Nützlich und gemein
Manche Dinge muten im ersten Moment seltsam an. Doch, wenn man dann den kühlen Blick der Analyse darauf wirft, klärt sich alles auf. Der 1858 geschaffene Wiener Stadterweiterungsfonds entstand als Instrument der Umgestaltung der Wiener Altstadt. Frei gewordene Flächen, die durch den Abriss der Basteien entstanden, mussten genutzt werden. Diese schöne Tradition wurde bis zu der Auflösung des Vereins im Jahre 2017 fortgesetzt. Es wurde erweitert, was das Zeug hielt. Eine Wohnung in bester Lage wurde sehr billig veräußert, was im caritativen Sinne eine Erweiterung der Besitzmöglichkeiten dem Fond Nahestehender war. Auch ein innerstädtisches Grundstück wurde um 15.000.- verkauft, die anfallenden Beratungskosten dafür betrugen 41.000.-. Das scheint logisch, da Beratung und Abwägung natürlich länger Zeit brauchen als der Kauf an sich. Gekauft wird schnell und hat dadurch den niedrigeren Stundenlohn. Stadterweiterung ist aber neuerdings auch ein dreidimensionaler Begriff. Es kann durchaus in die Höhe erweitert werden. Das dürfte man voraus gesehen haben, als das Heumarktareal um wohlfeile 4 Mio, verscherbelt wurde. Mehr als das Doppelte wäre möglich gewesen, meint der stets humorlose Rechnungshof. Nun wurde ein Teil des Verkaufserlöses vom inzwischen aufgelösten Stadterweiterungsfonds an den Integrationsfonds überwiesen. Interessant, dass beide Fonds, die dem Innenressort unterstehen, damals denselben Leiter hatten. Interessant auch, dass der Nutznießer des generösen Deals eine gemeinnützige WohnbaugmbH. war, die inzwischen dem selben Unternehmer gehört wie das Heumarkt-Areal. Hier wurde offensichtlich dem Gemeinen Nutzen erwiesen. Doch halt, der Verkaufserlös wurde ja für karitative und wissenschaftliche Zwecke gespendet. Das entspricht zwar nicht den Satzungen, doch altruistisch ist es allemal. Also auch hier: wozu die Empörung?