Quetschkommode und Dub-Reggae, Blaskapelle und Disko-Beats, Zigeuner-Geige und Girlie-Rap, orientalische Streicher und Lagerfeuer-Klampfe
Eine Zeitlang trugen die angesagtesten Formationen und Projekte der österreichischen Musikszene spröde Doppelnamen: Kruder & Dorfmeister, Dzihan & Kamien, Pulsinger & Tunakan. Es waren schlichtweg die Familiennamen der Protagonisten, die im Zug des „Vienna Sound“-Hypes der neunziger Jahre internationale Strahlkraft entwickelten und zu Aushängeschildern eines neuen Pop/Elektronik-Selbstverständnisses wurden. Als sich dann auch noch Binder & Krieglstein ins Namensverzeichnis eintrugen, war der erste Reflex der Gedanke an kecke Trittbrettfahrerei. Weit gefehlt: hier manifestierte sich à priori der Witz, die Ironie und das spielerische Selbstverständnis von Rainer Binder-Krieglstein aus Graz. Hinter dem vermeintlichen Newcomer-Duo steckte einer. Rainer. Und sonst keiner. „Punkige Lo-Fi-Attitüde, trashiger Elektronik-Sound und eine gute Portion Humor“ attestierte FM4 folgerichtig dem Debutalbum „International“. Hier zeigte der Schlagzeuger, der zuvor bei Fetish 69, Sans Secours und in diversen Jazzbands getrommelt hatte, was in ihm steckte. Samples, Loops und Sounds, beherzt zusammengeschnürt durch das Drumming und die Vision von Binder-Krieglstein. Rainer legt Wert darauf, mit Menschen zu musizieren, die ihm sympathisch sind - da scheinen unterschiedliche Stilrichtungen auch kein Hindernis zu sein. Solange die Chemie stimmt, geht alles. Egal, ob Elektronik, Blasmusik oder Pop. Purer Eklektizismus? Eher: abgeklärte Lebenslust. Weitfächriger Minimalismus. Der Drang, Stimmungen, Attitüden und Gefühlslagen einzufangen und hochkonzentriert an den immer wieder freudig überraschten Hörer weiterzugeben. Binder&Krieglstein – live: Da ist für schrullige Folk-Gitarren ebenso Platz wie für quengelige Kontrabässe, atmosphärische Downtempo-Grooves, swingende Jazz-Texturen und straighte Tech-House-Beats.