treibhaus

Kulturprogramm für Stadtbenützer

Spielplatz am Volksgarten. Angerzellgasse 8, 6020 Innsbruck. Geöffnet alltäglich von 16:00 bis Sperrstund ist.

item

Kohle-Zeit-Fiktion

„Jeder Trottel derstirbt es!“ – Dieser wunderschöne Satz aus der Wiener Alltagsphilosophenszene deutet darauf hin, dass das Leben vielleicht eine ziemlich einfache Sache ist, die wir nur deshalb ständig kompliziert darstellen, weil wir alle nicht wahr haben wollen, dass letztlich alles ziemlich primitiv abläuft.
Genau genommen geht es um die drei Dinge „Kohle“, „Zeit“ und „Fiktion“. Wenn man von allen halbwegs genug hat, ist man glücklich.
Den größten Wert stellt die „Kohle“ dar. Ordentlich betreut vermehrt sie sich ununterbrochen. Das Endziel ist, dass sämtliche Kohle dieser Welt auf einem einzigen Haufen liegt, das ist dann die Entropie des Kapitalismus. Damit sich die Kohle vermehrt, muss sie eine kritische Masse erreichen, deshalb können nur Reiche reich werden, was die Armen nicht wahrhaben wollen. Aus dieser Erkenntnis stammt auch der Satz: „Wenn du arm sein willst, brauchst du bloß zu arbeiten!“ Freilich ist der Kapitalismus viel intelligenter, als seine Kritiker glauben. Wenn es ihm schlecht geht, repariert er sich aus sich selbst, macht etwa Zinsnachlässe oder gewährt Kredite, bis das Spiel von der Umverteilung nach oben wieder aufgenommen werden kann.
Die „Zeit“ freilich ist etwas Gerechtes, jeder hat gleich viel davon. Wenn es gelingt, Zeit ohne Kohle zu verbringen, kann das Leben sehr interessant und sinnvoll verstreichen. Freilich kann sich jemand mit Kohle auch Zeit kaufen, also nicht bloß Pensionsversicherungsjahre sondern auch Dienstleistungen, die sonst Zeit kosten würden.
Die dritte Währung ist die „Fiktion“. Hier sind alle Dinge versammelt, die einen Sinn ohne Kohle und Zeit versprechen. Also das Jenseits beispielsweise, die Bürgergesellschaft, das hohe Ansehen der Feuerwehr oder auch die schöne Fahne der Republik Österreich. Die Fiktion stößt manchmal auch an gewisse Grenzen, etwa wenn man einem Zivildiener begreiflich machen soll, dass es was Schönes ist, wenn man einem Geldarsch ohne Entlohnung den Arsch auswischen soll, nur weil dieser alt und reich ist und der Zivi jung und arm. Aber die Aussicht, später einmal selbst den Arsch ausgewischt zu bekommen, lässt den Zivi dann doch zum Waschlappen greifen und in den sauren Apfel wischen.
Immer wieder gibt es interessante Versuche, andere Währungen einzuführen. Die Religionen probieren es mit Moral, die Wellnessgesellschaft mit Wohlbefinden, die Kunst mit Ästhetik und die Literatur mit tollen Geschichten.
Aber das alles funktioniert nur, wenn man die große Spielregel einhält: Erst geht es um die Kohle, dann um die Zeit und dann kannst du dir noch was im Kopf ausmalen als Fiktion. So einfach ist das Leben.

Dranbleiben

Der moderne Journalismus ist provinziell und daher ist auch der provinzielle Journalismus modern. So gesehen herrscht in Tirol immer Weltniveau, was die Nachrichtenlage betrifft.Gab es früher einmal ein Ereignis, das den Journalismus auslöste und auf Touren brachte, so bringt heute der…

Gender-Lyrik

Die Welt im Kopf ist selbst gemacht und daher immer ungerecht. Besonders die Gender-Diskussion zeigt Tag für Tag zum Himmel schreiende Ungerechtigkeiten.Beispielsweise fahren zu manchen Zeiten mehr Männer auf der Autobahn, an anderen Stoßzeiten mehr Frauen. Hier sollte man unbedingt beim…

Zu gescheit

Die Wahrheit sitzt oft wie Fliegendreck zwischen den glatten Fliesen schöner Worte. So hören wir etwa Tag und Nacht von der schönen Dolomitenstadt Lienz, dass dort geklaute Egger-Lienz-Bilder mit frohem Herzen restituiert werden, die saftigsten Männerärsche vor der Kamera zum permanenten…

Wenn Schwänze rechnen

Tiroler können sich keine Babys mehr leisten! - Der Aufreißer dieser Tage ist ziemlich intellektuell, weil er an die Rechenkünste der Geschlechtsorgane appelliert, und die können bekanntlich überall auf der Welt schlecht rechnen. Oder gibt es etwa eine Rechenolympiade für Schwänze und…

Adelsohren

An Sonntagen hängen im ganzen Alpenland die Nachrichten sehr tief und du erfährst in den Mistblättern jene Wahrheit, die etwa hundshoch ist.Es ist eine verlässliche Freude, die diese kleinen Blätter für die kleinen Leute in idealer Zugriffshöhe ausgehängt haben. Da wo etwa in der Osterwoche…

Analgebühr

In einem dieser besonders guten Witze wacht ein sogenannter Kathole im Nichts auf und hält es für das Jenseits. Und was ist mit meiner Kirchensteuer? fragt er ins Nichts. Und siehe, das Nichts antwortet ex kathedra und sagt: Deine Kirchensteuer ist aus dem Auspuff des Papamobils gepufft, ist in…

Doof und teuer

Das Auto ist ein tertiäres Geschlechtsmerkmal. Wer eines hat, gilt als potent, wer zu Fuß oder mit einem Öffi unterwegs ist, gilt als Verkehrsmasturbant.In diesem Kontext von Potenz und Genitalien werden von den Tirolerinnen und Tirolern auch die Gespräche über das Auto geführt.…

Alles battle-paletti!

Manchmal ist man ganz nah am Weltgeschehen und der künftige Schauder der Geschichte läuft einem bereits in der Gegenwart über den Rücken. Der Schrecken hat immer Namen und Treffpunkte. So ist der größte Schrecken der Weltgeschichte mit Wannsee verbunden, wo am 20. Jänner 1942 fünfzehn…

Universal-Jaukerl

Vermutlich ist keine Sprache der Welt so geil wie der kernalpine Dialekt mit seinen Wiener Ausläufern. Der Ausdruck „Jaukerl“ steht für eine Spritze, die wie angegossen passt. Sowohl Inhalt, Verabreichung wie Gefühl der Erleichterung sind in diesem Wiener Wort perfekt verpackt.Die harte…

Kohle-Zeit-Fiktion

„Jeder Trottel derstirbt es!“ – Dieser wunderschöne Satz aus der Wiener Alltagsphilosophenszene deutet darauf hin, dass das Leben vielleicht eine ziemlich einfache Sache ist, die wir nur deshalb ständig kompliziert darstellen, weil wir alle nicht wahr haben wollen, dass letztlich alles…