Nachdem Stergin in Innsbrucker an der Universität Mozarteum Klarinette und Gitarre studiert hatte, wollte er erst mal raus aus Österreich, raus aus dem beschaulichen Tirol. Seinen Zivildienst leiste er deshalb im Ausland in Amsterdam und in Los Angeles. Der eigentliche Plan, sich anschließend als Musiker in Los Angeles niederzulassen, wurde wieder geändert. Richtig warm wurde Stergin nie mit dem Lebensgefühl in Kalifornien. „Zu viel Plastik“ sagt er heute darüber. Also doch Europa, doch London. Dort war ihm ein Kompositionsstudium in Aussicht gestellt worden, das er dann auch am renommierten Trinity College of Music in London wahrnahm. Das war 2006, inzwischen lebt er das siebte Jahr in London.
London, als die kreative und kulturelle Metropole, ist für jeden frei schaffenden Künstler Fluch und Segen zugleich. In Europa gibt es nirgendwo mehr kreative Freigeister als in der englischen Hauptstadt. Das ist auf der einen Seite sehr befruchtend und inspirierend, auf der anderen gibt es in London aber auch wahnsinnig viel Konkurrenz. Als einzelner aus der Masse heraus zu stechen, ist unglaublich fordernd. Stergin blieb trotzdem in London, weil sich für ihn dort die Möglichkeit bot, Neues zu probieren. Er konnte in den Feldern Komposition, Perfomance Art, Songwriting, Filmmusik und vielen anderen tätig sein und seinen eigenen künstlerischen Horizont erweitern. Dafür nahm er in Kauf, gerade am Anfang auch finanziell herausfordernde Jahre durchzustehen. Eine der größten Lektionen, die ihm das Leben in London gelehrt haben, so Stergin selbst, sei gewesen, einfach nicht aufzugeben, auch wenn ein Projekt einmal nicht auf Anhieb funktioniert hat.
Inzwischen wurden seine Kompositionen unter anderem beim London International String Quartett Festival oder im Southbank Centre aufgeführt, doch Stergin hat beschlossen, anders weiter zu machen, die eigene Comfort-Zone zu verlassen, sich selbst noch weiter herauszufordern und vor neue Aufgaben zu stellen. Sein aktuell wichtigstes Projekt ist die vierköpfige Formation „Window Farm“, ein Ensemble mit ehemaligen Kommilitonen vom Trinity College. Stergin an Gitarre und Gesang wird von einem Cellisten, einem Geiger und einer Percussionistin begleitet. Nicht nur Besetzung, sondern auch das Songwriting sind einigermaßen ungewöhnlich. Kaum ein Geräusch, das nicht in den Bandsound integriert wird, egal ob Luftballon oder Kinderspielzeug, alles hat Platz im Window Farm Universum. (Quelle: musicaustria.at)