Go nord
2019 wird auch das Jahr der Klimaflucht, so sagen einige Prognosen. Des weiteren erfahren wir, dass die hiesige Bevölkerung zunehmend Probleme mit den steigenden Temperaturen hat. Das hat verheerende Folgen. Erste Landsleute werden bereits im April ihr Hab und Gut zusammenpacken und gen Skandinavien emigrieren. Riesige Karawanen mit Kühltaschen, gefühlt mit Leberkäs und Schnitzel, setzen sie sich dann zu Beginn des Frühsommers in Bewegung. Im Proviant ebenfalls ausreichend Schwarzbrot und Semmelbrösel, was es ja beides dort oben nicht gibt. Doch wir bringen diesen nordischen Eingeborenen noch mehr mit. Volksmusik für die Schlichteren und Mozart für die dekadente Bildungsschicht. Mit abgelaufenen glitzernden Mozartkugeln werden wir sie locken und ihr Nordseeöl damit eintauschen. Danach werden wir Zelte errichten, die großen Beduinenzelten frappant ähnlich sehen. Das wird sie irritieren, aber nicht genug damit, denn drinnen wird 24 Stunden Blasmusik zu hören sein. Und die Nordluft wir erfüllt sein mit Geruch von totem Schwein in jeder Form. Dann zur Mittsommernacht wird der an sich trinkfeste Skandinavier seine Unterlegenheit in Sachen Saufvermögen gegenüber den austriakischen Immigranten eingestehen müssen. Von dieser Schmach kann er sich kaum erholen. Und im Winter wird die Kultur des Hüttenzaubers nach und nach alle autochthonen Sitten verdrängen. Speckjause in einem fort statt ödes Smörgasbord. Glühwein ist der Hit statt Grog und Aquavit. Nichts anderes wird den tapferen Nordmännern übrig bleiben als die Skandinavienroute zu schließen. Und zu hoffen, dass es in Österreich wieder verregnete Sommer gibt.