auf den Weg nach Lampedusa. Dabei vergessen wir in unseren Sofas, die Nachrichten verfolgend, dass wir alle in einem einzigen Boot sitzen, das uns gerade in letzter Zeit zeigt, wie sehr die See auf unserem Planeten stürmt und wie schnell unser Kahn kentern kann. Ein kurzer Blick in die Nachrichten gibt einem momentan das Gefühl, die Maya haben sich einfach nur um ein paar Jahre verrechnet.
Von all dem Leid unbeeindruckt dreht sich die Welt weiter und bietet in unseren Breiten den unbezahlbaren Luxus der Leichtigkeit. Die Heimeligkeit eines Spätsommerabends in einem Strandcafe. Panda-Drillinge in einem chinesischen Zoo geboren. Das Kult-Eis Dolomiti kehrt zurück in die Gefriertruhen. Wir sind Weltmeister. Dazu kommen die kleinen Gesten in dieser ohrenbetäubenden Welt, die noch an das Gute im Menschen glauben lassen. Und letztendlich die Musik, die all dies - das Leid, die Leichtfüßigkeit, sprich: das Leben - in einem kurzen Moment zusammenfassen kann.
Dieses Kunststück gelingt Y'akoto auf ihrem zweiten Album "Moody Blues" mehr als einmal. Anstatt ihre Welt in Schwarz und Weiß aufzuteilen, macht sie sich in ihren erdigen Liedern zwischen Folk, Soul, Pop und Jazz mit afrikanischen Einschlag auf die Suche nach einem Platz, der ihr gleichzeitig Geborgenheit und Freiheit bietet. Noch selbstsicherer, gezielter und stellenweise vielleicht gar etwas zu abgeklärt präsentiert die Sängerin nach ihrem Debüt "Babyblues" nun eine unberechenbare Mischung aus sonnigen Single-Nummern und düsteren Erzählungen. Aus Y'akoto ist eine Künstlerin und Person geworden, für die Vergleiche nunmehr unangebracht wären.
Gleich zu Beginn setzt sie sich mit Suizid auseinander, vereint in "Come Down To The River" Wehklagen mit einem Funken Hoffnung. In Zeiten, in denen der Selbstmord von Robin Williams die Schlagzeilen über Wochen bestimmt, nähert sie sich dem Thema verhalten und behutsam. Wird Y'akoto zuerst nur von einer Gitarre begleitet, setzen im späteren Verlauf Bass, Schlagzeug und Keyboards versöhnliche Akzente. Im von Ben Cullum produzierten "Forget" unterstreichen tragische Streicher die gedrückte Stimmung, die berührende Melancholie und die Tragik in ihrer Stimme.
Auf den ersten Wimpernschlag wischt die vordergründig beschwingt scheinende Pop-Soul-Single "Perfect Timing" den bedrückten Start hinweg. Hört man allerdings auf den Text, in dem sie vom Alkohol benebelt an der verflossenen Liebe und der Vergangenheit festhält, bleibt dieses Kartenhaus nicht lange bestehen. "Save You", ein weiterer unbeschwerter Gassenhauer, stacheln scharfkantige Gitarren und schnittige Bläsern an. "Don't Call" zeigt sich zwar minimalistischer, dafür erobernd basslastig, rhythmisch und zielgerichtet.
Doch erst in seinen stillen, lehmigen Voodoostücken entpuppt sich die Spannung von "Moody Blues". Über einem klassischen Oldschool-Groove und Casio-Beats wagt sich Y'akoto in "I Will Go Down" nochmals nach unten, diesmal aber nicht bis zum Fluss. Mit Vinyl-Knistern, Rauschen und splittriger Orgel erzählt sie im dämmrigen und rauen "Moodyman" davon, wie man alles für die launige Liebe aufgibt, nur um dann letztendlich von ihr abserviert zu werden. Mit "Carry This", das sich sehr langsam und ruhig erhebt, schafft sie sich ihre eigene Hymne, die an beste, ausufernde Motown-Platten der 1970er im Style von Marvin Gaye oder Isaac Hayeserinnert, ohne diese schlicht zu kopieren.
Doch erst das nochmals um einiges zurückhaltender arrangierte letzte Drittel krönt Y'akotos zweiten Longplayer. Das in diesem Umfeld fast schon optimistisch inszenierte "Come And Go" dient als einziger Hoffnungsschimmer in einer reduzierten Szenerie, in dem sich die Sängerin endgültig so frei von Marketingzwängen, Anbiederung und Kommerz zeigt, wie nur irgend möglich. Die Texte gewinnen nochmals an Deutlichkeit, ihre Ehrlichkeit foltert und schmerzt. In "Mother And Son" legt sich ihre Stimme, nur von einem Keyboard begleitet, mehrfach übereinander und erzählt von dem Sohn, der ohne Vater bei seiner alleinerziehenden Mutter aufwächst.
Zum Herzstück avanciert das bittere "Off The Boat", das von einem jungen Menschen handelt, der auf einem Boot seine Heimat und seine Liebe verlässt, um in weiter Ferne ein besseres Leben zu finden. Letztendlich stirbt er jedoch auf der Reise, seine Leiche wird ins offene Meer geworfen. Das Stück gleicht einer Meditation, nur rumpelnde Schläge und Percussion unterstützen Erzählung, Schreie und den trostlosen Gesang. Ein schmerzhafter Schlag, von dem sich jedes fühlende Herz nur langsam erholt. "We sang some songs / But we didn't mourn / We will never return to where we were born."
Dieser junge Kerl könnte jeder von uns sein. Wir sind alle betroffen. Wir alle kentern. Wir sollten aufeinander zugehen, uns helfen, anstatt uns abzuweisen und zu zerreißen. Stattdessen verweigern wir uns Hilfe, verschließen uns voreinander und stehen vor verschlossenen Türen. Wir gelten für unser Gegenüber mehr als Bedrohung für Land und Wohlstand denn als Lebewesen. Nur der Stärkste überlebt. Während unsere toten Körper langsam im Wasser versinken, tanzen auf Facebook Besserwisser, Hohlbirnen und Aluhutträger höhnisch auf unserem Gedenken Stepptanz. Bis auch sie die Realität einholt. "Physical battle, body and soul / We knew he would never reach heaven / We threw him off the boat / Around quarter past eleven."