Vierzig Jahre schon währt der Überlebenskampf der geheimnisvollen Tuareg. Ihre Völker sind bedroht von staatlicher Repression, wie von der fortschreitenden Dürre. Doch dank Poesie, Musik und Tanz überlebt und behauptet sich die Kultur der Völker der Wüste. Das Frauenensemble Tartit, dessen Name “vereint” bedeutet, stammt aus Mali. Lauscht man ihren Balladen, packenden call-and-response-Gesängen, fühlt man sich in die Weite der Sahara entführt. Man hört das Lagerfeuer knistern, wird von dem flirrenden Gesang der Frauen verzaubert, hört tehardent und imzad , Urformen von Gitarren und Violinen. Die Frauen spielen ganz in der Tradition der Tuareg, wo alleine Frauen trommeln, die tindé . Ihre federnden Rhythmen werden durch zwei männliche Instrumentalisten an tehardent und Gitarre ergänzt. Aufgenommen wurde diese CD mit feinster mobiler Aufnahmetechnik im Centre Culturel Français, in Bamako/Mali. Faszinierendes Panorama einer Musik, die im selben Augenblick zu klagen und jubilieren zu scheint. Der “Blues der Wüste” weht mit dem Sand direkt zu uns hinüber und über allem tut sich ein Sternenhimmel auf, der weltweit so einmalig ist, wie die jahrtausende alte Kultur der Tuareg.
Neben ihren weltweiten Tourneen engagieren sich einige Mitglieder der Gruppe Tartit auch für die Verbesserung der Lage der Tuareg-Frauen, wie sie im Interview für das Booklet dieser CD berichten. Weitere Texte führen kurz in Geschichte und Lage der Tuareg ein und stellen einige der Lieder vor.
Tuareg aus Mali singen den Blues der Wüste
TARTIT
“Großartig!”– Robert Plant (Led Zepellin) nachdem er Tartit beim Festival in the Desert, Mali, im Januar 2003 gesehen hatte.
DIE TUAREG
-- Petra Bode
Die Tuareg – selbst nennen sie sich Kel Tamasheq – leben in fünf afrikanischen Staaten: Algerien, Libyen, Mali, Niger und Burkina Faso. Früher war ihre Wirtschaftsgrundlage die Viehzucht, heutzutage betreiben sie jedoch auch Ackerbau und sind teilweise schon sesshaft geworden. Bekannt wurden sie durch ihre Sitte, dass sich bei ihnen die Männer verschleiern, und durch ihren legendären Ruf als furchtlose Krieger. Ihre Schrift, das tifinagh, stammt von dem altlibyschen Alphabet ab und besteht aus rein geometrischen Zeichen. Die Tuareggesellschaft gliedert sich in ein Kastenwesen, an deren erster Stelle die Adligen, die Krieger und die Korangelehrten stehen. Danach folgen die Vasallen, auch imrad genannt, die früher den Adligen Tribut zahlen mussten. Die Sklaven, iklan, rekrutierten sie durch Raubzüge von der schwarzafrikanischen Bevölkerung, diese Gruppe erledigte alle anfallenden Arbeiten und kümmerte sich um das Vieh. Heutzutage sind sie frei und haben sich dem strukturellen Wandel besser anpassen können als ihre ehemaligen Herren. Auf der untersten Stufe und außerhalb ihrer Gesellschaft stehen die Schmiede, enaden, die durch ihre Macht, das Feuer beherrschen zu können, gefürchtet werden. Die enaden stellen alle wichtigen Gerätschaften und Waffen der Tuareg her. Ungewöhnlich frei ist die targia, die Tuaregfrau, sie darf sich scheiden lassen und ihren Ehemann selbst aussuchen. Die Tuareg sind Muslime, jedoch befolgen sie die Weisungen des Korans nicht so streng wie viele andere afrikanische Völker.Tuareg in Mali
Mali, mit der Hauptstadt Bamako, zählt zu den ärmsten Ländern Afrikas, dieser 1,2 Mio. km2 große westafrikanische Staat ist eines der fünf Länder, in denen die Tuareg als Minderheit leben. Der überwiegende schwarzafrikanische Teil der malischen Bevölkerung, die Bambara und Songhay, leben entlang der Flüsse im Süden und betreiben Ackerbau. Zwei Drittel dieses riesigen Landes gehören zu den Wüsten- und Wüstenrandgebieten, im Norden leben die hellhäutigen Tuareg und Mauren, auch „die weißen Malier“ genannt, als Halbnomaden und Nomaden. Sie stellen nur ca. 6 Prozent der Gesamtbevölkerung dar und konzentrieren sich um die Regionen Timbuktu, Kidal und Gao.
1990 führte ein Massaker an Tuareg in Niger zu einem bewaffneten Aufstand, der schnell auch auf Mali übergriff. Diesem Konflikt vorausgegangen waren zwei verheerende Dürren in den Jahren 1974 und 1984, in deren Verlauf die Nomaden einen Großteil ihrer Herden – und damit ihre einzige Lebensgrundlage – verloren. Tausende verhungerten, viele flüchteten vor der Armut in die angrenzenden Länder. Die versprochene Nahrungsmittelhilfe des Auslandes versickerte in den Taschen korrupter Politiker oder tauchte auf den Märkten des Südens auf. Fast alle wichtigen Posten in der Verwaltung und der Politik waren von Bambara oder Songhay besetzt, eine Folge der Weigerung der Tuareg, ihren Kinder Schulbildung zukommen zu lassen – stattdessen schickten sie während der Kolonialzeit die Kinder ihrer ehemaligen Sklaven, der Schwarzen, dorthin, die sich somit einen heute entscheidenden Vorteil sichern konnten. Der Bürgerkrieg in Mali, ausgelöst in erster Linie durch die wissentliche und vorsätzliche Nichtentwicklung des Nordens, die Vernichtung der Viehherden durch die Dürren, die soziale Ungerechtigkeit und Repressalien der Regierung, dauerte fünf Jahre und ließ ein verwüstetes Land zurück. Hunderttausende flohen vor der Gewalt in die Staaten Algerien, Burkina Faso und Mauretanien, wo sie unter entsetzlichen Umständen dahinvegetierten. Erst unter dem Präsidenten Konaré wurden die Ziele des Friedensvertrages verwirklicht und heute scheint dieser in Mali gesichert. Die Flüchtlinge sind zum großen Teil in ihre Heimat zurückgekehrt, die ehemaligen Rebellen wurden in die reguläre Armee eingegliedert, die Infrastruktur (medizinische Versorgung, Brunnenbau, Bau von Schulen, Wiederherstellung von Agrarland und dem Viehbestand) aufgebaut. Die Tuareg selbst wenden sich mehr und mehr dem Ackerbau zu, schließen sich zu Kooperativen zusammen und eröffnen mittels Kleinkrediten einen Handel. Und ein Teil von ihnen zieht nun wieder, wie seit Jahrhunderten, durch die Wüste.
Die deutschsprachige Tuareg-Website
EIN GESPRÄCH MIT TARTIT
Interview Marta Bergman
Übersetzt von Elisabeth Thielicke
Auf dem Boden des halbdunklen Übungssaals in Brüssel sitzen oder liegen die Mitglieder der Gruppe Tartit in ihren Kostümen. Die Instrumente haben sie ganz in ihrer Nähe. Diese Frauen und Männer aus der Wüste mit ihren farbigen Gewändern drücken sich vor allem in ihrer Musik aus. Ihre Tuareg-Kultur leben sie ganz natürlich, ob in den Flüchtlingslagern, im Exil oder auf Tournee. Für die Tuareg ist die musikalische Überlieferung weder ein Beruf noch etwas Besonderes. Sie verkörpert die Identität eines Nomadenvolkes, das frei und ohne Grenzen leben will. „Mama“, die mit einem Belgier verheiratet ist, stellt das Ensemble vor.
Mama (Walet Amoumine): Wir kommen fast alle aus derselben Familie, wir sind Cousinen. Wir sind zusammen aufgewachsen. Amanou und Abou sind unsere Griots. Wir kennen uns gut, wir kommen fast alle aus derselben Gegend um Timbuktu herum. Aus der Wüste eben. Nach einem Aufstand der Tuareg gegen die Armee von Mali wurden wir in verschiedene Flüchtlingscamps verteilt. Ich war kein Flüchtling, ich war schon in Belgien, aber es war so, als ob ich auch einer gewesen wäre. Alle meine Verwandten waren Flüchtlinge.
Disco (Fadimata Walett Oumar): In Burkina Faso hatten wir im Flüchtlingslager eine Frauengruppe aufgebaut. Die Frauen mussten sich zusammentun, um sich zu verteidigen und arbeiten zu können, im Handwerk zum Beispiel. Sie brauchten überall Hilfe: wirtschaftlich, politisch, kulturell. Bei den Tuareg lernt man die Musik nicht. Alle machen Musik. Man nimmt ein Instrument und spielt einfach. Auf den Lagerplätzen treffen sich die Kinder und jungen Leute zwischen den Zelten. Man singt, man tanzt. Hinter einem Baum oder ein bisschen abseits hören die Jungen den Erwachsenen zu. Dann wiederholen sie, was sie gehört haben, und versuchen es genauso zu machen. Im Flüchtlingslager meinte eine Belgierin, wir sollten doch am Festival „Stimmen der Frauen“ in Liège teilnehmen. Ob wir eine Frauengruppe zusammenstellen könnten? Kein Problem, haben wir gesagt. Bei uns gibt es keine festen Gruppen, die immer zusammen sind. Ich hab daran gedacht, die Frauen um unseren Griot Amanou zu fragen, mit dem ich schon Musik gemacht hatte. Also haben wir Amanou gefragt, ob er eine Sängerin kennt, die er begleiten kann, und so hat Amanou Arahmat mitgebracht. Ich habe eine Cousine in Belgien, die alles kann, was ich auch kann. Wir sind zusammen aufgewachsen, wir haben immer bei den Festen getanzt. Ich habe vorgeschlagen, dass sie auch mitmacht. So ist „Mama“ dazugekommen und Tartit in Belgien gegründet worden. Wir sind beim Festival „Stimmen der Frauen“ aufgetreten, und seither haben wir fleißig gearbeitet ...
Gibt es einen Unterschied zwischen der Musik von Frauen und der von Männern?
Disco: Die Musik ist gleich, nur die Instrumente sind anders. Es gibt welche für Männer und welche für Frauen. Die Trommel tindé und die Fiedel imzad werden von Frauen gespielt. Jetzt spielen aber auch Männer tindé, früher nicht. Die Laute tehardent ist den aggouten, den Griots, vorbehalten. Sie geben das Lautespielen in der Familie weiter. So ist unsere Kultur. Wenn wir zusammen spielen, begleiten Männer und Frauen sich gegenseitig.
Was ist ein Griot?
Amanou, der Griot: In der Gesellschaft der Turaeg ist alles festgelegt: Jeder hat seine Rolle. Die Griots, die bei den Nomaden aggouten genannt werden, sind aus dem Stand der Schmiede hervorgegangen. Sie spielen den tehardent. Ein Sprichwort der Tuareg sagt: „Das Salz sagt nicht, dass es salzig ist“, das heißt, man darf nicht von sich selbst sprechen. Die anderen sagen, ob du gut oder schlecht bist. Und das ist die Aufgabe der Griots. Sie beschreiben, was passiert. Sie sprechen mit den Männern und machen ihnen Mut, sie sprechen mit den Guten und mit den Schlechten. Sie bewahren die Tradition in der Musik, aber auch in der Geschichte, denn sie kennen die Geschichte unserer Großeltern, bis zur heutigen Generation. Die Geschichte wird von den Griots durch Erzählungen weitergegeben. Nur selten singt ein Griot. Er spricht, alles passiert mit Worten. Auch wenn er sein Instrument, den tehardent, nicht hat, hat er doch seinen Mund. Er spricht bei Festen, aber kann auch zu dir kommen, tehardent spielen und dir die Geschichte deiner Großeltern erzählen.
Welche Rolle spielt die Musik in eurer Gesellschaft?
Mama und Disco antworten: Die Musik begleitet die Festtage, die Feste im Ramadan, die Hochzeiten, die Namensfeste, auch die Scheidungen. Wenn bei uns eine Frau geschieden wird, feiern wir zu ihrer Ehre ein großes Fest. Wirklich! Die Scheidung ist so, als wenn man Wasser ausschüttet. Der Mann sagt: „Geh!“, und das heißt, dass man geschieden ist. Nach drei Monaten macht man dann ein großes Fest. Vielleicht tut es ihm in der Zwischenzeit leid und er holt sie zurück.
Worum geht es in euren Liedern?
Disco: Um Frieden, Liebe, Exil. Wir singen auch von der Einheit der Tuareg, politische, engagierte Chansons. Wir komponieren auch selbst neue Lieder.
Wie komponiert ihr?
Disco: Das geht tack, tack, tack. Ich sage: „Die ganze Welt kann eins sein“, Amanou sagt den nächsten Satz, jemand anders macht weiter, und dann schauen wir gemeinsam, was gut ist, und das nehmen wir dann.
Siehst du dich als Sängerin?
Disco: Nein, ich will auch gar keine sein, ich gebe einfach meine Tradition weiter.
Arahmat, die imzad-Spielerin: Als ich klein war, hörte ich den Frauen zu, wenn sie imzad spielten, und das hat mir so gefallen, dass ich mir selbst kleine imzads gebastelt habe. Ich habe Rinde und einen Stock und Stofffetzen genommen und so lange probiert, bis das richtig geklungen hat. Ganz allein. In meiner Familie spielt niemand Geige. Als mein Vater das gesehen hat, riet er mir, auf die Nacht zu warten, wenn es still ist und niemand spricht. Er hat mir geraten, die Stille auszunutzen, um zu lernen, um die Lieder kennen zu lernen. Ich habe allein gespielt, bis ich Amanou im Flüchtlingscamp getroffen habe.
Wer spielt tindé?
Disco: Alle Frauen haben Lust darauf. Ich habe es gelernt, als ich klein war, von einer Dienerin. Sie hat mich auf ihre Knie gesetzt, und ich saß da furchtbar gern, während sie tindé spielte. So habe ich von ihr den Rhythmus gelernt. Es kommt mir vor, als ob ich es schon immer spielen würde. Ich habe auch sehr gern gesungen und getanzt. Deshalb werde ich Disco genannt.
Bringt ihr euren Kindern die Musik bei?
Disco: Nein, unsere Kinder sind frei. Die Kleine spielt die ganze Zeit tindé, das kann sie ruhig. Ich bringe ihr jedenfalls nichts bei. Da kann sie das machen, was sie will. Meine Mutter wollte übrigens nicht mal, dass ich singe. Zu Hause habe ich von morgens bis abends gesungen. Sobald ich aus der Schule kam, habe ich meine Tasche abgelegt und angefangen zu singen. Meine Mutter hat mich geschlagen.
Am Anfang von „Tartit“ musste ich alle Lieder singen und mit der tindé begleiten. Ich fand mich nicht gut genug und habe eine richtige Sängerin mit einer schönen Stimme gesucht. Jemand hat mir von Fatma erzählt. Als ich zu ihr gegangen bin, hat sie gesagt: „Nein, unmöglich!“ Sie wollte nicht von zu Hause weg. Dann hat sie mir aber versprochen, ihren Mann um Erlaubnis zu bitten. Ihr Mann hat erlaubt, dass sie kommt.
Fatma: Ich war noch nie verreist, ich hatte Angst. Ich bin daran gewöhnt, immer bei meiner Familie zu sein und für sie zu singen. Wir alle haben Angst vor dem, was wir nicht kennen. Dann ist mir klar geworden, dass mir das nicht schadet, dass mir das gut tut: reisen, singen, Geld verdienen.
Disco: Der Ehemann muss der Reise zustimmen. Für mich war es sehr schwer, meinen Mann zu überzeugen. Bei der ersten Reise war er einverstanden, die nächsten Male nicht mehr, er hat sich geweigert. Es hat ihm nicht gepasst, dass ich dauernd unterwegs bin. Ich lasse mir das nicht gefallen.
Wie bist du darauf gekommen, etwas für die Frauen zu tun?
Disco: Das kann ich nicht sagen, ich bin einfach so geboren. Ich habe angefangen, für die UNICEF als Organisatorin zu arbeiten und mich für Frauen und Kinder einzusetzen. So hat das angefangen. Unsere Union kümmert sich um die Tuareg-Frauen. Sie brauchen Hilfe, sie haben in unserer Gesellschaft einen schweren Stand. Sie reisen nicht, sie gehen nicht zur Schule, sie lernen nichts. Sie sind die Mütter unserer Kinder. Oft verschwindet der Mann und lässt Frau und Kinder zurück. Oder er lässt sich gleich scheiden und lässt dir die Kinder. Die Frau muss die Kinder ernähren. Dem Mann ist das egal, er haut ab, häufig in den Krieg, zu einem Aufstand oder auf eine weite Reise. Die Frau muss sich durchschlagen. Abou ist mein Assistent. Er kümmert sich um die Koordination der Frauenorganisationen in Nordmali. Bei der Arbeit verdient man nichts, sie ist freiwillig. Man engagiert sich für die Gesellschaft.
Abou, der zweite Griot: Wenn das Projekt von einer NGO unterstützt wird, werde ich bezahlt. Wenn nicht, dann eben nicht. Auf dem Land lebe ich mit den Tieren zusammen. Ich lebe von der Viehzucht. Ich bin Schäfer, ich singe mit meinen Tieren. Ich besitze Kühe, Schafe und Ziegen. Die Milch trinkt man, das Fleisch isst man, die Butter benutzt man. Mit dem Verkauf der Tiere zahlt man das Getreide und einmal im Jahr neue Kleidung. Und Schuhe, Zucker, solche Sachen eben. Die kleinen Bedürfnisse der Familie. Ich bin Nomade. Bei uns ist man wegen der Tiere Nomade. Wenn man kein Tier hat, zieht man nicht herum. Man lässt sich irgendwo nieder und bleibt da und sucht sich was, wovon man leben kann. Mit den Tieren muss man immer wieder einen neuen Weideplatz suchen. Ich weiß nicht, wie oft im Jahr ich weiterziehe. Die Wüste hat keine Grenzen. Ein Nomade hat keine Grenzen. Man zieht nach ein oder zwei Tagen weiter, manchmal nach einem Monat, aber das ist das Maximum. Immer mit der Familie.
Und du, Mama, wie ist dein Leben in Wepion im Vergleich zu vorher?
Mama: Das ist anders, verstehst du. Vor 7 Jahren habe ich mein Tuareg-Leben aufgegeben, aber ich fahre jedes Jahr nach Mali. Ich habe meine Kultur bewahrt. Seit 7 Jahren bin ich hier, aber für mich hat sich nichts geändert. In meinem Herzen lebt meine Kultur weiter. Ich weiß, dass ich eine Tuareg bin.
Disco: Nur, dass sie nicht mit Haus herumzieht.
Mama: Das Haus zieht nicht weiter, weil es kein Zelt ist. Wenn es ein Zelt wäre, wäre ich jeden Abend in einem anderen Garten. Ich bin so sehr Nomade, dass ich mein Bett jeden Tag umstelle. Heute ist es hier, morgen da. Es macht mich nervös, wenn es immer am selben Platz steht. Das ist keine Unordnung, es ist immer gut aufgeräumt. Ich bin in der Wüste aufgewachsen.
Disco und Mama lachen: Los, Amanou, erzähl von deinem Nomadenleben.
Amanou: Ich bin als Nomade geboren. Sogar auf Tournee lebe ich als Nomade. Ob ich weiterziehe oder dableibe, die Musik ist immer in meinem Kopf, in meinen Gedanken. Aber ich spiele mein Instrument, den tehardent, nicht vor jedem, nur vor sehr wichtigen Menschen, vor denen, die meine Eltern für „sehr ehrwürdig“ hielten. Mein Repertoire habe ich von meinen Eltern gelernt.